1.500 gegen Sozialabbau

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LUXEMBURG - Pfeifkonzerte vor der Chamber. Mehr als 1.500 Beschäftigte aus dem Cargo-Bereich demonstrierten am Dienstagnachmittag auf dem Krautmaart gegen die Angriffe auf das Luxemburger Sozialmodell.

Am Dienstag demonstrierten Arbeitnehmer der Cargolux und der Luxair vor dem Parlament. Die Gewerkschaften fordern unter anderem den Respekt des Luxemburger Sozialmodells bei der Cargolux und der Luxair sowie das Beibehalten des aktuellen Kräfteverhältnisses im Cargolux-Aktionariat von 35 Prozent für Qatar Airways und 65 Prozent Luxemburger Aktionäre. Die Gewerkschaften widersetzen sich vehement gegen die Auslagerung von Geschäftsbereichen.

Vor dem Parlament war die Stimmung gereizt. Die Cargolux-, Luxair-Beschäftigten wollen endlich Klarheit über die Zukunft des Luftfrachtstandorts Luxemburg. „Wir werden seit Monaten verschaukelt und hingehalten. Ich arbeite seit 18 Jahren im Frachtbereich. Ich habe Frau und Kind. In meinem Alter möglicherweise den Job zu verlieren, bereitet mir schlaflose Nächte,“ sagte Paul.

Schlechte „Zwangsehe“

In seiner Ansprache sagte Hubert Hollerich, vom OGBL, dass die Cargolux ganz bewusst finanziell ausbluten gelassen werde. Die Cargolux schreibe nach der „Zwangsehe“ mit den Kataris tiefrote Zahlen im operationellen Bereich, so Hollerich am Dienstag zu dem Demonstranten. Das Transportvolumen sei entgegen den Ankündigungen der neuen Mitbesitzer gesunken. Cargolux hätte unter der neuen Führung dann auch noch Streit mit dem Flugzeugbauer Boeing bekommen. Das alles sei nicht seriös.

Die Generaldirektoren und Präsidenten der Cargolux und der Luxair bezeichnete Hollerich als „Marionetten, die weg müssten“. „Wir brauchen keine ferngesteuerten Verwaltungsrat aus dem Katar“, sagte Hollerich. Der Name Helminger fällt. Minutenlange Buhrufe. Der Staat sei gefordert, so Hollerich weiter. Er besitze immerhin über die BCEE, den SNCI und die Luxair 65 Prozent der Firma. Aber der Staat habe sich in den letzten Monaten beim Thema Cargolux sehr unbeholfen verhalten, heißt es vom LCGB. Keine Kompromisse, der Standort muss erhalten bleiben. Der Minderheitsaktionär agiere, als gehöre die ganze Firma ihm. Warum?, fragt der Gewerkschaftler. Dabei seien viele Fragen über die Zukunft der Cargolux noch unbeantwortet.

Über 8.000 Arbeitsstellen

Idem bei der Luxair, wo Cargolux Schule gemacht habe und die Direktion auch einseitig den Kollektivvertrag gekündigt hätte. Das gesamte Luxemburger Modell ist mit der Entscheidungen Cargolux in Gefahr, heißt es auf dem Krautmaart.

Cargolux sei ein sogenannter „systemischer Betrieb“. Viele andere Unternehmen seien vom Luftfrachtunternehmen abhängig: Die Luxair, Straßentransportbetriebe, Logistikfirmen … 8.000 Arbeitsstellen stünden auf dem Spiel, so Hollerich, der daran erinnert, dass wenn Cargolux untergeht, die Luxair ebenfalls dem Tode geweiht sei. Man wolle keinen zweiten Mittal, so Hollerich. „Wir haben bis heute keine schriftlichen Garantien aus Katar über die Cargolux bekommen. Alles leere Versprechungen“, ärgerte sich Hubert Hollerich vom OGBL.

Protestschreiben an die Politiker

Eine Gewerkschaftsdelegation überreichte dem Parlamentspräsidenten, Laurent Mosar am Dienstag ihren Forderungskatalog. „Wir machen uns ernste Sorgen über den Standort Luxemburg. Die Kataris schalten und walten, wie sie wollen. Nicht nur bei der Cargolux, sondern inzwischen auch bei Luxair-Cargo. Hier stehen 8000 Arbeitsplätze auf dem Spiel“, sagt Hubert Hollerich bei der Übergabe des Protestschreibens an den Parlamentspräsidenten.

Gegen 17.00 Uhr löste sich die Demonstration auf.