Verdrängtes Jubiläum: Vor 20 Jahren startete die „Tour de renouveau“

Verdrängtes Jubiläum: Vor 20 Jahren startete die „Tour de renouveau“

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Sportveranstaltungen lassen sich noch besser verkaufen, indem man die Legendenbildung vorantreibt. Das haben die Organisatoren der Tour de France verstanden wie kaum ein anderer. Bei gefühlt jeder „Grande boucle“ gibt es ein Jubiläum zu feiern. Diesmal sind es gleich zwei. 100 Jahre „Maillot jaune“ und das 50-jährige Jubiläum von Eddy Merckx’ erstem Tour-Sieg. Um den „Kannibalen“ gebührend zu ehren, startet die Tour in die sem Jahr in Brüssel. Gutes Marketing ist eben alles.

Einem weiteren Jubiläum wird allerdings weit weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist nun genau 20 Jahre her, dass der damalige Tour-Direktor Jean-Marie Leblanc verkündete: „C’est parti pour être le Tour du renouveau.“ Vorausgegangen war eine Tour 1998, die mit dem Festina-Skandal gänzlich im Dopingsumpf unterging. 1999 sollte es einen Neuanfang geben. Es war der Beginn der Ära Lance Armstrong.

Die Geschichte des Krebspatienten, der die Tour de France gewinnt, ließ sich wunderbar vermarkten, jedoch war sie zu schön, um wahr zu sein. Kritiker gab es zwar von Anfang an, allerdings waren sie in der Unterzahl. Erst im Dezember 2012, nach aufwendigen Ermittlungen der US Anti-Doping-Agentur und dem darauffolgenden Dopinggeständnis von Lance Armstrong, gab es Gewissheit.

Dass 1999 doch nicht die „Tour du renouveau“ war, war schon lange vor 2012 klar. Spätestens mit der „Operación Puerto“ 2006, als die Dopingenthüllungen um den spanischen Frauenarzt Eufemiano Fuentes sogar den Festina-Skandal in den Schatten stellten, durfte dem Letzten bewusst geworden sein, dass sich der Radsport doch nicht wirklich verändert hat.

Und wie sieht es 2019 aus? Die Zeiten, in denen die Radfahrer ihr Blut zu einer gelatineartigen Masse hochdopten, dass das Herz es fast nicht mehr durch die Adern pumpen konnte, sind vorbei. Doch Mikrodosierungen, fragwürdige medizinische Ausnahmegenehmigungen und technisches Doping haben sich ebenfalls als durchaus effizient herausgestellt. Im Prinzip ist man 2019 nicht wesentlich weiter als 1999.

Das sagte vor wenigen Tagen der ehemalige Radprofi und geständige Doper Jörg Jaksche in einem Interview mit dem mdr. Das Tempo im Peloton sei beinahe unverändert hoch, stellte Jaksche fest. Er bemängelte, dass die Erwartungshaltung „Fahr schnell und lass dich nicht erwischen“ immer noch bei den Teams vorherrschen würde. Im Gegensatz zu seiner aktiven Zeit geht Jaksche allerdings davon aus, dass das Doping in den Teams nicht mehr so organisiert vonstattengehe.

Der Radsport hat sich seit der „Tour du renouveau“ zwar verändert, allerdings nicht grund legend. Was daran liegen dürfte, dass niemand ein Interesse daran hat, die Betrüger zu überführen und schlechte Publicity zu riskieren. Wo es um Geld und Ruhm geht, wird es immer Betrüger geben. Nicht nur bei der Tour de France, nicht nur im Sport.

spëtzbouf
9. Juli 2019 - 9.57

Somit ist die TdF mit schuld am Klimawandel. Das ist doch an den Haaren herbeigezogen. Und die Böllerparties und Feuerwerke an Sylvester, die Monsterkreuzfahrtschiffe, die unzähligen Privatautos mit denen die verwöhnten Schüler/innen morgens und nachmittags zur Schule gebracht resp. von dort abgeholt werden, obschon ein sicherer Schulweg vorhanden ist und die hunderten von Autos die vor der geschlossenen Bahnschranke minutenlang den Motor laufen lassen und und und ? Während die TdF unterwegs ist, sind die von ihr benutzten Strassen quasi den ganzen Tag für den Verkehr gesperrt, also gibt es dort entsprechend weniger Abgase. Klar, kann auch mal vorkommen, dass der eine oder andere Radfahrer mal pupst und damit zur Luftverpestung beiträgt. Nicht zu vergessen, die Millionen TVs die während der Etappenübertragung eine Unmenge an Strom verbrauchen und die Atmosphäre zusätzlich erwärmen. Sie haben recht, die TdF gehört abgeschafft und mit ihr der Sport überhaupt.

Hubertus
8. Juli 2019 - 22.38

Wie sieht es eigentlich mit der Klimabilanz der Tour de France aus? Der Fahrradsport wird doch als mega-ökologische Sportart angesehen. Fangen wir doch bei der Reklame-Karawane an: 180 Autos, Lkws und andere Fahrzeuge. Und dann zur Tour selbst : Pro Team 2 Mannschaftswagen und 5 weitere Autos für Masseure, Pressesprecher, Gäste etc., je1 Reisebus,1 LKW ,1 großes Wohnmobil und 5 Transporter. Das macht bei 22 Teams 154 Autos, 22 Reisebusse , 22 LKW , 22 große Wohnmobile und 110 Transporter. Das sind insgesamt 532 Motorfahrzeuge die jedes ca. 3300 Kilometer abspulen werden , also zusammengerechnet 1'755'600,00 Kilometer ohne die Verbindungwege von der Ziel-stadt zur nächsten Start-Stadt . Wieviel Kamera-Motorräder und Kamera-Hubschrauber im Einsatz sind kann jeder jeden Tag vor dem Bildschirm selbst zählen. Man müsste mal bei Greta nachfragen wieviele Mega-Tonnen CO2 das ergibt. Ich denke da ist selbst ein Ereignis wie die 24 Stunden vom Nürburgring oder Le Mans ein Klacks dagegen. Und dann wundern wir uns über den Klimawandel !

titi
8. Juli 2019 - 18.46

Das 11. Gebot, das wichtigste von allen, ob man gläubig ist oder nicht!

Jacques Zeyen
7. Juli 2019 - 11.45

Corr: " Fahr schnell und las dich nicht erwischen" - dann suche ich mir ein anderes Hobby.

Jacques Zeyen
7. Juli 2019 - 9.50

Genau. Und weil schon die Prohibition nicht funktioniert hat und das Drogenverbot sogar Mordopfer generiert,sollte man jeden machen lassen was er will. Mit dem Alkohol und Tabak machen wir das ja auch. Denn wenn alle gedopt sind,gewinnt ja wieder der Beste. Oder wer glaubt daß ein Froome oder Armstrong von einem anderen Stern kommen? Wenn ich als Sportler von einem Geldgeber oder Direktor gesagt bekomme: "Fahr schnell und lass dich nicht erwischen,dann suche ich mir ein anderes Hobby."

titi
6. Juli 2019 - 19.13

Also, hat sich in diesen Jahren nichts Wesentliches geändert. Es geht genau so weiter, mit noch raffinierteren Methoden zu einer künstlichen Leistungssteigerung. Das radsportbegeisterte Publikum ist nicht unschuldig an dem Ganzen, weil es , genau wie die Sportpresse und die Sponsoren, immer höhere Anforderungen an die Sportler stellt. Die Rennen müssen schneller werden, die Kletterpartien steiler und länger, die Abfahrten können nicht gefährlich genug sein, das Ganze muss spektakulär und dramatisch sein. Wie zur Zeit der Gladiatoren im alten Rom. Wer diese Erwartungen nicht erfüllt, fliegt raus. Nicht nur der Radsport, der Sport im allgemeinen, ist ein Spiegelbild unserer verlogenen Ellbogengesellschaft. Wohlwissend, dass im Hochleistungssport kein Blumentopf ohne Doping zu gewinnen ist, wird von den Athleten quasi verlangt, dass sie zu verbotenen Substanzen greifen, um die von ihnen erwarteten Leistungen zu erbringen. Wer erwischt wird, kommt als Betrüger an den Pranger. Auffallend ist, dass in den letzten Jahren die finanziell stärksten Mannschaftn die Sieger bei den grossen Rennen stellten.