Bauer findet Frau

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Das "Théâtre ouvert Luxembourg" zeigt die französische Theaterversion des Bestsellers "Der Kerl vom Land" der schwedischen Autorin Katarina Mazetti.

Ein Stück, das zeigt, dass über das Thema Liebe zwar schon alles gesagt worden ist, aber man immer noch darüber lachen kann. Eine moderne „Screwball- Komödie“.

Infos zum Stück

Autorin: Katarina Mazetti

Regie: Jérôme Varanfrain
Mit: Colette Kieffer und Joël Delsaut

Bühnenbild: Jeanny Kratochwil

Übersetzung: Lena Grumbach und Catherine Marcus

Adaptation: Alain Ganas

Dauer: 1 St. 20 Minuten

Weitere Vorstellungen:
19., 20., 26., 27. und 28. Februar um 20.30 Uhr
Am Sonntag, dem 1. März, um 17.30 Uhr
Am 5., 6. und 7. März um 20.30 Uhr

Am Grab ihres Mannes lernt die Bibliothekarin Daphné den Bauern Jean-Marie kennen, der das angrenzende Grab seiner Mutter besucht. Leidenschaftlicher Sex täuscht die beiden am Anfang der Beziehung darüber hinweg, dass ihre zwei Welten so gar nicht zusammenpassen, und dass sie eigentlich ein ganz anderen Partner wollen oder sogar brauchen.

Sie die gebildete Bibliothekarin, die Literatur und klassische Musik mag, und er, der Kerl vom Land (so lautet der Titel in der deutschen Übersetzung), dessen Leidenschaft Traktoren sind. Während sie in die Oper und ins Theater will, fühlt er sich wohler auf ländlichen Bauernfesten. Nach und nach wird den beiden klar, es geht nicht. Formal besteht das Stück aus Dialogen und Monologen. Letztere werden von den beiden Schauspielern laut aufgesagt, wodurch der Zuschauer zum Komplizen beider wird und gleichzeitig über sie lachen kann.

Spezieller Rhythmus

Lange Monologe in einem Bühnenstück können ins Auge gehen. Jérôme Varanfrain gelingt mit seiner Inszenierung, dass sich Monologe und die Gespräche ergänzen. Das Sich-Abwechseln von Monolog und Dialog gibt dem Stück einen speziellen Rhythmus. Während die Dialoge kurz und heftig sind, mit hohem Tempo, wird dieses in den Monologen verlangsamt: Ein Auf und Ab des Rhythmus als Sinnbild der Beziehung. Klischeehaft würde man sie als „leidenschaftliche Beziehung mit Höhen und Tiefen“ bezeichnen.

Daphné und Jean-Marie zeigen zusätzlich zu ihren kulturellen Unterschieden, über die manche Paare stolpern, das Oberflächliche vieler Beziehungen. Sehr weit entfernt ist der in wenigen Szenen auftauchende Sternenhimmel, der nur nachts im Bett zu sehen ist. Bei Tageslicht kommt die Realität. Daphné, die kultivierte Witwe, kommt zwar vordergründig als moderne, aufgeschlossene Frau rüber, indes man von Jean-Marie eher das Bild eines Hinterwäldlers vermittelt bekommt. Aber, Sie werden es sicher ahnen, stille Wasser gründen tief.

Daphné macht sich Notizen mit einer Füllfeder, worüber sich Jean-Marie wundert, er, der ungehobelte Klotz vom Lande: „Wer benutzt denn heutzutage noch so etwas?“ Er mag zwei keine Theater und liest keine Bücher, kennt sich aber mit modernen Traktoren aus. Er ist sicher mit seiner harten Arbeit näher am wahren Leben dran als sie.

Sie will einen gebildeten Mann. Als sie zufällig herausbekommt, dass er der beste Schüler in seiner Klasse war, will sie ihn dazu bewegen, wieder zu studieren. Dass er nicht will und sein Leben seine Wahl ist, kann sie nicht verstehen. Und er will eine Frau, die anpackt auf dem Hof. Sie begehren sich zwar gegenseitig, aber eigentlich wollen sie nur das Gleiche wie sich selbst in einem anderen Geschlecht.

Kitschiger Schluss

Warum er denn nicht eine Anzeige in seiner Regionalzeitung aufgegeben habe, um eine Frau zu finden, fragt Daphné ihn. Darauf erwidert er, er wolle eben gerade nicht eine Frau aus dem gleichen Umfeld. Die Selbsttäuschung wird hier auf die Spitze getrieben. Am Ende müssen beide einsehen, dass es manchmal zwischen Menschen Unterschiede gibt, die unüberbrückbar sind.

„Dass es in nur einigen Kilometern Entfernung solche kulturellen Gegensätze gibt, das hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagt sich Daphné. Doch, oh Wunder, am Ende gibt es ein „Happy End“. Sie will ein Kind. Er will es auch und will trotz alle Widersprüche eine Partnerschaft mit ihr eingehen. Einen zwar so optimistischen, doch auch kitschigen Schluss wie „Die Liebe siegt immer“ erwartet man beim „Traumschiff“, aber nicht im TOL.