„Son Luxembourg“: Ein postmodernes Rockkonzert in der Rockhal

„Son Luxembourg“: Ein postmodernes Rockkonzert in der Rockhal

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„Wir sind jetzt bereits zum vierten Mal hier in Luxemburg“, stellt Son-Lux-Sänger Ryan Lott fest, bevor er sich erinnert: „Unsere erste Sold-out-Show war hier in eurem Land. Eigentlich hätten wir T-Shirts mit der Aufschrift ‚Son Luxembourg‘ drucken lassen müssen, um dies zu feiern.“ Am Dienstagabend war der Klub der Rockhal auf jeden Fall weit davon entfernt, ausverkauft zu sein.

Dafür fand man, wie schon vor ein paar Monaten beim Sohn-Konzert im Atelier, die halbe Luxemburger Musikszene vor Ort: Son Lux spielen eben Musik für Musiker, für Fans von vertrackten Rhythmen und spannendem Songaufbau.

Die anwesenden Konzertgänger sind dann meist auch eingefleischte Fans, die sich an jeden hiesigen Auftritt der Band erinnern können – ganz gleich, ob es sich jetzt um die ausverkaufte Show im Exit 07 oder um die Festivalauftritte auf dem „Food For Your Senses“- oder dem „Sonic Visions“-Festival handelte.

Fokus auf „Brighter Wounds“

Im Allgemeinen herrscht folgender Konsens: Das Konzert am Dienstag hat leicht weniger begeistert als die vorherigen Shows, zum Teil wohl, weil das neue Material des an sich durchaus gelungenen Albums „Brighter Wounds“ verstärkt auf Leerstellen setzt und weniger greifbar ist.

Dass die Band dann gleich acht Auszüge aus dem neuen Album spielt und von den drei Vorgängern nur die vier bekanntesten Songs zum Besten gibt, ist dann einerseits schon mutig, führt andererseits aber vielleicht zu einem teils weniger mitreißenden Konzert, bei dem die ganze klangliche Schönheit in der organischen Art und Weise, wie die Band funktioniert, und in der zerbrechlichen Stimme von Ryan Lott aber umso klarer durchscheint.

Der Hitsong „Easy“, der hier zu Beginn des Konzerts gespielt wird, lotet wie viele andere Songs kontrapunktische Schlagzeug-Rhythmik und das Wechselspiel zwischen Leerstellen und dem Call-Response zwischen den Musikinstrumenten aus.

 

Als nach „Surrounded“ ein technisch beeindruckendes Schlagzeugsolo, das erfrischend unprätentiös wirkt, angestimmt wird und im Laufe von „Stolen“ weitere Soli-Elemente in einer langen Improvisation, die mitunter wie eine Jam mit Mitgliedern von Mars Volta und Battles klingt, versteht man das Konzept dieses Son-Lux-Konzerts: Hier wird einem eine postmoderne Collage eines klassischen Rockkonzerts geboten, bei dem man die „Balls-out“-Attitüde gegen eine organische Zerbrechlichkeit und jazzige Versatzteile ausgetauscht hätte.

Dass dann sogar ein Publikumsliebling wie „Lost It To Trying“ musikalisch umgekrempelt wird, zeugt von einer Band, der man die Spiellust auch wirklich abkauft: Da, wo andere Musiker das Publikum aufgesetzt jovial zum Mitklatschen und -grölen ermutigen, um anschließend jeden Abend die gleiche Songreihenfolge lustlos herunterzurattern, merkt man, wie erpicht das Trio darauf ist, der Monotonie in ihren Konzerten keinen Platz zu lassen.

Musikalisch erinnert hier so manches an Xiu Xiu oder an Yeasayer, bei „Dream State“ kommt wegen der Mischung aus Synthies und Chören sogar ein Bastille-Flair auf – wer hätte gedacht, dass man stilistische Elemente, die diese unterdurchschnittliche Band ausmachen, mal in einem tollen Song zu hören bekommen würde? Für einen fünften Auftritt der Band wünscht man ihr definitiv ein motivierteres Publikum.

https://www.youtube.com/watch?v=PnXbrLpWJR0