Vom Vergessen und der Erinnerung ans Verständnis: 18. Memory Walk am Welt-Alzheimertag wird im Zeichen der Toleranz stehen

Vom Vergessen und der Erinnerung ans Verständnis: 18. Memory Walk am Welt-Alzheimertag wird im Zeichen der Toleranz stehen

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Bereits zum 18. Mal findet am 21. September in Luxemburg der „Memory Walk“ der „Association luxembourgeoise Alzheimer“ (ALA) statt. Unter dem diesjährigen Thema „Für mehr Akzeptanz und Toleranz“ soll vor allem die Bevölkerung für Demenzerkrankungen sensibilisiert werden.

Von Laura Tomassini

Es startete 1989 mit insgesamt 1.249 Teilnehmern in den USA, die alle gemeinsam eine Mitteilung hatten: Alzheimer ist eine Krankheit und darf nicht tabuisiert werden. Mittlerweile lassen sich die Augen vor den Zahlen nicht länger verschließen, denn eine wachsende Gruppe an älteren Menschen in der Bevölkerung bedeutet auch mehr Betroffene. Auf etwa 7.000 wird die Statistik der Erkrankten in Luxemburg geschätzt, davon die meisten über 60 Jahre alt. Aber auch bei jüngeren Menschen kann eine Demenz auftreten. Genau aus diesem Grund dreht sich in der Woche um den Welt-Alzheimertag alles um die Aufklärung und Sensibilisierung.

Höhepunkt der Veranstaltungen ist in Luxemburg der „Memory Walk“. Bereits seit 18 Jahren wird der Spaziergang durch die Hauptstadt von ALA in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg City Tourist Office organisiert. Gleich drei Mal startet die Tour am 21. September. Der Weg führt von der place Clairefontaine aus durch das Regierungsviertel, an der Kathedrale und „Gëlle Fra“ vorbei über die Avenue Marie-Thérèse und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Unterwegs gibt es von einem Tourguide Informationen über das Petrusstal, das Bahnhofsviertel sowie die österreichische Epoche im Großherzogtum. Teilnehmen darf jeder, egal ob jung oder alt, Betroffener oder Familienmitglied, gut zu Fuß oder mit eingeschränkter Mobilität.

Mehr Verständnis für Betroffene

Im Fokus des „Memory Walk“ steht neben der Solidarität mit Erkrankten aber vor allem das „Versteesdemech“. „Es gibt auf der place Clairefontaine zahlreiche Infostände zum Thema Demenz und den diesbezüglichen Beratungsstellen im Land. In unserem Alzheimer-Café wird sich darüber hinaus über die Integration von Betroffenen in unsere Gesellschaft ausgetauscht“, so ALA-Direktionsmitglied Denis Mancini. Eine große Herausforderung sei noch immer das Verständnis für die Krankheit seitens Außenstehender: „Durch die Krankheit verändert sich die Persönlichkeit und das Verhalten der Betroffenen. Dieselbe Frage wird vielleicht zehn oder 20 Mal gestellt, was für das Umfeld meist eine sehr schwere Situation darstellt.“

Demenz ist nicht heilbar, doch Betroffene können trotzdem ein würdevolles Leben führen, erklären die Vertreter der ALA (Foto: Editpress/Julien Garroy)

Doch auch Betroffene haben eine eigene Meinung, und die soll vom Umfeld respektiert werden. Die Erkenntnis, dass Demenzkranke trotz eingeschränkter Fähigkeiten noch Teil der Familie und der Gesellschaft sein wollen – genau das will ALA vermitteln. „Vielen bereitet das Krankheitsbild Angst, da sie es nicht richtig verstehen. Unser Ziel ist es zu zeigen, dass Demenz zwar keine einfache Erkrankung ist, es aber dennoch schöne Momente gibt und die Betroffenen damit leben können“, erklärt Lydie Diederich von ALA. Man brauche sich nicht zu verstecken, auch wenn man auf Hilfe anderer angewiesen ist. „Das Verhalten wird halt etwas anders. Aber auch mit Demenz darf ein Mensch weiterhin in der Gesellschaft partizipieren, lachen und weinen“, so Diederich.

Eine Herausforderung der Zukunft

Und damit auch Nicht-Betroffene lernen, besser mit kranken Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten umzugehen, sind Veranstaltungen wie der „Memory Walk“ unabdingbar. „Wenn man sich mit der Thematik auseinandersetzt, ist dies der erste Schritt, um sie zu verstehen“, sagt Mancini. Dass die Sensibilisierungsarbeit ihre Früchte trägt, merken die ALA-Mitglieder in den Wochen direkt nach den Kampagnen. Vor allem die Beratungsstellen und Selbsthilfegruppe der Alzheimervereinigung werden dann ganz besonders in Anspruch genommen. Eine Tatsache, die sich wohl in den kommenden Jahren nicht so schnell ändern wird, schätzen Experten die Zahl von an Demenz erkrankten Personen weltweit für 2050 auf über 131,5 Millionen. „Mittlerweile kennt wohl jeder in seinem Umfeld wenigstens einen, der betroffen ist“, sagt Mancini. Umso mehr ein Grund, sich beim „Memory Walk“ gegenseitig daran zu erinnern, dass keiner mit der Problematik alleine ist.

Das Programm auf der place Clairefontaine läuft am 21. September von 11.00 bis 18.00 Uhr. Die Touren starten jeweils um 13.00, um 14.30 und um 15.30 Uhr und dauern etwa eine Stunde.  Vor Ort sorgen Drehorgel-Künstler Guy Arend sowie zwei Bands für musikalische Unterhaltung. Für die kleinen Besucher hält ein Ballonkünstler kunterbunte Lufttiere parat.

Weitere Infos: www.alzheimer.lu