GroßbritannienNach dem Brexit der Megxit: „Im Weltbild der Royals eigentlich nicht vorgesehen“

Großbritannien / Nach dem Brexit der Megxit: „Im Weltbild der Royals eigentlich nicht vorgesehen“
Die Briten sind in heller Aufruhr – nach dem Brexit droht nun der Megxit Foto: AFP/Tolga Akmen

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Prinz Harry und seine Frau Meghan wollen sich von ihren Royal-Pflichten zurückziehen, finanziell unabhängig werden und zeitweise in Kanada leben. Als wäre das für Anhänger des britischen Königshauses nicht bereits skandalös genug, gaben sie ihre Entscheidung über Instagram bekannt – und wie es ausschaut, ohne vorab die Queen informiert zu haben. Was das für Briten und Buckingham Palace bedeutet, erklärt die britische Politologin Melanie Sully.

Tageblatt: Mal im Ernst, Prinz Harry ist Sechster in der Thronfolge und will offensichtlich sein eigenes Leben führen. Trotzdem reagieren viele Briten jetzt geschockt auf seine Rückzugsankündigung. Wo ist das Problem?

Melanie Sully: Unter den Volljährigen ist Prinz Harry nach Prinz Charles und Prinz William der Dritte in der Thronfolge. Dazu ist er Senior-Mitglied der britischen Monarchie. Harry ist kein Royal wie viele andere. Als Senior-Mitglied gehört er dem Rat an, der zusammenkommt, falls die Queen ihre Geschäfte einmal vorübergehend nicht leiten können sollte. In diesem Gremium sitzen außer ihm noch Charles, William, Prinz Philip, der aufgrund seines Alters nicht gut beisammen ist, und Prinz Andrew, der spätestens seit seinem katastrophalen Interview zur Epstein-Affäre jeden Kredit in der Gesellschaft verspielt hat. Harry hat hier eine Verantwortung, und die nicht wahrzunehmen, ist im Weltbild der Royals eigentlich nicht vorgesehen. Das ist sehr unangenehm für diese Institution.

Meghan, Harry und sein Bruder William: „Eigentlich nicht akzeptabel“ 
Meghan, Harry und sein Bruder William: „Eigentlich nicht akzeptabel“  Foto: AFP/Tolga Akmen

Aber Weltbilder ändern sich, ist das nicht auch eine Chance zur Modernisierung des Königshauses?

Mit der Modernisierung ist das so eine Sache. Sicherlich geht es hier auch um einen Generationenkonflikt. Aber ein britischer Monarch ist immer auch Oberster Gouverneur der anglikanischen Kirche, dort findet die Krönung statt, die Funktion ist sozusagen gottgegeben – und das lässt sich ja schlecht einfach ablehnen. Royal zu sein, sucht man sich nicht aus, man wird es. Prinz Harry will offensichtlich Spaß haben im Leben. Das Leben scheint ihm zu kurz, als dass ihm da eine Monarchen-Funktion dazwischen kommen sollte. Geprägt hat ihn auch die Tragödie um den Tod seiner Mutter, Prinzessin Diana. Genau wie Queen Elizabeth geprägt wurde von der Abdankungskrise in den 1930er Jahren, als Edward VIII. nicht König sein wollte, um seine bürgerliche Frau zu heiraten.

Im Jahr 2020 mutet die Aufregung, die jetzt herrscht, trotzdem anachronistisch an …

Es gibt ja durchaus Strömungen, die die Monarchie modernisieren wollen. Die das altmodische Bild der britischen Krone nicht mögen, dass man alles schluckt, auch wenn es keinen Spaß macht. Weniger Mitglieder des Königshauses sollen weniger tun, um den Steuerzahler zu entlasten. Quasi eine Monarchie light. Jeremy Corbyn, der lange Zeit für die Abschaffung der Monarchie war, hatte diese Linie zuletzt eingeschlagen. Das kann man unterstützen, aber das Problem ist, dass Prinz Harry ganz oben in der Hierarchie steht.

Wie stehen die Briten zu der Entscheidung von Harry und Meghan?

Die Briten haben noch die schöne Hochzeit in Erinnerung. Das war so ein Netflix-Event. Ein wunderschönes Hochzeitspaar. Viele Celebritys und VIPs. Elton John war da, George Clooney. Absolut fantastisch, der totale Hype. Doch kurz danach kommt dann immer die Enttäuschung – und auch die Kritik. Weil sie Amerikanerin ist, weil sie ihn dominiert, gar ferngesteuert habe. Beide haben ein sehr schönes Haus in England für viel Geld renoviert – was nicht besonders gut bei den Steuerzahlern ankam. Die Kritik kam also sehr schnell und war sehr heftig. Queen Elizabeth wird vor allem deswegen so geschätzt, weil sie immer alles pflichtbewusst und mit der ihr eigenen Stoik erledigt hat. Da war alles immer perfekt. Diese Rosinenpickerei von Prinz Harry, der etwas nicht machen will, weil es ihm nicht gefällt, ist in diesem Weltbild nicht vorgesehen – und für viele Briten auch nicht akzeptabel. Die Briten schätzen die Königsfamilie, solange diese ihre Funktion ausübt.

Iran? USA? War da was? Der britische Blätterwald kannte am Donnerstagmorgen nur ein Thema
Iran? USA? War da was? Der britische Blätterwald kannte am Donnerstagmorgen nur ein Thema Foto: AFP/Daniel Leal-Olivas

Aber viele Funktionen sind der britischen Krone ohnehin nicht geblieben. Muss sich die Queen ernsthaft Sorgen um den Fortbestand der britischen Krone machen?

Was Harry und Meghan vorhaben, ist ein Bruch – und das in einer Zeit, in der die Monarchie infrage gestellt wird. Die Krone hat weniger politische und verfassungsrechtliche Funktionen als früher. Den Royals ist nichts anderes geblieben, als Wohltätigkeitsvereine zu unterstützen. Dort haben ihre Namen den Klang, den es braucht, um Spender anzuziehen. Da kommen die Leute, weil ein Royal dabei ist. Doch bei Prinz Andrew hat man jetzt gesehen: Wegen seiner weiterhin ungeklärten Rolle im Epstein-Skandal haben sich diese ganzen Vereine umgehend von ihm distanziert. Auch Universitäten wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Aber wenn die Royals auch diese Funktion verlieren oder sie gar zurückweisen und das Misstrauen zu groß wird, dann stellt sich die Frage, wieso sie überhaupt noch da sind. Das ist die große Sorge der Königin.

Der Buckingham Palace hat bereits mit einer Aussendung reagiert und mitgeteilt, dass das alles nicht so einfach werde und lange dauere mit der Loslösung Harrys von seinen Pflichten. War die Queen nicht informiert und hat erst mit dem Instagram-Posting ihres Enkels mitbekommen, was jetzt ansteht? Was lässt sich daraus für die Position der Königin ablesen?

Offensichtlich wurde die Entscheidung im Alleingang getroffen, ohne dass die Königin eingebunden war. Die Queen ist in ihrer Familie aber eine derart dominante Figur, dass die Senior Boys sie zum Beispiel fragen müssen, ob und wen sie heiraten dürfen. Es gibt interne Gesetze und einen ganzen Verhaltenskodex, den sie offensichtlich ignoriert haben. Die Königin ist zunehmend isoliert. Früher hatte sie immer Prinz Philip an ihrer Seite. In einer Beziehung, in der sie sich immer auf ihn verlassen konnte, egal wie schlimm die Zeiten waren, und mit dem sie sich immer beraten konnte. In seinem jetzigen Zustand geht das nicht mehr. Sie ist allein – und it’s lonely at the top, wer oben steht, ist einsam. Spekuliert wurde immer, ob bei der Nachfolge der Queen Charles übersprungen wird und Prinz William statt seiner König wird. Harrys Vorhaben dürfte dies unwahrscheinlicher machen. Und wenn Harry jetzt sagt, er möchte finanziell unabhängig sein, was ja ein sehr lobenswertes Ziel ist, wird er auch nur deshalb Jobs bekommen, weil er eben der ist, der er ist. Das lässt sich nicht so leicht trennen. Darauf nimmt ja auch die Mitteilung des Buckingham Palace Bezug, in der es heißt, man befinde sich erst am Anfang eines langen Prozesses. Auch das deutet darauf hin, dass der Palast nicht informiert wurde. Sonst hätten sie einen Plan gehabt, was offensichtlich nicht der Fall ist.

J.Scholer
10. Januar 2020 - 8.04

Mich wundert es , dabei ist es keine Zeile wert, dass sogar die seriösen Medien dieses feudala Thema ausschlachten. Makulatur in einer von Problemen gebeutelten Welt oder wie die Welt sich die Dorfidylle zum Zentrum des Geschehen krönt und " dem Duerfbeschass" erliegt.

Miette
9. Januar 2020 - 22.19

Den Brexit ass duerch an elo och nach den Megxit, mir wärten daat hei um Festland schons iwerliewen. An China ass een Saack Reis emgefall an trotzdem hun mer heiheem dach nach eng gewessen Liewensqualiteit.