„Mir sinn erëm do“: Cactus Marché im früheren Monopol-Gebäude

„Mir sinn erëm do“: Cactus Marché im früheren Monopol-Gebäude

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Dienstagabend fand die Eröffnungsfeier des neuen Cactus Marché im früheren Monopol-Gebäude am Marktplatz, genauer gesagt an der place Marie-Adélaïde, statt. Heute öffnet der Supermarkt seine Türen für die breite Öffentlichkeit. Es brauchte einige Jahre, bis sich die Cactus-Gruppe und Ettelbrück wiedersahen.

„Mir sinn erëm do“, freute sich Cactus-Direktor Laurent Schonckert am Dienstagabend. Man habe einen langen Weg hinter sich gebracht, doch jetzt sei man endlich wieder in der Pattonstadt angekommen.

Im Jahre 2000 hatte die Geschäftskette bereits einmal ein Lokal mitten im Stadtkern bezogen. Damals übernahm die Cactus-Gruppe die seit 1958 dort ansässige Eisenbahnerkooperative „Consum“ mitsamt Personal. Das Geschäftslokal, das rund 1.000 Quadratmeter groß war, hatte an jedem Wochentag von morgens bis abends geöffnet, lediglich sonntags war es nur bis Mittag auf. Die Belegschaft bestand aus 30 Mitarbeitern, 25 hiervon arbeiteten zuvor für „Consum“.

In einer Rekordzeit von nur 30 Arbeitstagen hatte man das Geschäftslokal damals auf Vordermann gebracht, bevor es seine Türen dann am Morgen des 12. April 2000 öffnete. Das war damals der fünfte Cactus Marché nach den Standorten Luxemburg-Bahnhof, Limpertsberg, Esch-Brill und Bettemburg. „Mit diesem Format an Geschäften wollte man nah am Bürger und sehr eng an der direkten Nachbarschaft sein.“

Kalte Dusche 2015

Die Luxemburger Eisenbahngesellschaft hatte damals einen Pachtvertrag über die Dauer von 15 Jahren mit der Cactus-Gruppe vereinbart. Im Laufe der Jahre wurde das mehrstöckige Gebäude auf Nummer 73 der Großstraße zum Verkauf freigegeben. Anfangs hieß es, die Gemeinde Ettelbrück sei am Gebäude interessiert, doch ein Privatmann aus Luxemburg erhielt den Zuschlag.

1999 kündigte der neue Besitzer den Pachtvertrag auf. Das initiale Abkommen sah eine Kündigungsfrist von einem Jahr vor. Cactus-Direktor Laurent Schonckert sagte am 6. Mai 2015 in einem Gespräch mit dem Tageblatt, dass er sich um ein Gespräch mit dem neuen Besitzer bemüht habe, doch sei es leider nie zu einer Unterredung gekommen. So mussten die Anwälte ran, mit dem Resultat, dass der Cactus-Gruppe vom Diekircher Tribunal lediglich ein Aufschub der eigentlichen Kündigung am 1. März 2015 bis zum 1. Juli 2015 gewährt wurde.

Fürsprecher für Ettelbrück

Schonckert sprach sich weiterhin für den Standort Ettelbrück aus. In der Gruppe bestehe der feste Wille, in der Pattonstadt zu bleiben. Es seien Alternativen vorhanden, doch mehr wollte man damals nicht verraten, da noch nichts in trockenen Tüchern war. 2015 hatten die Verantwortlichen wohl noch andere Lokale im Visier. Die Wahl fiel am Ende auf ein Gebäude an der place Marie-Adélaïde, auch „Maartplaz“ oder „Monopolsplaz“ genannt.

Am Standort am Ufer der Alzette hatte Nicolas Scholer 1952 die Waffenfabrik „Société luxembourgeoise d’armes S.A.“ (SOLA) in den Mauern der früheren Firma Godchaux einrichten lassen. Das Unternehmen sollte die Handfeuerwaffen für die erste Ausstattung der deutschen Kontingente der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) liefern. Doch nur fünf Jahre später stieg die Gesellschaft unter der Präsidentschaft von Nicolas Scholer, umgeben von seinen Verwaltungsratsmitgliedern Antoine Scholer und Isidore Scholer (alle luxemburgische Geschäftsleute), auf den Bau von Maschinen für die Herstellung von Plastikteilen (z.B. Schraubverschlüsse) und Kompressoren für Kühlschränke (1959) um.

1961 zog die in Luxemburg neu gegründete Filiale der „No-Nail Boxes“ dort ein. Hierbei handelt es sich um ein Unternehmen, das 1936 in Liverpool ins Leben gerufen wurde und Transportkisten ohne Nägel herstellt. 1972 zog die Firma nach Warken und 2006 dann nach Wiltz um, wo sie heute noch tätig ist.

Bewegte Geschichte

Doch zurück an den Ettelbrücker Marktplatz. Die Fabrik der früheren SOLA S.A. machte Platz für ein dreistöckiges Gebäude, in dem die Monopol-Scholer-Gruppe eine ihrer zehn Filialen unterbrachte. Im Erdgeschoss gab es ein großes Lebensmittelgeschäft. Auf der ersten und zweiten Etage erwartete die Kundschaft ein breit gefächertes Angebot an Kleidern, Strickwaren und Haushaltsgeräten. Zudem gab es eine Konditorei, eine Bäckerei, einen Friseursalon und einen Zeitungskiosk neben einer Filiale der Sparkasse. Im Juli 2006 fiel das Verdikt: Sämtliche Monopol-Geschäfte wurden geschlossen.

Ein Jahr später erwarb die Gesellschaft „Marvin Property Fund“ alle ehemaligen Monopol-Filialen, darunter auch das Gebäude in Ettelbrück. Die Firma „Breevast Luxembourg s.à r.l.“ wollte daraufhin ein Konzept zur Wiederbelebung der Verkaufsflächen umsetzen. Zu diesem Zweck sollte der öffentliche Parkraum auf der place Marie-Adélaïde sogar mit einer riesigen Betondecke überbaut werden, um einen direkten Zugang auf Höhe der ersten Etage des Gebäudes zu erhalten. Diese Idee stieß nach langem Hin und Her auf Widerstand in der Bevölkerung und auch im Gemeinderat.

Sturm der Empörung

Der Sturm der Empörung war dermaßen heftig, dass das Projekt fallen gelassen wurde. Die Firma Breevast geriet zudem immer stärker in Finanznöte, was unter anderem dazu führte, dass sie das ehemalige Ettelbrücker Monopol-Gebäude im Jahre 2015 verkaufte. Der Zuschlag ging an die Cactus S.A.

Der neue Besitzer entschied sich dazu, das Erdgeschoss sowie die Fassaden des Gebäudes wieder in Schuss zu bringen, um hier einen Cactus Marché unterzubringen. Die Renovierungsarbeiten begannen Anfang dieses Jahres, nachdem die Delhaize-Gruppe, die dort ein Lebensmittelgeschäft betrieb, in ein neues Gebäude in der Ettelbrücker Fußgängerzone umgezogen war.

Am Mittwoch öffnete der neue Cactus Marché mit einer kleinen Geschäftsgalerie im Erdgeschoss also seine Türen. Die Frage, was denn mit den beiden oberen Etagen passiert, ist schnell beantwortet. In einem Schreiben vom 24. August letzten Jahres hatte die Cactus S.A. der Gemeinde Ettelbrück mitgeteilt, dass die beiden Stockwerke aufgrund der schlechten Baustruktur nicht genutzt werden können.

Stadtviertel im Wandel

Rund um die place Marie-Adélaïde und den Deichplatz wird es in nächster Zeit zu weiteren größeren Bauarbeiten kommen. Aus einem Gespräch mit Schöffe Christian Steffen ging hervor, dass nach dem Winter-Kollektivurlaub die Bauarbeiten am neuen Parkhaus auf dem Deichplatz in Höhe der Deichhalle beginnen werden.

Mitte nächsten Jahres soll auch die Fußgängerbrücke zwischen dem Deichplatz und der place Marie-Adélaïde erneuert werden. Fast zeitgleich werde auch der Pavillon auf dem erwähnten Platz errichtet, in dem später ein Café-Restaurant untergebracht werden soll. In direkter Nachbarschaft dazu werde ein Spielplatz entstehen. Die Hälfte des bestehenden Platzes in Richtung Bastnacherstraße wird Parkraum bleiben.

Eine weitere Baustelle wird dann auf der anderen Seite der Bastnacherstraße begonnen. Hierbei handelt es sich um den Umbau des früheren „Hotel Central“.