Konsumverhalten: Mitte September beginnt die Weihnachtszeit

Konsumverhalten: Mitte September beginnt die Weihnachtszeit

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Pünktlich zum 15. September ziehen in vielen Supermärkten die Festtage am Jahresende ein. Warum Stollen, Vanillekipferl und Geschenkideen uns eine gefühlte Ewigkeit vor dem Fest daran erinnern (müssen) – Daisy Schengen hat sich in Luxemburg umgehört.

Ist es nur ein Gefühl oder dauert Weihnachten tatsächlich mindestens den ganzen Herbst und den halben Winter? Pünktlich zum Schulbeginn am 15. September bieten heimische Supermärkte nicht nur Hefte und Stifte, sondern auch Lebkuchen und Spekulatius an. Dass der 25. Dezember im Sortiment der Geschäfte vorverlagert wird, hat mit einem veränderten Kundenverhalten zu tun, erklären Cactus und Delhaize auf Nachfrage.

Bei Cactus beginnt die Einstimmung aufs Fest der Feste mit der schrittweisen Auslage an Lebkuchen und Spekulatius tatsächlich ab dem 15. September. Hausgemachte Plätzchen und Stollen gibt es ab Anfang Oktober zu kaufen, bevor einen Monat später auch die Schoko-Weihnachtsmänner in die Geschäfte einziehen.

„Die Nachfrage der Kunden für das klassische Weihnachtsgebäck besteht schon Mitte September. Wir wollen jedoch nicht früher mit dem Verkauf beginnen, da es sich um Saisonprodukte handelt und diese auch in der passenden Saison verkauft werden sollen“, so das Traditionsunternehmen mit Sitz in Windhof.

Auch Delhaize sei eine steigende Kundennachfrage danach aufgefallen, mit dem Plätzchenverkauf früher im Jahresverlauf, also kurz vor Beginn des astronomischen Herbstes, zu beginnen. Gleichzeitig sei der Termin auch in enger Absprache mit den Herstellern getroffen worden, schreibt die belgische Supermarktkette. Was Geschenkideen wie Präsentkörbe angeht, so beginne der Verkauf zeitversetzt – gegen Jahresende, heißt es weiter.


Glosse: Alle Jahre wieder!

Weihnachtsauslagen im Schaufenster künden frohe Tage an. Aber jetzt schon, Anfang November? fragt Marc Schonckert.

Recyceln ist ein weltweit einträgliches und notwendiges Geschäft. Es hilft, den Bestand der natürlichen Rohstoffe zu schonen und scheinbar veraltete oder unnütze Dinge neu zu beleben und in den Konsumkreislauf zurückzuführen.

Was das alles mit Weihnachten zu tun hat? Genug, um im Weihnachtsgeschäft eine wichtige Rolle zu spielen. Und dabei geht es weniger um Spielzeug und Wollpullis, die an Heiligabend unter den meisten Bäumen liegen, als um Süßes, hauptsächlich Schokolade, die in jenen Tagen in vielfältigen Formen und Ausführungen die festlichen Tage versüßt. Besonders im Lebensmittelhandel oder in Bäckereien und Konditoreien hat das Weihnachtsgeschäft längst begonnen. Vorher kommt allerdings noch der Sankt Nikolaus, Kinderfreund und gestresster Akteur im Luftraum zwischen Finnland, wo er ja wohnt, und dem Rest der Welt, darunter auch Luxemburg. Nikolaus ist nicht mehr weit weg und die Überleitung zu Weihnachten erfolgt auf dem Fuß, also rein ins Getümmel und ran an die Schokolade.

Im Fenster des Konditors grüßen Weihnachtsmänner und Sankt Nikoläuse in allen Größen, eingewickelt in glänzendem Silberpapier, dazu gibt es diese kleinen Formen aus Schokolade, Miniaturen mit kleiner Seidenschnur, damit man sie einfacher am Weihnachtsbaum anbringen kann. Falls sie es bis dahin schaffen, meistens findet man sie lange vor dem 6. Dezember morgens beim Aufstehen in einem seiner Schuhe oder Pantoffeln, Sankt Nikolaus hat schon mal einen Probelauf vorgelegt und den ganz Braven einen ersten Besuch abgestattet.

Am meisten freute ich mich, wenn ich in meinem Pantoffel eine Packung Zigaretten aus Schokolade fand, das war damals sehr beliebt und wir Kinder konnten uns dann fast wie Erwachsene fühlen und ahmten deren Gesten nach, die wir ihnen beim Rauchen abgekuckt hatten. Ich glaube nicht, dass Schoko-Zigaretten heute noch gefragt sind, wahrscheinlich gibt’s heutzutage einen Energy-Drink im Schuh oder einen Fast-Food-Gutschein oder ein Handy aus Marzipan.

Zurück zum Recyceln: Wenn Ihnen der Weihnachtsmann in der Auslage so bekannt vorkommt, dann vielleicht, weil Sie ihm schon zu Ostern begegnet sind, als er noch ein Hase war oder ein buntes Osterei oder eine Schoko-Spinne, die Halloween überlebt hat. Will sagen: Ein Haufen Schokolade bleibt jeweils nach Ostern oder Weihnachten übrig, die wird dann eingeschmolzen und in neue Formen gegossen. Wenn du dann dem Weihnachtsmann in der Hand gierig den Kopf abbeißt, solltest du dich fragen, ob du das auch mit ihm gemacht hättest, als er noch ein süßer Schokohase war.

Natürlich recyceln nicht alle ihre übrig gebliebenen Vorräte. Große Häuser und namhafte Schokoladen-Fabrikanten würden so etwas nie tun und packen ihre alten Hasen und Weihnachtsmänner lieber in Geschenkpakete und schicken die an bedürftige Kinder in Krisengebieten, wo sich gleich die Armee oder die bewaffneten Aufständischen drauf stürzen, um dann enttäuscht festzustellen, dass es sich diesmal nicht um eine Waffenlieferung handelt.

Jang
13. November 2018 - 16.10

Moderne Gesellschaftskrankheit.

roger wohlfart
11. November 2018 - 10.30

Weihnachten muss vorverlegt werden. Aber dann beginnt der ganze Rummel bereits im Sommer. Und kaum ist Weihnachten vorbei, steht der Osterhase schon vor der Tür. Es geht Rede vom Fest der Feste oder vom Fest der Lichter, es gibt Stress bei den Weihnachtseinkäufen, es heisst das Fest des Friedens. Am eigentlichen Fest leben wir vorbei, ob wir gläubig sind oder nicht. Wir können die Kirche nicht verantwortlichen machen für das was wir aus dem Fest der Geburt Christi gemacht haben. In den früheren Kriegen ruhten die Geschütze an Weihnachten. Heute wird munter nonstop drauflos bombardiert. Weihnachten wird auch noch das Fest der Besinnung genannt. Von wegen Besinnung und innerer Einkehr! Einkaufsrausch und Lärm pur, Weihnachtsmärkte und Glühwein, künstlicher Schnee und falsche Sentimentalität. Weihnachten degeneriert zu einem Fest der Verlogenheit.