Hoffnungsvoll in die Zukunft: Was die Basketball-EM-Vorqualifikation für Luxemburg bedeutet

Hoffnungsvoll in die Zukunft: Was die Basketball-EM-Vorqualifikation für Luxemburg bedeutet

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Mit einem Sieg in vier Spielen schließen die Luxemburger Basketball-Herren die Vorqualifikation für die EM 2021 ab. Mit einem verjüngten Kader konnten die Spieler von Trainer Ken Diederich aufhorchen lassen, mussten zum Schluss dann jedoch Lehrgeld zahlen. Ein Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse der vergangenen drei Qualifikationswochen.

Lesen Sie zu diesem Thema auch den Kommentar von Jenny Zeyen

Junger Kader

Nach den Abgängen der beiden Co-Kapitäne Tom Schumacher und Jairo Delgado sowie von Raul Birenbaum und Patrick Arbaut im letzten Jahr hat sich der FLBB-Kader ein weiteres Mal stark verjüngt. Mit dem verletzten Dean Gindt musste Ken Diederich zudem auf einen erfahrenen Akteur verzichten, der vor allem im defensiven Bereich eine wertvolle Verstärkung gewesen wäre. Von den nachrückenden Spielern hatten Ivan Delgado (20 Jahre), Mihailo Andjelkovic (20), Ben Kovac (19) und Lou Demuth (19) vor dieser Kampagne noch kein einziges offizielles Qualifikationsspiel mit der A-Nationalmannschaft bestritten.

Philippe Arendt (21) kam zuvor in einem Spiel gegen Portugal lediglich während zwei Minuten zum Einsatz. Mit seinen 26 Jahren war Kapitän Alex Laurent demnach der älteste Spieler in einem Kader, dessen Altersdurchschnitt bei gerade einmal 23 Jahren lag.

Großbritannien mit einem Durchschnitt von 27 und der Kosovo mit einem Durchschnitt von 26 Jahren konnten in der Gruppe G hingegen auf mehr Routiniers zurückgreifen.
Doch die neue Generation in den Reihen der FLBB-Auswahl war bemüht. Aufbauspieler Arendt überraschte beim Auftaktsieg gegen den Kosovo durch seine erfrischende Art und brachte die nötige Energie mit. Mit seinen zehn Punkten und sechs Rebounds hatte der Bartringer erheblichen Anteil am schlussendlich einzigen luxemburgischen Sieg in der Vorqualifikation.

Ivan Delgado kam in den beiden letzten Spielen in Pristina und zuhause gegen Großbritannien während 19 bzw. 15 Minuten zum Einsatz und deutete an, dass er besonders in der Defensive in Zukunft eine wichtige Rolle spielen könnte, genau wie Kovac, der bei jedem seiner drei Kurzeinsätze punkten konnte.

Kollektiv

In allen vier Partien zeigten sich die Basketball-Herren als eingeschworene Einheit, die füreinander einsteht und kämpft. In jeder Begegnung dieser Vorqualifikation punkteten mindestens acht Spieler. Beim 88:80-Sieg gegen den Kosovo hatten sich neun von elf eingesetzten Spielern in die Scorerliste eingetragen.

Bei der Auswärtsniederlage im Kosovo (88:109) und der Heimpleite gegen Großbritannien (65:93) waren es zehn von zwölf Akteuren, die am Ende getroffen hatten. Die Spieler von Ken Diederich versuchen, die physischen Nachteile durch viel Laufarbeit und Einsatzbereitschaft zu kompensieren, was wie beim Erfolg gegen den Kosovo dann auch durchaus mal belohnt wird.

Der Mentalitätswechsel, der in den letzten drei Jahren – seit dem Amtsantritt von Trainer Diederich – deutlich wurde, bestätigte sich auch in den vergangenen drei Wochen einmal mehr. Das Nationalteam setzt sich nicht mehr nur das Ziel, nicht zu hoch zu verlieren, sondern will auch gewinnen.

Oliver Vujakovic

Die Überraschung der Qualifikation war sicherlich Oliver Vujakovic. Der ehemalige Walferdinger zeigte sich als vorbildlicher Teamplayer, der sich nicht zu Schade ist, die Drecksarbeit zu machen. Somit hat sich der 22-Jährige neben den beiden Profis Alex Laurent und Thomas Grün zum wichtigsten Spieler im Kader von Trainer Ken Diederich entwickelt.

Mit seinen 17 Punkten, neun Rebounds und fünf Assists war er beim Sieg gegen den Kosovo das entscheidende Puzzleteil. Und auch als die FLBB-Auswahl am Mittwoch gegen Großbritannien zwischenzeitlich mit 35 Zählern in Rückstand lag, legte der ehemalige Walferdinger schon fast eine Profi-Einstellung an den Tag und warf sich weiter in jeden Rebound und versuchte zusammen mit Grün, so seine Teamkollegen bis zum Schluss anzuspornen.

Körperliche Nachteile

Der größte Nachteil der FLBB-Auswahl ist seit jeher die Körpergröße, auch wenn Ken Diederich für diese Vorqualifikation auf einen für luxemburgische Verhältnisse erstaunlich „großen“ Kader zurückgreifen konnte. Doch gegen die Briten, wie etwa Gabriel Olaseni (2,10 m), Kingsley Okoroh (2,16 m), Robert Gilchrist (2,06 m) oder Eric Boateng (2,11 m), ist es dann doch schwer, unter den Brettern etwas auszurichten.

Es war dann auch diese physische Unterlegenheit, die in Manchester, als Luxemburg noch zu Beginn des letzten Viertels in Führung lag, am Ende den Sieg kostete. Denn mit Xavier-Robert François hatte zu diesem Zeitpunkt einer der wenigen luxemburgischen Center-Spieler sein fünftes Foul kassiert und war nur noch schwer zu ersetzen. So ging dann auch die Reboundsparte schlussendlich deutlich mit 39:49 verloren. Will man gewinnen, so muss man diese wie beim Auftakterfolg gegen den Kosovo wenigstens ausgeglichen gestalten (40:41).

Tempospiel

Um gerade diese physischen Nachteile zu kompensieren, versuchten Alex Laurent und Co., durch Tempospiel dagegenzuhalten. Hier zeichnete sich beispielsweise Aufbauspieler Philippe Gutenkauf aus, dessen Fehlen in Pristina deutlich wurde. Im Schnitt erzielte Luxemburg in dieser Qualifikation 73,75 Punkte, mehr als in vielen anderen Kampagnen. Doch diese Spielweise birgt auch Gefahren: 18,75 Turnover im Schnitt, davon in beiden Auswärtsspielen 22, das waren dann doch einige zu viel.

Konstanz

Immer wieder gibt es ein Viertel, in dem die FLBB-Auswahl den Faden verliert und sich einen Rückstand einfängt, den man nicht mehr aufholen kann. In Manchester war es ein desolates letztes Viertel (2:23), das die luxemburgische Mannschaft um den verdienten Erfolg brachte.

Vier Tage später im Auswärtsspiel gegen den Kosovo verschlief das Team dann den Beginn der Partie und lag nach 10′ bereits mit 17:30 im Hintertreffen. Auch wenn es sich wieder bis auf zwei Zähler herankämpfte, gingen hierdurch wertvolle Kraftreserven verloren. Am Mittwoch war es dann die komplette erste Halbzeit (24:50). Für einen zweiten Sieg hätte es der Konstanz der Auftaktpartie bedurft, als sie den Gegner auf nicht mehr als neun Punkte davonziehen ließen.

Erfahrung

Auch wenn der Abschluss dieser Qualifikation einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt, denn die FLBB-Herren zeigten ihr mit Abstand schlechtestes Spiel, dürfte die Niederlage eine wertvolle Erfahrung für die Zukunft darstellen, wovon der junge Kader nur profitieren kann.

Alex Laurent nach Spanien

Alex Laurent wird auch in der kommenden Saison seinen Traum einer Profikarriere weiterleben: Den 26-Jährigen zieht es für die Spielzeit 2019/20 nach Spanien, um genauer zu sein in die dritte spanische Liga zu CB Ciudad de Ponferrada.

Dies gab der Klub am Donnerstag bekannt. Der Verein wurde im Jahr 2002 gegründet und konnte im Mai den Aufstieg in die dritthöchste Spielklasse, die LEB Plata, feiern. Laurent stand in den beiden vergangenen Jahren bei den Den Helder Suns in der ersten niederländischen Liga auf dem Parkett. In der letzten Saison kam er in 33 Spielen durchschnittlich 25 Minuten zum Einsatz und verzeichnete dabei einen Schnitt von 11 Punkten und 4,2 Rebounds. Die Den Helder Suns hatten die Saison 2018/19 auf dem fünften Rang beendet.

Trainer David Barrio setzt bereits große Hoffnungen in den Luxemburger Forward: „Er ist offensiv und defensiv vielseitig einsetzbar und hat einen guten Distanzwurf. Er soll sich zu einem unserer Leistungsträger entwickeln“, erklärt der Coach auf der Internetseite des Vereins.

Vor seinem Wechsel ins Profilager war Alex Laurent bekanntlich einer der Leistungsträger bei der Amicale Steinsel, mit der er je zweimal die Meisterschaft und den Pokal gewann.

Grün drittbester Passgeber

In den letzten beiden Vorqualifikationsrunden – in der Luxemburg Partien gegen Portugal, Zypern, Großbritannien und den Kosovo bestritt – hat es mit Thomas Grün auch ein luxemburgischer Spieler in einer der verschiedenen Kategorien (Punkte, Rebounds, Assists) unter die Top drei geschafft.

Mit einem Schnitt von 5,4 Assists in den letzten acht Spielen führt der Spieler der Gladiators Trier die Liste der besten Passgeber zusammen mit dem Isländer Martin Hermannsson und dem Kosovaren Dardan Berisha an.

Die besten drei luxemburgischen Spieler der vergangenen acht Qualifikationsbegegnungen waren die beiden Profis Alex Laurent (durchschnittlich 14 Punkte, 5,9 Rebounds und 1,6 Assists) und Thomas Grün (10,1/4,8/5,4) sowie Oliver Vujakovic (13,1/6,8/1,6).

Fazit

Ken Diederich (Nationaltrainer): „Das Fazit kann nur positiv ausfallen. Wenn man bedenkt, dass wir zuhause gegen den Kosovo gewonnen haben, der mit zwölf Profis antritt, in meinen Augen haben wir hier fantastisch gespielt. In England haben wir 35 Minuten mitgehalten und haben die letzten fünf vermasselt, weil wir physisch unterlegen waren. Mit der Leistung im Kosovo war ich persönlich nicht so unzufrieden, weil sie extrem gut waren und gegen die kleinen Luxemburger Revanche nehmen wollten. In diesem Spiel haben wir uns immerhin von 18 auf zwei Punkte zurückgekämpft. Das einzig enttäuschende Match war das letzte zuhause gegen die Briten. Mir tut es vor allem für die Mannschaft leid, weil sie den ganzen Sommer geopfert und sich wirklich enorm weiterentwickelt hat. Leider haben wir nicht das abgerufen, was wir können.“