Die Tour-Strecke mit Jempy Drucker

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Am Montag wird die Tour de France durch Luxemburg fahren. Auf der „Schmëtt“ wird das Peloton luxemburgischen Boden betreten und über 112 km bis nach Esch/Alzette fahren, um dort das Großherzogtum wieder zu verlassen. Das Tageblatt ist diese Strecke mit dem BMC-Profi Jempy Drucker abgefahren und hat sich mit ihm über die Strecke, die Tour und den Radsport unterhalten. Allerdings nur die ersten gut 80 km, anschließend wurde die Spazierfahrt von Drucker zum Überlebenskampf unseres Journalisten. „Es hat mich wirklich gereizt diese Strecke abzufahren“, so Jempy Drucker gleich zu Beginn.

Er wird sich die Etappe vor seiner Haustür in Schifflingen ansehen. „Abends werde ich meinem Team vielleicht im Hotel noch einen Besuch abstatten.“ Die Tour de France ist das größte Radrennen der Welt und fasziniert viele Leute, nicht aber den jungen Jempy Drucker. „Ich hatte bereits als Kind eine Vorliebe für Paris-Roubaix und später dann auch für die Flandern-Rundfahrt. Roubaix fand oft in den Osterferien statt, wenn wir im Ferienhaus meines Opas in Spanien waren. Am Roubaix-Sonntag bin ich nie an den Strand gegangen, sondern habe mir das Rennen angesehen.

Kindheits-Erinnerung

Eine Kindheits-Erinnerung hat Drucker dann doch an die Tour. „Das war 1992, als die Tour hier in Luxemburg war. Wir haben uns das Zeitfahren an der Strecke angeschaut. Indurain hat damals gewonnen. Das ist die erste Erinnerung, die ich an die Tour habe.“ Mittlerweile haben wir gut 30 km zurückgelegt und sind in Wiltz angekommen. So klein ist das Land also doch wieder nicht. „Auf einigen Abschnitten dieser Strecke war ich auch noch nicht unterwegs, höchstens vielleicht einmal bei der Tour de Luxembourg.“ Die Trainingsstrecken des BMC-Profis führen nicht ganz so weit nach oben.

„Eigentlich hat man hier ideale Bedingungen, aber dann muss man schon mit dem Auto bis nach Diekirch fahren oder so ähnlich und das nimmt wiederum Zeit in Anspruch. Jeder hat so ein wenig seine Routen, auf die er immer wieder gerne zurückgreift. In Luxemburg hat man wirklich sehr gute Bedingungen, die Straßen sind gut und das Profil abwechslungsreich.“ Mit den anderen Profis ist Drucker im Training nicht so oft unterwegs. „Das ist schwer. Meistens trainiere ich alleine. Wir haben auch alle ganz unterschiedliche Rennprogramme und sind nicht oft zur gleichen Zeit in Luxemburg.“

Einmal die Tour bestreiten

Das Tour-Peloton wird am Montag quasi ausschließlich auf großen Hauptstraßen unterwegs sein. „Es sind nicht die Straßen, auf denen ich trainiere oder die man einem Hobbyfahrer empfehlen würde. Es gibt schließlich viele ruhigere Straßen, auf denen das Radfahren mehr Spaß macht. Aber für die Tour ist die Route perfekt. Es gibt nicht viele technische Passagen auf diesen breiten Hauptstraßen, die in einem tollen Zustand sind. Die Fahrer werden nicht gerne nach Frankreich zurückkehren“, lacht der BMC-Profi.

Mir ist es in dem Moment nicht so zum Lachen, denn wir fahren gerade den Bergpreis der 3. Kategorie in Eschdorf hoch. „Der Anstieg ist lang und zum Teil auch richtig steil, aber gleich haben wir es geschafft.“ Auch wenn Drucker wie vorhin erwähnt als Kind nicht unbedingt vom Tour-Fieber infiziert war, so schwirrt die Frankreich-Rundfahrt nun dennoch in seinem Kopf herum. „Ich würde sie schon gerne einmal in meiner Karriere bestreiten. Ich bin bereits zweimal die Vuelta gefahren (Drucker gewann letztes Jahr die 16. Etappe der Spanien-Rundfahrt, d.Red.), aber die Tour ist nochmal etwas anderes. Einmal die Tour und einmal Olympia, das wäre ein Traum.“

Wirklich weit entfernt von einer Nominierung für die „Grande Boucle“ war Drucker in diesem Jahr nicht. „Ich war als einer der Reservefahrer vorgesehen. Aber es ist in Ordnung, dass ich sie nicht fahre. Wir haben mit Richie Porte einen Mann am Start, der zu den absoluten Favoriten zählt. Da muss man als Team vor allem auf Bergfahrer setzen.“

„Einen Zahn zulegen“

Das Ösling haben wir verlassen, auf der Staumauer hatten wir noch nach den großen Portraits der luxemburgischen Tour-Sieger Ausschau gehalten, aber die wurden am Freitag wohl noch geschont. Durch das Pratzerthal ging es weiter über Saeul und Tüntingen nach Dondelingen, der ehemaligen Heimat von Drucker und dann den Quatre-Vents hinauf. „Diesen Anstieg mag ich nicht besonders. Als ich hier gewohnt habe, bin ich ihn nicht oft gefahren.“

Jetzt beginnt der etwas technischere Teil des Parcours. „Los, jetzt legen wir noch einen Zahn fürs Finale zu.“ Finale? Es bleiben immerhin noch 30 km und außerdem habe ich hinauf nach Quatre-Vents bereits loslassen müssen. Vielleicht hätte ich etwas mehr essen müssen zwischendurch. Das sollte sich für mich, im Gegensatz zu Jempy Drucker noch rächen …

„Was die Verpflegung angeht, ist jeder Fahrer anders. Im Rennen bevorzuge ich zum Beispiel eine Brioche mit Käse oder Schinken. Riegel mag ich nicht so gerne. Im Training esse ich ohnehin fast nie etwas. Andere Profis sind andauernd dabei sich etwas reinzustopfen. Da muss jeder wissen, was für ihn am besten ist.“

Es wird technischer

Mit dem Erreichen von Mamer nimmt auch der Verkehr zu. Die Straßen werden etwas enger und kurvenreicher. „Ab Kehlen wird es technischer. Hier muss das Peloton aufpassen, denn dann sind es noch knapp 60 km bis ins Ziel nach Longwy. Komplizierter sind auch das Teilstück hinab nach Limpach sowie die Strecke über den Boulevard Kennedy in Esch, der zudem teilweise noch durch eine kleine Mauer in zwei geteilt ist.“

Wenn das Peloton Luxemburg verlassen hat, stehen noch zwei Anstiege an, darunter der Schlussanstieg nach Longwy. „Das BMC-Team wird im Finale für Greg (Van Avermaet) fahren. Ich bezweifele auch, dass man Ben (Gastauer) in einer Ausreißergruppe sehen wird, aber mal abwarten. Ich bin jedenfalls auf die beiden Etappen in Luxemburg gespannt.“

Stoffel Margot
2. Juli 2017 - 14.07

floten Artikel

Clemi
1. Juli 2017 - 16.28

Coole Story! Ich hoffe Sie haben sich wieder erholt Herr Schleimer ;-)