Aus Alt mach Neu: Das renovierte „Gréiweschlass“ in Koerich wird eingeweiht

Aus Alt mach Neu: Das renovierte „Gréiweschlass“ in Koerich wird eingeweiht

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Das Schloss im Zentrum von Koerich, auch „Gréiweschlass“ genannt, wurde in den letzten Jahren aufwendig renoviert. Nun kann es jederzeit gratis besichtigt und zu kulturellen Zwecken genutzt werden.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das „Gréiweschlass“ mehrmals den Besitzer. Einige davon gestalteten das Bauwerk nach ihrer Vorstellung um. Das erklärt auch die diversen Bauphasen und die verschiedenen architektonischen Stile (Romanik, Gotik, Renaissance) des Bauwerks. Leider ließen einige Herren das Gebäude aus Geldmangel oder aus Desinteresse verfallen, sodass Ende des 18. Jahrhunderts nur noch Ruinen der Flachlandburg übrig waren.

Foto: Archives Käercher Schlassfrenn

Die Idee, dem um 1340 gebauten Schloss, das 1938 zum „Monument national“ erklärt worden war und seit 1985 in staatlichem Besitz ist, neues Leben einzuhauchen, entstand Anfang der 1990er Jahre. 1993 wurde die Vereinigung „Käercher Schlassfrënn“ mit dem Ziel gegründet, den altehrwürdigen Bau wieder aufzuwerten. „Es muss etwas mit der Grevenburg geschehen“, hieß es damals. Gesagt, getan, denn knapp ein Jahr später erstrahlte die Burganlage im Scheinwerferlicht. 1995 starteten dann sogenannte „Notarbeiten“ am Schloss. Ziel war es, das Gemäuer zu stabilisieren. Mitte 2000 begannen archäologische Grabungen in Koerich.

Kulturschloss

2002 war die ortsansässige Bevölkerung gefragt worden, wie das „Gréiweschlass“ (Grafenschloss) künftig genutzt werden soll. Sie sprach sich mehrheitlich dafür aus, das Schloss zu kulturellen Zwecken zu verwenden. 2003 waren die archäologischen Untersuchungen beendet. Nun sollte mit der Verwirklichung des Koericher Kulturschlosses begonnen werden. Leider passierte dann aber einige Jahre nichts mehr. Erst 2009 wurde das Projekt von der damaligen Kulturministerin Octavie Modert (CSV) wieder vorangetrieben. Unter ihrer Nachfolgerin Maggy Nagel (DP) wurde ein Rundtischgespräch in der Gemeinde organisiert, wo die Bürger ihre Ideen und Bedenken äußern konnten.

Unter Staatssekretär Guy Arendt (DP) und Kulturministerin Sam Tanson („déi gréng“) wurde die Restaurierung anschließend konsequent weitergeführt. Jetzt wurde sie beendet.
Bei den Arbeiten wurde großen Wert auf den Erhalt des Ruinencharakters des Schlosses gelegt. Es ging aber auch darum, die vom totalen Verfall bedrohte und teilweise bereits eingestürzte Ruine vor der weiteren Zerstörung zu bewahren, erklärte Rodolphe Steines von den Schlossfreunden aus Koerich. Die mit der Instandsetzung des „Gréiweschlass“ beauftragte Architektin Tatiana Fabeck, die ihr Büro gleich neben der Ruine hat, erklärte, das Ziel sei es gewesen, „den emotionalen Wert des Ortes für die Dorfbewohner sowie die historische Bedeutung zu respektieren und folglich keine invasiven Eingriffe in den architektonischen Bestand vorzunehmen“.

Foto: Isabella Finzi

Ideale Kulisse für Konzerte oder Hochzeiten

Das Resultat kann sich sehen lassen. Das ganze Areal ist für Personen mit beschränkter Mobilität zugänglich. Im Hof des Schlosses, dort, wo einst die Ställe waren, wurde ein Pavillon errichtet – mit Sanitäranlagen, einem Technik- und einem Mehrzweckraum mit Theke. Sämtliche Teile des Bauwerks sind durch Stege, Treppen, Rampen und Plattformen miteinander verbunden. Bei kulturellen Ereignissen können diese auch als Bühne genutzt werden. Das Schloss bietet so eine ideale Kulisse für Konzerte, Theateraufführungen oder Hochzeiten. Beeindruckend sind auch das Kellergewölbe, das sich unter einem Großteil der Anlage befindet, und die Überdachung, die sich über den erhöhten Bereich des ehemaligen Wohntraktes spannt. Die Stege, Plattformen usw. bestehen aus Stahl und können jederzeit entfernt werden, ohne Spuren zu hinterlassen.

Für Staunen dürften ebenfalls die Überreste der Kamine sorgen, die sich in den verschiedenen Gebäuden befinden. Besonders der Rauchfang im Kapellenturm ist ein Highlight. Der Rundgang durch die Ruinen soll die Geschichte des Bauwerks und ihrer Bewohner erzählen, betonte Georges Simon, Präsident der „Käercher Schlassfrënn“. Wirft man einen Blick auf die Mauern, Gewölbe und Fenster, so kann man die verschiedenen Bauphasen und Änderungen am Bauwerk erahnen.

Foto: Isabella Finzi

Lichtspiele

Rund ums Schloss entstehen Grünflächen. Es war nicht möglich, den Schlossgraben wieder mit Wasser zu füllen. Deshalb wurde entschieden, den Grünraum dort natürlich wachsen zu lassen und nur mit einigen Pfaden zu durchschneiden. Auf diese Weise soll eine Wasserfläche simuliert werden. Der Platz vor dem Gebäude soll als polyvalenter Raum genutzt werden, zum Beispiel als Park- oder Festplatz. Die Ruinen erstrahlen also in neuem Glanz, der noch durch ein ausgeklügeltes Lichtspiel im Innen- und Außenbereich verstärkt wird. Das historische Bauwerk soll „im Raum verankert werden“, heißt es. Unter anderem die Zugbrücke wird durch die Beleuchtung speziell hervorgehoben. Die in den Handläufen integrierten LED-Lichter sollen für Sicherheit sorgen, aber auch zur Schaffung eines angenehmen Ambientes beitragen.

Das Schloss in Koerich wurde am Freitag offiziell seiner neuen Bestimmung übergeben. Etwa 600 Gäste werden erwartet. Es kann kostenlos besichtigt werden. Informationen über das historische Bauwerk findet man auf der Internetseite der „Käercher Schlassfrënn“ (www.ksf.lu). Die Vereinigung zeichnet ebenfalls für die Verwaltung des Schlosses verantwortlich. Reservierungen für Events, Konzerte und Feiern können auch bei ihr beantragt werden. A propos kulturelle Events: Ab 2020 ist die Neuauflage des beliebten Mittelalterfestes „Tempus Mediaevale“, das zwischen 2004 und 2013 ausgerichtet wurde, vorgesehen.

Foto: Isabella Finzi