Tom Wenandy
Im internationalen Vergleich gilt der Konsum von Antibiotika in Luxemburg als hoch. Am meisten werden hierzulande die zur Klasse der Penizilline mit Breitbandspektrum gehörenden Antibiotika verbraucht.
Wie Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo in seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage des ADR-Abgeordneten Jean Colombera erklärt, hat Luxemburg im Jahr 2003 in diesem Zusammenhang in einer europäischen Vergleichsstudie den vierten von insgesamt 25 Rängen belegt.
In einer rezenteren Studie aus dem vorvergangenen Jahr rangiert Luxemburg hinter Zypern, Griechenland, Italien, Frankreich und Belgien auf dem sechsten Platz. 2009 nahmen im ambulanten Bereich die Verschreibungen von Antibiotika im Vergleich zum Vorjahr denn auch um 3,6 Prozent zu. Siehe auch:
Antibiotika-Verbrauch in Luxemburg nimmt ab (14.10.2010)
Vor allem durch einen Anstieg bei den oben bereits erwähnten Penizillin-Antibiotika. Da es sich bei Antibiotika um verschreibungspflichtige Medikamente handelt, die von der Krankenkasse zurückerstattet werden, kann deren Konsum anhand der Ausgaben der Apotheken erfasst und überwacht werden.
Informationskampagnen
Um dem Phänomen eines steigenden und nicht gerechtfertigten Konsum, sprich dem Missbrauch von Antibiotika entgegenzuwirken, lanciert das zuständige Gesundheitsministerium in unregelmäßigen Abständen Informationskampagnen. Zuletzt war dies 2008 der Fall, als die Öffentlichkeit auf die negativen Folgen (siehe Kasten) einer ungehemmten und medizinisch nicht angebrachten Einnahme von Antibiotika hingewiesen wurde.
Allgemein sei es zwar schwer, den Impakt solcher Kampagnen im Nachhinein genau zu erfassen, so Di Bartolomeo. Eine Eurobarometer-Umfrage aus diesem Jahr zeige aber, dass 23 Prozent der in Luxemburg Befragten ob der Probleme Bescheid wüssten, welche mit einem Antibiotika-Missbrauch einhergehen. Damit liegt Luxemburg leicht über dem EU-Durchschnitt (20 Prozent).Aus gesundheitspolitischer Sicht erfreulicher ist die aus der gleichen Umfrage stammende Erkenntnis, dass 56 Prozent der luxemburgischen Bevölkerung (das europäische Mittel liegt hier bei 36 Prozent) sich daran erinnern, die Information bekommen zu haben, im Falle eines Schnupfens oder einer Erkältung keine Antibiotika einzunehmen. In diesem Ranking liegt Luxemburg hinter Frankreich und Finnland auf dem dritten Rang.
Positive Tendenz
Aus denen den zuständigen Behörden vorliegenden Daten ergibt sich denn aber auch, dass trotz des beschriebenen Anstiegs, die Anwendung von Antibiotika bei Kindern zwischen null und vier Jahren zurückgegangen ist.
Wie der Gesundheitsminister in seinem Schreiben erklärt, würden die Kinderärzte seit einigen Jahren immer weniger Antibiotika verschreiben, so dass der Anteil an Kindern, die ohne Antibiotika behandelt würden, sowie die Vielfalt der genutzten Präparate zurückgehe.
Diese positive Tendenz sei das Ergebnis von einerseits den verschiedenen Sensibilisierungskampagnen (jene aus dem Jahr 2008 kostete übrigens rund 76.000 Euro), andererseits aber auch von Leitlinien für die Ärzteschaft in Sachen Antibiotikatherapie. Diese Empfehlungen seien zuerst von der nationalen Beratungsgruppe zur Vorbeugung von nosokomialen Infektionen, anschließend vom Wissenschaftsrat für Gesundheitsfragen ausgearbeitet worden.
De Maart
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