Mit diesem „Hasen“ will Peking den Mond erobern

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Seit Sonntag ist das Raumschiff Chang'e 3 unterwegs zum Mond. Mit an Bord: Der Rover Yutu, oder zu Deutsch Jadehase. Er soll China zur dritten Mondmacht machen.

Am Sonntagabend (MEZ) war es so weit: Vom Weltraumbahnhof Xichang in der südwestchinesischen Provinz Sichuan aus hob eine Rakete des Typs Langer Marsch 3B mit dem Raumschiff Chang’e 3 ab. Ziel ist die Bucht der Regenbogen (Sinus Iridum) auf dem Mond. Sollte das Raumschiff wie geplant am 14. Dezember dort ankommen, würde China erst zur dritten Nation nach der Sowjetunion und den USA werden, der es gelungen ist, ein Objekt sanft auf den Mond zu landen.

Die Mondfee und der Jadehase

China setzt bei der Namensgebung für sein Mondprogramm auf Figuren aus der Landesmythologie. Die Raumschiffe tragen mit „Chang’e“ den Namen der Mondfee. Diese soll einst eine magische Pille eingenommen haben und dann zum Mond geflogen sein. Mit dabei war ihr weisses Kaninchen, genannt „Yutu“ oder zu deutsch „Jadehase“, das mit ihr seither auf dem Mond lebt. In einer Internetumfrage sprachen sich gemäss Xinhua 190.000 Teilnehmer dafür aus, den Mondrover nach dem Jadehasen zu benennen.

Hauptziele der Mission sind der Start einer Trägerrakete über den Erdorbit hinaus, die erfolgreiche sanfte Landung auf dem Mond und die Gewinnung von Bodenproben. Neben dem Raumschiff Chang’e 3 wird der Rover Yutu das Reich der Mitte auf dem Mond repräsentieren. Benannt nach dem Jadehasen, der nach der chinesischen Legende neben der Mondfee Chang’e auf dem Erdtrabanten hockt, soll das Fahrzeug die Oberfläche erkunden und spektakuläre Bilder schiessen.

Schnell unterwegs

Das Geländefahrzeug wiegt schlanke 140 Kilogramm und ist damit deutlich leichter als bisherige Mondsonden der Sowjetunion und USA. Es kann bis 200 Meter pro Stunde zurücklegen – für einen Rover ein bemerkenswertes Tempo. Es soll drei Monate unterwegs sein und wird von der Erde aus ferngesteuert. Die Energieversorgung des goldfarbenen Rovers übernehmen Solarpaneele. Mit seinen sechs Rädern gleicht Yutu dem US-Marsrover Curiosity und kann Steigungen von bis zu 30 Prozent bewältigen. Während seiner Zeit auf dem Mond wird er eine Strecke von maximal 10 Kilometern zurücklegen.

An Bord trägt der Rover diverse Kameras und wissenschaftliche Instrumente. Ein am Unterboden montierter Radar kann die Dichte und die Struktur des Mondbodens bis in eine Tiefe von 30 Metern, die Struktur der Mondkruste gar bis in eine Tiefe von 100 bis 200 Metern analysieren. Die mit einer Roboterschaufel gewonnenen Bodenproben können mit einem Röntgen- und einem Infrarotspektrometer auf ihre chemischen Eigenschaften hin untersucht werden. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, soll der Rover mit diesen Instrumenten auch nach Bodenschätzen suchen.

Erstes Mondobservatorium

Neben dem Rover wird auch das 1,2 Tonnen schwere Raumschiff wissenschaftliche Aufgaben erfüllen. Nach der Landung wird es zum ersten permanenten Observatorium auf dem Mond. Mit seinem Ultraviolett-Teleskop soll es wichtige Himmelskörper über längere Zeitintervalle verfolgen. „Dabei sieht es weiter und klarer als irdische Teleskope, da es keine Störungen von der Erdatmosphäre, Ionosphäre und Magnetosphäre auf dem Mond geben wird“, erklärte Ouyang Ziyuan, Berater beim chinesischen Mondprogramm, laut dem Informationsportal china.org.cn.

Eine erstmals auf dem Mond eingesetzte Kamera für den extrem ultravioletten Bereich soll zudem erforschen, wie die Sonnenaktivität auf die Ionosphäre der Erde einwirkt. Das Observatorium läuft mit Atomstrom, den es aus einer Isotopen-Batterie bezieht, wie sie auch bei Curiosity zum Einsatz kommt.

Läuft bei der aktuellen Mission alles wie geplant, will China in einem nächsten Schritt 2017 mit einer weiteren unbemannten Mondsonde Gesteinsproben zur Erde zurückbringen. 2025 soll dann erstmals ein Chinese seinen Fuss auf den Mond setzen. Vorerst wartet die Fachwelt allerdings erst einmal gespannt darauf, ob Chang’e 3 und Yutu am 14. Dezember die sanfte Landung auf dem Mond gelingt. Letztmals hatte dies die sowjetische Mondsonde Luna 24 geschafft – vor über 37 Jahren.