Die „Pille davor“ gegen HIV kommt

Die „Pille davor“ gegen HIV kommt
(Stefan Osorio-König)

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Eine Pille pro Tag zum Schutz vor einer HIV-Infektion – das gibt es ab Januar in Frankreich. Auch in Luxemburg könnte die „Pille davor“ ab nächstem Jahr kommen.

„Bislang gab es zum Schutz vor HIV zwei Methoden. Entweder das Kondom oder die erfolgreiche Behandlung eines HIV-positiven Menschen“, erklärt Henri Goedertz, von der „HIV-Berodung der Luxemburger Croix-Rouge. „Denn wie wir seit 2008 wissen, ist ein Mensch, der mit HIV lebt und in erfolgreicher Behandlung ist, für seine Sexualpartner praktisch nicht mehr infektiös.“

Jetzt kommt eine dritte Schutzmethode hinzu – nämlich die sogenannte PreP, oder „Pille davor“. Diese können nicht infizierte Menschen einnehmen, um sich gegen eine mögliche Infektion mit HIV zu schützen. „Eine HIV-Infektion ist heute sehr gut behandelbar, aber natürlich ist es besser, wenn man die Behandlung erst gar nicht braucht, indem man die Infektion schlichtweg verhindert“, so Goedertz weiter. Insofern ist die PreP eine weitere Möglichkeit, um sich effizient gegen eine HIV-Infektion beim Geschlechtsverkehr zu schützen.

Effizienter Schutz

Ab Januar kommt die PreP jetzt in Frankreich auf den Markt und wird dort von den Gesundheitskassen bezahlt. Auch im Luxemburger Gesundheitsministerium gibt es dahingehende Überlegungen. Dass die PreP Neuinfektionen mit HIV wirkungsvoll verhindern kann „ist nicht zu leugnen“, so Gesundheitsministerin Lydia Mutsch gegenüber dem Tageblatt.

Allerdings mache die PreP nur für bestimmte Personengruppen mit „häufig wechselnden Sexualpartnern Sinn, von denen sie den HIV-Status nicht kennen und kein Kondom benutzen möchten“, so die Gesundheitsministerin weiter.
Im Luxemburger Gesundheitsministerium trägt man sich mit dem Gedanken einer Zulassung der PreP. Allerdings ist es für Lydia Mutsch wichtig, dass nur diejenigen das Medikament bekommen, für die es tatsächlich auch sinnvoll ist.

Dank Behandlung nicht mehr infektiös

Eine entsprechende Beratung durch eine kompetente Stelle sei insofern Voraussetzung. Auch die Möglichkeit einer Kostenübernahme durch die Gesundheitskassen zieht Lydia Mutsch in Betracht. Außerdem ist Truvada sehr gut verträglich. Dass die PreP sehr gut funktioniert zeigen die USA, wo das Medikament zur Prävention seit 2012 zugelassen ist. Bei denjenigen Amerikanern, die die PreP seither regelmäßig genommen haben, kam es zu keiner einzigen HIV-Infektion.

Als wirksamer Schutz vor einer HIV-Infektion gelten heute drei Safer-Sex-Methoden. Zum einen ist da ganz klassisch das Kondom. Zum anderen ist seit 2008 bekannt, dass Menschen, die mit HIV leben, bei erfolgreicher Behandlung für ihre Sexualpartner praktisch nicht mehr infektiös sind und deswegen beim Sex keine Kondome mehr brauchen.
Das nennt man „Schutz durch Therapie“.

Dieser „Schutz durch Therapie“ ist die zweite Safer-Sex-Methode, deren Schutzwirkung sogar noch leicht höher ist als bei Kondomen. Die dritte und neueste Safer-Sex-Methode ist die PreP, also die „Pille davor“. In den USA ist die PreP bereits seit 2014 zugelassen, in Frankreich hat sie die Zulassung bereits bekommen und wird ab Januar 2016 auf dem Markt sein und von den Gesundheitskassen zu 100 Prozent erstattet.