Training für Brexit-Schock – Britische Banken und Versicherer sind nicht vollständig bereit

Training für Brexit-Schock – Britische Banken und Versicherer sind nicht vollständig bereit

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Die Bank of England führt Planspiele mit Kreditinstituten und Versicherungen hinsichtlich möglicher Marktturbulenzen am Brexit-Tag durch.

Von John Glover

Sam Woods, der oberste Aufseher der Zentralbank, sagte in einem Bloomberg-Interview, dass die Notfallplanung für Großbritanniens Austritt aus der Europäischen Union den Vorbereitungen für das schottische Unabhängigkeitsreferendum 2014 und dem britischen Brexit-Votum zwei Jahre später ähneln werde, welches das Pfund gegenüber dem Dollar einbrechen ließ. „In den Zeiten, in denen wir leben, ist das für uns eine Standardsache geworden“, sagte er.

Die nach der Finanzkrise neu eingeführten Vorschriften zu Kapital und Liquidität bedeuten, dass die Banken besser auf Chaos an den Märkten vorbereitet sind, sagte Woods. Die einzige Frage sei, ob die BoE im Vorfeld des Austritts mehr Echtzeit-Informationen benötigen könnte, um in einer sich schnell entwickelnden Situation den Überblick behalten zu können, sagte er.

Woods sprach am Mittwoch in einem umfangreichen Interview in der London-Zentrale von Bloomberg, in dem auch potenzielle Arbeitsplatzverluste im britischen Finanzwesen und Bedenken hinsichtlich der Konzentration auf dem Wirtschaftsprüfungsmarkt angesprochen wurden.

Ungeordneter Brexit

Woods wiederholte die Einschätzung der BoE, dass der letztjährige Stresstest gezeigt habe, dass die Banken stark genug sind, einen ungeordneten Brexit für sich genommen zu überstehen, da das Negativ-Szenario, das Zusammenbrüche in Großbritannien und in den globalen Volkswirtschaften sowie harte Strafen wegen Fehlverhaltens enthielt, noch gravierender war. Und während die Regulierungsbehörde von Unternehmen verlangen könnte, weiter an Stärke zu gewinnen, stelle sich die Frage, „bis zu welchem Ausmaß an Armageddon wir unsere Banken kapitalisieren wollen“, sagte er.

Britische Banken und Versicherer sind nicht vollständig bereit für die operativen Veränderungen, die der Brexit mit sich bringen wird, und selbst die größten sind immer noch „mittendrin“, sagte Woods.

Insgesamt läuft diese Arbeit „gut“, sagte er. Den in Großbritannien tätigen EU-Unternehmen beabsichtigt die britische Regierung eine vorübergehende Genehmigung zu erteilen, damit sie auch ohne Übergangszeitraum weiterhin Geschäfte tätigen können, wie aus einem Gesetzesentwurf vom Dienstag hervorgeht.

Jobs im Finanzsektor

Die BOE sagt seit mehr als zwei Jahren, dass sie nach dem Brexit nicht als Regel-Erfüller enden will. In diesem Zusammenhang sagte Woods, dass der Plan der Regierung für die künftigen Beziehungen Großbritanniens mit der EU, ein im Juli veröffentlichtes, so genanntes Weißbuch, in die richtige Richtung gehe.

„Wir haben ziemlich übereinstimmend gesagt, dass der Versuch, die Finanzstabilität eines Finanzdienstleistungssektors zu überwachen, der zehnmal so groß ist wie das BIP, ohne dass man bei den Regeln mitreden kann, keine sehr schöne Aussicht ist“, sagte er. „Meine Interpretation des Weißbuchs ist, dass es zu 100 Prozent mit diesem Kommentar übereinstimmt.“

Woods sagte, dass die Zahl der britischen Finanzjobs, die bis zum Brexit-Tag an den Kontinent verloren gehen, „leicht unter“ den BoE-Schätzungen von 5.000 bis 10.000 liegen könnte. „Der Umfang unserer Schätzungen“ hat sich mit dem Näherrücken des Austrittsdatums verringert“, sagte er. Es sei unmöglich, genau vorherzusagen, wie viele Arbeitsplätze letztendlich verloren gehen könnten, da so viel von der künftigen Beziehung Großbritanniens zur EU abhänge, sagte er.

Die Dominanz des Wirtschaftsprüfungsmarktes durch eine kleine Anzahl von Firmen „bereitet uns ein wenig Sorge“, sagte Woods. „Was wir aus unserer Perspektive beobachten, ist, dass für eine Untergruppe unserer Firmen, im Grunde genommen die größten, offenbar keine enorme Angebotsvielfalt vorhanden ist, besonders wenn es um die Rotation geht.“