Digitale Währung fällt weiter

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Die digitale Kunstwährung Bitcoin fällt nach einem wochenlangen Kursanstieg nun immer tiefer.

Als am Freitagvormittag der Handel auf der wichtigsten Online-Börse Mt.Gox nach einer halbtägigen Pause wieder aufgenommen wurde, sackte der Kurs unter die Marke von 80 Dollar ab. Bevor am Mittwoch der Absturz einsetzte, war der Bitcoin bis auf den Spitzenwert von 266 Dollar geklettert. Viele Experten hatten schon länger vor einer Spekulationsblase gewarnt – vor einem Jahr notierte die „Hacker Währung“ noch bei fünf Dollar.

Die 2009 gestartete digitale Währung wird in einem komplizierten Verfahren von den Nutzern selbst erstellt und soll unabhängig von Regierungen und Zentralbanken funktionieren. Die Währung wird vor allem für Transaktionen im Internet verwendet. Die Zahl der Währungseinheiten ist auf 21 Millionen begrenzt. Der zuletzt stetig gestiegene Kurs gegenüber herkömmlichen Währungen ergab sich aus
Angebot und Nachfrage in Tauschbörsen.

Panik nach technischen Problemen

Mt. Gox wickelt nach eigenen Angaben den Großteil des Bitcoin-Handels mit bis zu 80 Prozent ab. Der Kurssturz wurde nach Darstellung der Plattform von einer Panik-Reaktion nach technischen Problemen ausgelöst.

Die digitale Währung Bitcoin gibt es seit vier Jahren. Neue Bitcoin werden von Computern erzeugt, wobei die
„Herstellung“ strengen Auflagen unterliegt. Vor Fälschungen wird die
Währung durch hochmoderne mathematische Formeln geschützt. Die
Geldmenge ist gedeckelt: Aktuell sind rund acht Millionen Bitcoin in Umlauf, die Obergrenze liegt bei 21 Millionen und wird 2032 zu 99 Prozent erreicht sein.

Geldmenge nimmt nur langsam zu

Aus Sicht einiger Volkswirtschaftler besteht das Hauptproblem der Währung darin, dass die Geldmenge nur langsam und in einem vorbestimmten Tempo zunimmt. In diesem Punkt unterscheidet sich Bitcoin von einer herkömmlichen Währung wie dem Dollar. Bei der US-Währung lässt die Zentralbank die Geldmenge etwas schneller wachsen als die Konjunktur. Damit verliert der Dollar jedes Jahr leicht an Wert – das wird als „Inflation“ bezeichnet. Das Gegenteil ist Deflation.

Der Wert der Bitcoin schwankte zuletzt extrem. Lange waren sie fast immer weniger als zehn US-Dollar wert. Vergangene Woche raste der Kurs jedoch auf über 200 Dollar – als ein möglicher Grund dafür wird die Schuldenkrise in Zypern genannt. Am Mittwoch brach der Kurs dann auf etwa 100 Dollar ein.

Die Handelsmechanismen

Dahinter stecken Handelsmechanismen: Bei langsam wachsendem Angebot erhöht ein Anstieg der Nachfrage den Kurs. Bei echten Währungen gilt dies als Katastrophe, denn wenn Geld mehr wert ist, tendiert der Mensch dazu, es zu horten – das kühlt die Konjunktur ab.
Wenn Investoren wegen kletternder Preise mit einem weiteren Preisanstieg rechnen, kaufen sie nach: Das Geld wird noch teurer. Irgendwann ist der Markt gesättigt. Idealerweise stabilisiert sich dann die Währung auf dem hohen Niveau. Schlimmstenfalls bricht der Kurs ein. Bitcoin hat diesen Zyklus schon einmal durchlaufen. Im Juni 2011 erreichte der Kurs fast 31 Dollar, fünf Monate später lag er noch bei zwei Dollar.

Im Grunde ähnelt Bitcoin dem Goldstandard, dem Währungssystem, das
bis zu den 1930er-Jahren in Kraft war. Damals war jede Währungseinheit eine bestimmte Menge Gold wert, was den Regierungen wenig Spielraum zur Erhöhung der im Umlauf befindlichen Geldmenge ließ. Heute wird der Goldstandard nirgendwo mehr verwendet. Aber einige halten die Zeit für ein Comeback reif und ihnen gilt Bitcoin
als moderne Alternative oder Ergänzung. Dazu zählt auch die Bitcoin
Foundation, eine gemeinnützige Organisation, die das System fördern
und schützen will.