Die Euromacher und der Bitcoin

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Im Gegensatz zum Euro, der von den Zentralbanken nach Belieben gedruckt werden kann, ist die Zahl der Bitcoins auf maximal 21 Millionen begrenzt.

Im Gegensatz zum Euro, der von den Zentralbanken nach Belieben gedruckt werden kann, ist die Zahl der Bitcoins auf maximal 21 Millionen begrenzt. Die luxemburgische Zentralbank hat ein Arbeitspapier erstellt, das die Auswirkungen der Knappheit der virtuellen Währung untersucht.

Von Jean-Philippe Schmit

Laut der luxemburgischen Verfassung besitzt nur der Großherzog das Recht, Münzen zu prägen. Auch wenn sein Abbild auf den luxemburgischen Münzen prangt, nimmt er dieses Recht jedoch nicht wahr. Die Ausgabe des Geldes ist, per Gesetz, eine der grundlegenden Aufgaben der Zentralbank. Nur diese darf Geld drucken und in Umlauf bringen, ausschließlich dieses Geld ist gesetzliches Zahlungsmittel.

Doch seit dem Jahr 2009 gibt es mit dem Bitcoin eine neue Währung, hinter der keine offizielle Währungsbehörde steht. „Ein Algorithmus entscheidet über die Ausgabe der Bitcoins“, so Luca Marchiori, der Verfasser des Zentralbankpapiers.

Dieser Algorithmus wurde so programmiert, dass er immer weniger Bitcoins schöpft. „Rund alle vier Jahre verringert sich das Volumen der frischen Bitcoins um die Hälfte“, so Marchiori. „Es wird nie mehr als 21 Millionen Bitcoins geben.“ Dies soll um das Jahr 2040 der Fall sein.

Im Gegensatz zu den Zentralbanken können die Bitcoinschöpfer also nicht die Gelddruckmaschine anwerfen, was zu einer Ausweitung der Geldmenge und letzten Endes zur Inflation führen kann.

Anreiz für Bitcoinminer

Bitcoin-Transaktionen werden von Privatleuten (Minern) bestätigt, die dafür mit frischen Bitcoins belohnt werden und zusätzlich die Transaktionskosten zurückerstattet bekommen. „Je weniger neue Bitcoins geschöpft werden, umso mehr müssen die Transaktionskosten steigen, um genügend Miner zu finden, die bereit sind, die Zahlungsdienstleistung anzubieten“, so das Papier.

Der Verfasser untersuchte die Auswirkungen des Rückganges der „Prägung“ von neuen Bitcoins und der Erhöhung der Transaktionskosten. Er kommt zum Schluss, dass zwei Effekte eine Rolle spielen, wenn das Wachstum einer Kryptowährung sich verlangsamt: Je weniger neue Bitcoins geschöpft werden, desto geringer ist der Wertverlust. Man kann einen Bitcoin über längere Zeit aufbewahren, ohne dass er an Kaufkraft verliert (ohne etwaige Preisänderungen durch Spekulation zu berücksichtigen).

Das macht die Währung interessant und „stimuliert die Aktivität des virtuellen Sektors“, so das Papier. Beim Bitcoin kann es also nicht zur Inflation kommen, die durch eine tiefgreifende Ausweitung der Geldmenge entsteht.

Diese Knappheit wiederum führt aber dazu, dass die Miner keinen Anreiz mehr haben, um die Bitcointransaktionen zu bestätigen. Um diesem Problem aus dem Weg zu gehen, müssen die Transaktionskosten erhöht werden. „Dies führt zu einem Anstieg des relativen Preises der virtuellen Güter und zu einem Rückgang der Nachfrage nach diesen“, so Marchiori. „Das wirkt dem oben genannten Effekt entgegen.“

Besteuerung

Falls der Europäische Gerichtshof seine Meinung revidieren sollte und der Wechsel von Euros in Bitcoins mit einer Steuer belegt wird, wird die Nachfrage noch stärker fallen.
Eine weitere Rolle können die „verlorenen Bitcoins“ spielen. Da es möglich ist, dass Computer auf denen Bitcoins gespeichert sind, unreparierbare Schäden erleiden können und die Bitcoins für immer verloren sind oder die Nutzer ganz einfach ihre Passwörter vergessen und nicht mehr auf ihr Konto zugreifen können, werden nie die ganzen 21 Millionen Bitcoins im Umlauf sein. Eine Verringerung der Bitcoinmenge führt zu einem steigenden Wert. Wie stark dieser Effekt ist, hängt von der Menge der verlorenen Bitcoins ab.

Ob nun die steigenden Transaktionskosten schlussendlich überwiegen, geht nicht klar aus dem Arbeitspapier hervor. So hoch können sie jedoch nicht sein, da der Autor schreibt, dass „der Bitcoin so viel Aufmerksamkeit erregt hat, weil seine disruptive Technologie (die Blockchain) den Ruf hat, die Kosten der Finanzdienstleistungen signifikant zu reduzieren.“ Unternehmen und Finanzinstitute, die sich entscheiden, diese Technik zu übernehmen, könnten so ihre Kosten drücken.