Autonom fahrende Trucks von Daimler

Autonom fahrende Trucks von Daimler
(Daimler ag - Global Communications Commercial Vehi)

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Mit der Weltpremiere des Systems Highway Pilot Connect präsentierte Daimler Trucks auf der Autobahn A 52 bei Düsseldorf ein Beispiel für die Vorteile elektronischer Vehicle-to-Vehicle-Vernetzung (V2V). Ein Bericht von Roland Baumann

Die Zukunft der Logistik

Drei über WLAN vernetzte, autonom fahrende Lkw waren im Konvoi als sogenannter Platoon mit Straßenzulassung auf der Autobahn A52 nahe Düsseldorf im öffentlichen Verkehr unterwegs. Der Testlauf wurde aus Hubschraubern gefilmt und in einer großen Werkshalle von 300 geladenen Journalisten aus aller Welt staunend verfolgt.

Bis die kleine Lkw-Flotte schließlich im Stadtteil Lörick vor unseren Augen parkte. Das vorher live auf Bildschirmen verfolgte autonome Fahren wurde so zum tatsächlich fassbaren Erlebnis. Ist dies Zauberei oder Magie? Keineswegs, es ist die Zukunft der Logistik und so stellt sich Daimler in absehbarer Zeit den modernen Frachtverkehr vor. In solch einem Konvoi lässt sich der Kraftstoffverbrauch um sieben % und die benötigte Fahrbahnfläche auf Autobahnen um knapp die Hälfte reduzieren, bei gleichzeitig steigender Sicherheit auf der Straße.

Highway Pilot Connect

Mit der Weltpremiere des Systems Highway Pilot Connect präsentierte Daimler Trucks auf der Autobahn A 52 bei Düsseldorf ein Beispiel für die Vorteile elektronischer Vehicle-to-Vehicle-Vernetzung (V2V). Die Technologie ermöglicht das elektronische Ankoppeln von Lkw auf Autobahnen und Fernstraßen. So miteinander im Platoon vernetzte Lkw benötigen nur 15 statt 50 Meter Abstand. Durch den deutlich geringeren Abstand verringert sich der Luftwiderstand erheblich – vergleichbar dem Windschattenfahren im Radsport. Auf diese Weise spart ein Truck-Konvoi dreier Lkw rund sieben % Kraftstoffverbrauch.

Effizientere Nutzung der Strasse

Parallel dazu ermöglicht dieses System eine deutlich effizientere Nutzung der Straße: Durch den geringeren Abstand der Fahrzeuge verkürzt sich der Platzbedarf auf nur noch 80 Meter. Im Gegensatz dazu benötigen drei nicht elektronisch miteinander gekoppelte Lkw in Summe 150 Meter Fahrbahnfläche. Gleichzeitig soll der Straßenverkehr sicherer werden, denn während der Mensch am Steuer eine Reaktionszeit von 1,4 Sekunden hat, gibt der Highway Pilot Connect die Bremssignale in weniger als 0,1 Sekunden an die Folgefahrzeuge weiter. Bei nur 15 m Abstand kommt dennoch jedes Fahrzeug bei einer Vollbremsung zum Stehen.

Sämtliche Fahrzeuge eines solchen Platoons sind gleichzeitig autonom fahrende Lkw. Sie können ihre Richtung unabhängig vom vorausfahrenden Fahrzeug einhalten und auf unerwartete Situationen reagieren. Das gilt beispielsweise auch für das Ein- und Ausscheren anderer Fahrzeuge. In diesem Fall kann das Fahrzeug übergangslos vom Platoon entkoppeln und allein im autonomen Modus weiterfahren. Der Fahrer muss dazu nicht eingreifen.

Vernetzte Fahrzeuge

In Düsseldorf ging es aber nicht nur ums Platooning, sondern auch um die Möglichkeiten vernetzter Fahrzeuge für die Logistik allgemein. Wolfgang Bernhard, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks & Daimler Busse: „Wir bringen den Lkw ins Internet und machen ihn zum mobilen Daten-Zentrum des Logistik-Netzwerks. Der vernetzte Lkw verbindet alle am Transport Beteiligten: Fahrer, Disponent, Flottenbetreiber, Werkstatt, Hersteller, aber auch Versicherungen oder staatliche Behörden. Sie erhalten Informationen in Echtzeit zum Zustand von Fahrzeug und Auflieger, zu Verkehrs- und Witterungsverhältnissen, zur Belegung von Rastplätzen und vieles mehr.“

Diese Daten können alle im Logistikprozess für ihren Bedarf nutzen. So lassen sich künftig beispielsweise Wartezeiten beim Be- und Entladen reduzieren, Verwaltungsaufwand verringern und Staus vermeiden. Durch technische Updates über Funk oder die automatische Übermittlung der Ankunftszeit des Lkw in der Werkstatt lassen sich auch die Servicezeiten deutlich senken.

Die dritte industrielle Revolution?

Daimler spricht deshalb von der dritten industriellen Revolution. „In der Ära des Internets der Dinge werden alle Geräte und Maschinen über Sensoren verfügen, die jederzeit sekundenaktuelle Informationen liefern können. Dies wird die Art und Weise, wie wir wirtschaften, grundlegend verändern. Das Internet der Dinge eröffnet völlig neue Chancen“, betonte Jeremy Rifkin, Autor, Soziologe und Zukunftsforscher bei der Veranstaltung „Campus Connectivity“.

75% Gütertransport über die Strasse

Da nach wie vor 75 % des Gütertransports in Europa auf der Straße stattfinden, machen diese Verbesserungen Sinn. Wie schnell sie greifen, bleibt abzuwarten. Global rechnen Experten bis 2050 mit einer Verdreifachung des transportierten Volumens im Straßengüterverkehr. Mehr Transportvolumen verlangt nach innovativen Lösungen, wenn es nicht zum Verkehrskollaps kommen soll. Ein zentraler Ansatz dafür ist, den Lkw vollständig zu digitalisieren. Bernhard: „Für eine erfolgreiche Logistik sind Echtzeit-Daten entscheidend – und unsere Lkw können diese Daten liefern. Deshalb investieren wir bis zum Jahr 2020 rund eine halbe Milliarde Euro, um unsere Lkw mit ihrer Umwelt zu vernetzen und konkrete neue Anwendungen zu entwickeln.“