BGL LigueÜber eine fußballverrückte Familie Bei: Der „klengen Dapp“ und das „Schaffpäerd“

BGL Ligue / Über eine fußballverrückte Familie Bei: Der „klengen Dapp“ und das „Schaffpäerd“
Gianluca und Fabrizio Bei wollen das nächste Kapitel D03-Geschichte gemeinsam schreiben Foto: privat

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Saisonauftakt, Derbyfieber und Familienstolz: Für die Differdinger beginnt die BGL-Ligue-Meisterschaft gleich mit einem besonderen Moment – und zwar nicht nur, weil die Reise gleich zum Rivalen aus Niederkorn führt. D03-Präsident Fabrizio Bei saß vor wenigen Wochen gemeinsam mit Sohn Gianluca am Tisch, der seinen Transfer zurück in die „Heimat“ unterschrieb. Warum es beim dritten Anlauf klappen wird und wer von beiden der „Dapp“ ist – ein Gespräch mit einem fußballfanatischen Duo.

Das Trikot hing über die Knie, die Stutzen waren viel zu lang: Als Gianluca Bei vor über 20 Jahren zum ersten Mal in seiner Fußballmontur auf den Platz geschickt wurde, existierte der Fusionsverein Déifferdeng 03 noch nicht. „Er war fünf oder sechs. Die Red Boys hatten damals keine Bambini-Mannschaft, sodass er bei den Pupilles mitspielte. Er war immer der Kleinste auf dem Platz, ein richtiger ‚Dapp’.“ Vater Fabrizio Bei schleppte seinen ebenso fußballverrückten Sohn über die Jahre zu jedem Spiel der Red Boys. Heute erinnert sich Gianluca vor allem an das letzte Spiel vor der Fusion: „Die Red Boys mussten damals unbedingt gewinnen, damit der neu gegründete Verein in der Ehrenpromotion antreten durfte.“

2006 übernahm er das Präsidentenamt beim Klub, der in der besagten Saison, drei Jahre nach der Gründung, in die Nationaldivision aufgestiegen war. Das Bei-Duo erlebte gemeinsam auf den Tribünen historische Momente, wie die Europapokal-Sensation gegen Utrecht. „Als Kind ging es damals aber auch einfach darum, neben dem Platz mit Freunden kicken zu wollen“, sagt Gianluca. „Je älter man wird, umso ernster wird es. Man bewunderte die Mannschaft, das waren echt tolle Zeiten auf dem ‚Thillebierg’. Für mich war das irgendwie schon immer eine Art Herzensangelegenheit, einmal selbst Teil dieser Elf zu sein.“

Dieser Weg war für den jungen Milan-Fan aus dem Hause Bei eigentlich schon immer vorgezeichnet. „Ich bin wie jeder Vater sehr leidenschaftlich“, gibt Vater Fabrizio, D03-Oberhaupt, zu. „Daheim wurde von klein auf eigentlich immer fast nur über Fußball geredet.“ Gegen Zira stand Rechtsverteidiger Gianluca 2017 dann zum ersten Mal selbst im Europa-League-Aufgebot. Es war unmittelbar nach seiner ersten Rückkehr nach Differdingen. Vier Jahre war er zuvor für die Monnericher aufgelaufen, da er nach der U19 keine Chancen in der „Cité du fer“ gesehen hatte. Auch bei seiner Rückkehr blieb es bei einer Reservistenrolle, weshalb Bei junior den Verein des Vaters ein zweites Mal verließ. „Ich war einfach etwas naiv und hatte mich damit zufriedengegeben, auf der Bank zu sitzen. Jetzt sind die Diskussionen ganz andere. Ich habe in den vergangenen Jahren bewiesen, wozu ich in der Lage bin.“

Breitere Schultern

Hostert und zuletzt RM Hamm Benfica waren seine Stationen seit 2018. Mit 67 BGL-Ligue-Begegnungen auf dem Buckel kehrte im Sommer ein gereifter Defensivspezialist in seine „Heimat“ (Fabrizio Bei) zurück. „Er hat breitere Schultern bekommen. Er hat viel Selbstvertrauen getankt und ist bereit für diesen Sprung. Die Konkurrenz im Team ist groß, aber er strahlt eine gewisse Sicherheit aus, die ich bewundere. Der Trainer weiß ja auch, dass er mit ihm in den Krieg ziehen kann. Das klingt vielleicht etwas komisch, wenn ausgerechnet ich als sein Vater das sage, aber er ist definitiv ein Krieger. Er verdient Respekt, aus ihm ist ein richtiger Mann geworden. Aus meiner Sicht als Präsident muss ich ihn allerdings aufgrund von Resultaten bewerten.“

Bei Gianluca brauchte trotzdem etwas Überzeugungsarbeit des Trainers: „Ich war am Anfang nicht unbedingt hellauf begeistert. Sagen wir so: Ich hatte das ganze Thema Differdingen etwas verdrängt, da ich meine Erfahrungen gemacht hatte … Es war eigentlich eine abgeschlossene Geschichte. Aber der Trainer hat mir deutlich gemacht, dass er wirklich auf mich zählt. Wenn ich meine Leistungen abrufe, dann bekomme ich Einsatzzeiten.“

Ich bin danach ins Büro gekommen, habe das Dokument unterschrieben und ihm die Hand gereicht. Ich sagte nur: ‚Willkommen daheim.’

Fabrizio Bei, D03-Präsident

Dass dieses erneute Comeback des Sohnemanns für Gesprächsstoff – und auch Angriffsfläche – sorgen würde, dessen war sich der Chef des Klubs bewusst. „Ich habe mich komplett da rausgehalten. Natürlich hat mich der Coach gefragt, ob das für mich in Ordnung ginge. Ich sagte: ‚Das ist Ihre Wahl.’ Ich habe mich weder als Vater noch als Präsident eingemischt.“ Der neue Trainer Pedro Resende hatte den Namen des ehemaligen Schützlings (beim RM Hamm Benfica) auf die Wunschliste gesetzt, Sportdirektor Jean-Philippe Caillet wickelte den Transfer ab. „Ich bin danach ins Büro gekommen, habe das Dokument unterschrieben und ihm die Hand gereicht. Ich sagte nur: ‚Willkommen daheim.’ Mehr nicht. Immerhin kenne ich ihn besser als alle anderen Menschen auf der Welt.“ 

Auch Gianluca Bei wirkt nicht, als wäre er nicht auf Kommentare bezüglich seinen Namens vorbereitet: „Das ist mir total egal. Ich habe hart gearbeitet und mir jeden Zentimeter davon verdient. Ich habe es aus der 1. Division in die BGL Ligue geschafft, nicht etwa weil ich den gleichen Namen trage, sondern weil ich die gleichen Prinzipien habe. Wir sind beide ‚Schaffpäerd’.“

Immerhin heißt die Gemeinde ja nicht umsonst Differdingen und nicht Niederkorn

Gianluca Bei, D03-Verteidiger

Die sich übrigens auch positionstechnisch immer ähnlicher werden. „Meine ehemaligen Trainer werden lachen, wenn sie das lesen … Ich bin mit zunehmendem Alter immer weiter nach hinten gerückt und spielte zum Schluss auch hinten rechts. Maurice Spitoni sagte damals, dass ich zu oft nachgesehen hätte, ob die Socken noch sitzen würden, da ich anscheinend immer den Blick zum Boden gerichtet hätte“, so der Präsident lachend, der hinzufügte: „Von mir kann er nicht mehr viel lernen. Ich bin sehr stolz auf ihn, da er jeden Tag hart an sich arbeitet. Ihm am Samstag zu sehen, ausgerechnet bei einem Derby im Differdinger Trikot, das ist aus meiner Sicht als Vater schon eine Ehre.“

Gianluca Bei erlebte die Fusion damals aus nächster Nähe
Gianluca Bei erlebte die Fusion damals aus nächster Nähe Foto: privat

Der Junior brennt genauso auf dieses Duell mit den gelben Nachbarn, die man als Roter eigentlich „hasst“: „Das verstecke ich nicht (lacht), obwohl ich auch in Niederkorn ein paar Freunde habe. Trotzdem darf man so ein Derby nicht zu sehr mit dem Herzen angehen, sondern komplett fokussiert. Immerhin heißt die Gemeinde ja nicht umsonst Differdingen und nicht Niederkorn.“ Der Vater hat seinen Blick sogar noch etwas weiter in die Zukunft gerichtet, denn ein großer Wunsch bleibt in der Familie Bei noch zu erfüllen: „Ich habe immer gesagt, dass ich mir die Spiele nicht ansehen würde, wenn er im Europapokal für eine andere Mannschaft antreten würde. Das ist natürlich nicht ganz so ernst gemeint, aber innerlich bin ich einfach sehr glücklich, dass er jetzt da ist. Ich kenne seine Qualitäten, jetzt muss er sich durchsetzen.“

Für Gianluca steht fest: „Ich habe seit einer Woche nichts anderes mehr im Kopf als dieses Derby. Ich will dieses Spiel unbedingt gewinnen. Denke ich an die Derbys auf dem Thillenberg, die ich in meiner Jugend gesehen habe, bekomme ich gleich wieder Gänsehaut. Das erste Spiel der Saison kann schon wegweisend sein, deshalb wollen wir unbedingt gewinnen.“ Dagegen hat der Familienchef nichts einzuwenden.