Süddeutsche Zeitung: „Schleck war Fuentes-Kunde“

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Die Süddeutsche Zeitung hatte schon gegen Ende der Tour de France Frank Schleck in Verbindung mit Dopingarzt Eufemiano Fuentes gebracht. Gestern legte die renommierte Tageszeitung aus Deutschland nach: Frank Schleck soll im März 2006 rund 7.000 Euro auf ein Fuentes-Konto in der Schweiz überwiesen haben. Der Luxemburger Staatsanwalt Robert Biever bestätigte die Konto-Bewegung.

„Der SZ liegen Fakten vor, dass im März 2006 6.991 Euro auf das Fuentes-Konto unter dem aus der Puerto-Affäre bekannten Decknamen ‚Codes Holding‘ bei einer Genfer Bank eingingen. Absender: Frank Schleck“, so das Blatt, das Schleck schon am letzten Wochenende der Tour de France 2008 mit Fuentes in Verbindung gebracht hatte. Damals hatte Schleck das zurückgewiesen. Er kenne Herrn Fuentes nicht.
Unbestritten ist bei den neusten Anschuldigungen, bisher zumindest, die Überweisung über besagte 6.991 Euro auf das Schweizer Fuentes-Konto. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung bestätigte Staatsanwalt Robert Biever das und wiederholte es gestern gegenüber Radio und TV. Biever selber wurde von den deutschen Ermittlungsinstanzen auf den Plan gerufen. Die Staatsanwaltschaft Bonn, die auch schon das Ermittlungsverfahren gegen den Deutschen Jan Ullrich geführt hatte, ist im Laufe ihrer Ermittlungen gegen mehrere Fahrer auf das Schweizer Fuentes-Konto gestoßen. Dabei haben die Fahnder auch herausgefunden, „dass eben Frank Schleck zu besagtem Datum den Betrag von rund 7.000 Euro in die Schweiz überwiesen hat“, so Biever.
Und die Justiz-Instanzen in Deutschland gaben die Sache ins Großherzogtum weiter: „Luxemburg ist zuständig, deshalb haben wir die Unterlagen weitergeleitet“, so eine BKA-Sprecherin gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Bei Biever hat man, so der Staatsanwalt selber, lediglich nachgefragt, ob Doping in Luxemburg strafrechtlich belangbar ist, was Biever verneinte und womit seine Zuständigkeit eigentlich enden dürfte. Er habe die „Dokumente zu Schleck vor wenigen Wochen an die luxemburgische Anti-Doping-Agentur weitergegeben“, so Biever in der SZ. Die ALAD bestätigte, einen Brief vom Staatsanwalt erhalten zu haben. Man werde sich „in Kürze mit der Sache befassen“. Gegenüber der SZ gab es aber von Robert Schuler vom Sportministerium die Auskunft, die Behörde sei „nicht mit unabhängigen Experten besetzt“.
Frank Schleck selber reagierte gestern auch auf die Vorwürfe. Er habe ein „reines Gewissen“, so der FSCL-Fahrer, der morgen im Straßenrennen der WM in Varese starten wird: „Ich habe nie auf Doping zurückgegriffen. Alle meine Resultate habe ich ehrlich und sauber geholt. Ich werde die Sache nächste Woche klären“, so der CSC-Fahrer. Dann hat er anscheinend einen Termin bei der Luxemburger Anti-Doping-Agentur.
Klärung
Dass die Überweisung, deren Erklärung mit Spannung erwartet wird, im Jahr 2006 getätigt wurde, verleiht der ganzen Sache eine besondere Brisanz. 2006 war das Jahr von Frank Schlecks Durchbruch mit Siegen beim Amstel Gold Race und auch auf der Alpe d’Huez bei der Tour de France.
Eine Tour, die aber auch in Erinnerung bleibt, weil vor dem Start der Fuentes-Skandal aufflog. Auch Frank Schlecks Teamkollege Ivan Basso war damals betroffen. Riis zog in der Folge bei CSC ein ehrgeiziges Anti-Doping-Programm auf, wurde den Makel aber nie ganz los: „Seine Besten habe der Däne, der 2007 ein Dopinggeständnis ablegen musste, zu Fuentes gefahren – dieses Gerücht hält sich seit längerem im Peloton“, so die SZ.
Auch will die Zeitung Zeugenaussagen vorliegen haben, „wonach Riis und Frank Schleck schon im Dezember 2005 bei Fuentes gewesen seien“. Die neusten Vorwürfe kommentierte CSC-Teamchef Riis wie folgt: „Frank hat mir bestätigt, dass er nichts Falsches getan hat, nicht gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen hat oder es beabsichtigte.“
Bis auf die Überweisung an Fuentes gibt es noch nichts Konkretes. Bedrohlich im Raum steht allerdings die Frage nach dem Weshalb und Wozu der Überweisung, was bis nächste Woche, wenn Frank Schleck bei der ALAD das Ganze „klären“ will, wohl auch so bleiben wird. „Man überweist ja keinem einfach so Geld für nichts“, so Robert Biever.
Schleck und der Rest des FSCL-Teams wollen sich vor allem auf das Rennen am Sonntag konzentrieren und auch der Luxemburger Verband scheint die Nachrichten erst mal nur zur Kenntnis nehmen zu können. „Wir stehen in guten wie in schlechten Zeiten hinter den Fahrern“, so Präsident Jean Regenwetter.