Schlaflos ohne seine Leoparden

Schlaflos ohne seine Leoparden

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Linus Gerdemann hat in seiner Karriere bereits „ups and downs“ kennengelernt. 2005 heuerte er unter Bjarne Riis bei CSC an, fuhr dann 2006 und 2007 für T-Mobile.

Am 14. Juli 2007 streifte er bei der Tour de France sogar für einen Tag
das Gelbe Trikot über und galt in Deutschland als neuer Superstar des Radsports. Als Nachfolger von Jan Ullrich.

Es folgte eine schwere Verletzung (doppelter Beinbruch 2008, als er für Highroad fuhr), im gleichen Jahr der Sieg bei der Deutschland-Rundfahrt, 2009 dann für Milram der Erfolg bei der Bayern-Rundfahrt sowie 2010 bei der Trofeo Inca. Nicht mehr allzu viel demnach für einen Mann, von dem sich Großes erwartet worden war. Bei Leopard-Trek hat ihn nun Kim Andersen unter seine Fittiche genommen. Und es scheint, wie der Sieg bei der Skoda Tour de Luxembourg belegt, wieder bergauf zu gehen. Im Sommer darf er sogar für LEO an der Tour de France teilnehmen.

Tageblatt: Wie fühlst du dich jetzt nach diesem Sieg?

Linus Gerdemann: „Es war kein Geheimnis, dass das hier für uns ein Rennen von großer Bedeutung ist. Das erste Luxemburger ProTeam, es war ein Heimspiel und dementsprechend waren wir alle sehr motiviert. Wir konnten das glücklicherweise auch in Erfolg ummünzen.“

„T“: Beschreib bitte die fünf Renntage.

L.G.: „Es war extrem schwer. Das Team ist praktisch immer an der Spitze gefahren. Wir haben vom Start bis zum Ziel das Gelbe Trikot gehabt, dementsprechend waren es strapaziöse Tage fürs Team. Die Vorentscheidung ist am Freitag gefallen, das ist richtig, aber die letzte Etappe hatte es noch mal in sich. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, das stärkste Team aller Zeiten um mich gehabt zu haben.“

„T“: Jetzt wartet die Tour de Suisse und dann die Tour de France auf dich.

L.G.: „Ja, jetzt beginnt die heiße Saisonphase, die mit der Luxemburg-Rundfahrt eingeläutet wurde. Dementsprechend können wir alle mit dem ersten Test sehr zufrieden sein.“

„T“: Du hast am Freitag gesagt, erst nach der letzten Etappe eine persönliche Bilanz ziehen zu wollen. Wie fällt die nun aus?

L.G.: „Natürlich sehr gut. Aber ohne dieses Team um mich wäre es unmöglich gewesen, das Gelbe Trikot verteidigen zu können. Andernfalls hätte ich wohl unruhiger geschlafen. Das Besondere im Team ist, dass sich jeder dem Erfolg unterordnet. Ohne Ausnahme, auch Frank Schleck und Fabian Cancellara. Das ist etwas ganz Besonderes, und nur so ist auch der Erfolg möglich.“

„T“: Kim Andersen hat gesagt, dass er in den Alpen bemerkt hat, wie du regelrecht explodiert bist …

L.G.: „Ja, ich hatte mich in Kalifornien zu Beginn bereits gut gefühlt, am Ende dagegen nicht mehr. Ich weiß nicht, ob das mit den Reisestrapazen und dem Jetlag zu tun hatte. Planmäßig war ich für Luxemburg gar nicht vorgesehen. Am letzten Tag in den Alpen hat er mir dann gesagt, dass er mich hierhin mitnehmen muss. Glücklicherweise hat er das auch getan. Es hat mit einem Heimsieg geendet. Auch wenn es von außen immer so einfach aussieht … es macht vielleicht den Anschein, als ob es sehr souverän wäre. Es ist aber mit sehr viel Arbeit verbunden.“

„T“: Kim Andersen sprach auch von einem Tief, in dem du in den letzten Jahren warst, und davon, dass er meint, dass du jetzt die Kurve gekriegt hast. Siehst du das auch so?

L.G.: „Ja, ich glaub schon. Ich habe mal in die Siegerliste reingeguckt und es gab schon einige große Sieger hier. Ich weiß gar, ich meine jedenfalls, es steht noch gar kein Deutscher in dieser Liste (Gerdemann ist in der Tat der erste deutsche Schlussgewinner, d. Red.). Es ist einer meiner schönsten Siege, mit Sicherheit. Um diesen Sieg zu erringen, mussten wir als Team auch taktisch brillant sein. Ich muss ein großes Lob an Kim Andersen aussprechen, der vielleicht der José Mourinho des Radsports ist.“