Schiedsrichter haben das letzte Wort

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Auf Deutschlands Fussball-Feldern werden die Schiedsrichter weiterhin das letzte Wort haben. Der Schiedsrichterausschuss beim DFB lehnt moderne Technologie an der Torlinie ab.

Der Chef der deutschen Schiedsrichter Herbert Fandel hofft nach der Entscheidung gegen die Torlinien-Technologie in der Bundesliga auf weniger Schiedsrichter-Schelte. Der Vorsitzende des Schiedsrichter-Ausschusses beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hatte sich stets für die Einführung von technischen Hilfsmitteln ausgesprochen. Diese fand aber auf der Mitgliederversammlung der Proficlubs am Montag in Frankfurt nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit.

Fandel hofft, „dass sich der ein oder andere nach dieser Entscheidung in Zukunft etwas schwerer tut, die Schiedsrichter für eine strittige oder falsche Entscheidung in diesem Bereich öffentlich zu kritisieren.“

Der frühere FIFA-Referee aus Kyllburg verwies darauf: „Wir Schiedsrichter haben stets betont, dass wir die Einführung der Torlinientechnologie begrüßen würden, da sie die Unparteiischen bei der wichtigsten Entscheidung des Fußballs unterstützt und somit auch ein Stück weit aus der Kritik nimmt.“ Dass sich die Profivereine nunmehr mehrheitlich dagegen ausgesprochen haben, würden die Schiedsrichter selbstverständlich akzeptieren.

Hinter der Linie oder nicht?

Der Begriff „Torlinientechnologie“, oder „Torlinientechnik“, beschreibt technische Hilfsmittel, die überprüfen, ob der Ball beim Fußball die Torlinie mit vollem Umfang überquert hat oder nicht. Umstrittene Entscheidungen der Schiedsrichter haben in der Vergangenheit Rufe nach dieser technischen Unterstützung laut werden lassen.

Am 5. Juli 2012 beschloss das International Football Association Board (IFAB) nach Tests verschiedener Systeme, die Torlinientechnik einzuführen. Von den ursprünglich acht Unternehmen, die der FIFA ihre Systeme vorgestellt hatten, verblieben vier Systeme. Sie wurden bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2012 und beim FIFA-Konföderationen-Pokal 2013 eingesetzt.

Wie ein Diebstahlschutz

Dazu zählt unter anderem das GoalRef-System, das in Deutschland entwickelt wurde. Es funktioniert ähnlich wie der Diebstahlschutz im Kaufhaus. Mit Antennen, die sich hinter der Torlatte befinden, wird ein schwaches Magnetfeld erzeugt. Im Ball befinden sich dünne, leichte Spulen. Ein Prozessor empfängt Antennensignale. So kann die genaue Position des Balles bestimmt werden. Überquert der Ball in vollem Umfang die Torlinie, wird ein Funksignal an Spezialarmbanduhren gesendet, welche den Schiedsrichtern durch Vibration und einer visuellen Anzeige auf dem Display bestätigen, dass ein Tor gefallen ist.

Eine andere verwendete Technologie ist eine Magnetfeldtechnologie. Das Magnetfeld wird unter dem Spielfeld und im Torraum erzeugt. Im Ball befindet sich ein Sensor, der ein Signal an den Schiedsrichter sendet, wenn der Ball die Torlinie überquert hat.

Aus dem Tennis und dem Cricket

Ein weiteres System benutzt Kameras. Das sogenannte Hawk-Eye wird seit einigen Jahren im Tennis und Cricket eingesetzt. Sechs bis acht Hochgeschwindigkeitskameras überwachen den Torraum aus diversen Blickwinkeln und können daraus die exakte Position des Balles berechnen. Der Schiedsrichter erhält innerhalb kürzester Zeit eine Rückmeldung vom System. Mit den erfassten Daten kann des Weiteren eine 3D-Darstellung der Flugkurve des Balles erstellt werden. Die Hawk-Eye-Technologie wurde bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2012 erprobt und wird in der Premier League seit der Saison 2013/14 eingesetzt.

Dann gibt es noch GoalControl. Dieses System wurde im März 2013 von der FIFA als Torlinientechnologie erlaubt. GoalControl-4D verwendet sieben Kameras pro Tor und funktioniert, dem Hersteller zufolge, mit jedem Ball und jedem Tor. Eine Kombination von GoalControl (für die Ortung) und GoalRef (für die Anzeige) wurde von der FIFA beim Konföderationen-Pokal 2013 getestet. GoalControl-4D kam des Weiteren bei der FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2013 in Marokko zum Einsatz.