Sammer Nachfolger von Nerlinger

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Matthias Sammer soll als neuer Sport-Vorstand den FC Bayern München endlich wieder zu Erfolgen führen. Der 44-Jährige löst den glücklosen Christian Nerlinger ab - und hinterlässt beim Deutschen Fußball-Bund eine große Lücke.

Keine Lust mehr auf Platz zwei: Mit dem neuen starken Mann Matthias Sammer will der FC Bayern München nach zwei titellosen Spielzeiten endlich wieder ganz nach oben. 53 Tage vor der neuen Saison überraschte die Münchner am Montag mit der brisantesten Personalie des Fußball-Sommers und forcierten ihren Großangriff auf Double-Gewinner Borussia Dortmund. Der langjährige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Europameister von 1996 löst mit sofortiger Wirkung den glücklosen Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger ab. Zum Trainingsauftakt am Dienstag beginnt an der Säbener Straße gleichzeitig eine neue Zeitrechnung: Die Sammer-Time.

Mit der Einsetzung des 44-Jährigen als „Vorstand für Lizenzspielerangelegenheiten“ zogen die Münchner drastische Konsequenzen aus den jüngsten Misserfolgen, die in der dramatischen Heimpleite im Champions League-Finale gegen den FC Chelsea gipfelten. Zudem hatte es in der Liga und im DFB-Pokal nur zum zweiten Platz hinter dem BVB gereicht. Als Grund für die Trennung von Nerlinger wurden „unterschiedliche Auffassungen über das Konzept für die Zukunft der Mannschaft“ genannt. Die Vertragsauflösung sei bereits bei der Aufarbeitung der zurückliegenden Saison vereinbart worden, hieß es. Allerdings habe man sich darauf verständigt, die Trennung erst nach der am Sonntag beendeten Fußball-EM zu verkünden.

Trennung in Freundschaft

Dabei war der Vertrag mit Nerlinger erst im vergangenen November vorzeitig um zwei weitere Jahre bis 2014 verlängert worden. „Ich möchte mich im Namen des Clubs bei Christian Nerlinger ausdrücklich für seine Arbeit in den vergangenen vier Jahren beim FC Bayern bedanken“, sagte Bayerns Aufsichtsratsvorsitzender Uli Hoeneß. „Ich hoffe sehr, dass unser aller gutes persönliches Verhältnis auch weiterhin Bestand hat.“ Nerlinger betonte: „Ich wünsche dem FC Bayern weiterhin alles erdenklich Gute. Ich habe hier eine gute und sehr intensive Zeit erlebt und werde dem Club auch weiterhin freundschaftlich verbunden bleiben.“

Immer wieder war Sammer mit dem erfolgsverwöhnten Club von der Isar in Verbindung gebracht worden. Durch seinen Wechsel zum deutschen Vorzeige-Club nach dem deutschen Halbfinal-Aus bei der EM hinterlässt der positiv Besessene gleichzeitig eine große Lücke beim DFB. „Wir lassen Sammer nur sehr schweren Herzens gehen. Er hat mit seiner Kompetenz und Leidenschaft viel für die Talentförderung in Deutschland bewegt und dem Verband mit seiner Art unglaublich gut getan“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Bei der Nachfolgersuche wolle sich der Verband keinen Zeitdruck auferlegen, kommentierte Generalsekretär Helmut Sandrock.

Information per Telefon

Sammer teilte Niersbach seine Pläne am Montagmorgen am Telefon mit – kurz darauf bat Bayern-Präsident Hoeneß offiziell um die Freigabe. Nach Rücksprache mit den Mitgliedern des DFB-Präsidiums wurde der bis 2016 laufende Vertrag daraufhin aufgelöst. Sammer war seit 2006 als Sportdirektor für die Jugend- und Talentförderung zuständig gewesen. Auch die Trainerausbildung fiel in seinen Bereich.

Der frühere Bayern-Profi Nerlinger hatte 2009 als Sportdirektor die Aufgaben des langjährigen Managers Hoeneß übernommen. Zuvor war er bereits ein Jahr als Team-Manager tätig gewesen. In den vergangenen beiden Jahren blieben die Münchner jedoch ohne Titel – und Nerlinger geriet immer mehr in die Defensive. Schon vor etwas mehr als einem Jahr hatte Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer öffentlich bemängelt, Nerlinger habe noch „zu viel Respekt“ vor den Leistungen seines Vorgängers Hoeneß. Beckenbauer weiter: „Wenn der Uli in seinem Büro ist, dann gehen doch alle zum Uli und laufen an Nerlingers Büro vorbei.“

Ex-Dortmunder für Sieger-Gen bei den Bayern

Ausgerechnet der ehemalige Dortmunder Sammer soll den Bayern jetzt wieder das Sieger-Gen einimpfen. Als Spieler war er mit dem BVB Meister und Champions-League-Sieger geworden und hatte den Club 2002 auch als Trainer zur deutschen Meisterschaft geführt. „Auf die Dauer habe ich keine Lust, immer Platz zwei zu belegen“, hatte Hoeneß Mitte Mai nach dem bitteren Champions League-Endspiel angekündigt.

Als neuer Sport-Vorstand dürfte der eigenwillige Sammer auch ein mächtiges Wörtchen bei der Trainerfrage mitreden. Der Vertrag mit Bayern-Coach Jupp Heynckes läuft in einem Jahr aus – und Hoeneß hat bereits in Aussicht gestellt, dass dann voraussichtlich ein anderer Fußball-Lehrer die Münchner zu Erfolgen führen soll. „Höchstwahrscheinlich holen wir einen“, so Hoeneß vor einem Monat mit Blick auf die mögliche Wachablösung 2013.

Als möglicher Nachfolger von Heynckes wird der langjährige Trainer des FC Barcelona, Josep Guardiola, gehandelt. Offiziell war dazu bislang nichts vom FC Bayern zu vernehmen. Jetzt sitzt Heynckes zudem Sammer im Nacken – auch wenn der bisher stets behauptet hat, nie mehr auf die Trainerbank zurückkehren zu wollen.