Radsport„Gelitten und genossen“: Tim Diederich fährt bei der Gravel-WM auf Platz 57

Radsport / „Gelitten und genossen“: Tim Diederich fährt bei der Gravel-WM auf Platz 57
57. bei der Gravel-WM: Tim Diederich Foto: Privat

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Tim Diederich war am Sonntag als einziger Luxemburger bei der Gravel-WM in der italienischen Region Veneto angetreten. Zum Weltmeister kürte sich der Slowene Matej Mohoric, Diederich wurde 57. Im Gespräch mit dem Tageblatt blickt er auf sein Rennen zurück. 

Nach ersten Erkundungen vor Ort hatte der amtierende, vierfache Landesmeister auf der Straße (Elite ohne Vertrag) Tim Diederich auf eine Top-100-Platzierung in dem starken Fahrerfeld der Gravel-WM spekuliert und resümierte auf der Heimfahrt am Montag geschafft sein Rennen: „Der Start war wie erwartet etwas hektisch und per Ellbogen und Knie musste man seine Platzierung behaupten. In den ersten Gravelpassagen nach 20 Kilometern zog sich dann alles in die Länge und die Ersten fielen weg.“

Es war ein unruhiges Rennen, aber Diederich hatte vor dem ersten schwierigen Anstieg seine Gruppe gefunden, auch wenn immer mal Fahrer dazukamen oder wegfielen. Er wusste keine Platzierung, aber war zufrieden, weil nach der ersten Zieldurchfahrt bei Kilometer 45 alles nach Plan lief. „Die erste Schleife war dann richtig hart, ich konnte nicht einmal durchatmen. So nach 80 Kilometern wurde es vor der zweiten Zieldurchfahrt dann wieder flach und wir fuhren in einer guten Gruppe von acht, neun Mann, als von hinten Wout van Aert mit zwei Begleitern heranflog. Wir fuhren kurz in seinem Rad, aber platzten bald wie die Fliegen weg. Beeindruckend, welches Tempo er auf Schotter und in den Kurven fährt“, erklärt der 34-Jährige. Wie geplant war er die ersten 100 Kilometer „all in“ gegangen und musste sich anfangs der zweiten Schleife ums Auffüllen der Reserven kümmern.

„Tolle Zukunft für den Radsport“

Er fuhr in seiner Gruppe weiter und gegen Ende der 163 Kilometer war „wieder etwas Energie da“. Doch zehn Kilometer vor dem Schluss kam der entscheidende Anstieg mit bis zu 25 Steigungsprozent: „Bei der Erkundung klappte das, aber mit fünf Stunden hartem Rennen in den Beinen hatte ich nicht mehr die richtige Übersetzung. Ohne die Anfeuerung der vielen Zuschauer und den einen oder anderen Schubser am Rücken hätte ich wohl absteigen müssen.“ Alleine mit der Zielankunft war der Lehrer aus Lennigen bereits glücklich und freute sich noch mehr, als er seinen sehr ordentlichen 57. Platz mit 29:03 Minuten Rückstand auf den diesjährigen slowenischen Tour-de-France-Etappensieger Matej Mohoric erfuhr. „Über den Gewinner muss man nichts mehr sagen und eigentlich noch mehr hat mich Wout van Aert beeindruckt. Wie er nach seinen technischen Problemen noch viel Rückstand (zum 8. Platz auf 8:21) aufholen konnte.“

Bereits jetzt hat sich der ambitionierte Amateur die nächstjährige WM in Flandern als Ziel gesetzt und will sich auch vermehrt auf Gravelrennen spezialisieren: „Ich hatte schon eine Gänsehaut vor dem Start, als ein italienischer Tenor die Nationalhymne anstimmte. Mit solchen Rennen auf dem Gravelbike sehe ich eine tolle Zukunft für den Radsport. Obwohl ich richtig gelitten habe, konnte ich das ganze Rennen genießen. Hier waren die Zuschauer einfach enorm, vielleicht noch mehr Stimmung als vor einer Woche bei der EM in Flandern. Ich hatte weder mit dem Rad noch mit der Verpflegung Probleme, habe auch Wasserflaschen von anderen Teams erhalten. Einer unterstützt den anderen und es herrscht einfach ein toller Esprit.“