Tour de France5. Etappe: Clarke siegt, Pogacar mit Ausrufezeichen – Geniets bärenstark

Tour de France / 5. Etappe: Clarke siegt, Pogacar mit Ausrufezeichen – Geniets bärenstark
Kevin Geniets (rechts) führte die erste Verfolgergruppe um Tadej Pogacar (weißes Trikot, Bildmitte) an und sorgte für hohes Tempo Foto: Thomas Samson/AFP

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Tadej Pogacar machte bei einer von vielen Stürzen überschatteten Etappe einen großen Schritt zum dritten Tour-Triumph. Den Tagessieg sicherte sich der Australier Simon Clarke. Aus luxemburgischer Sicht fiel vor allem Kevin Geniets auf, der einen starken Tag als Helfer zeigte. 

Frisch der Hölle des Nordens entkommen und in ein strahlend weißes Youngster-Trikot gekleidet winkte Tadej Pogacar den Fans zu. Sein Dauerrivale Primoz Roglic rollte frustriert und von einer dicken Staubschicht besetzt zum Teambus. Auf einer brutalen und von vielen Stürzen überschatteten Kopfsteinpflaster-Etappe der Tour de France hat Titelverteidiger Pogacar seinen Kontrahenten eine Lektion erteilt. Dem dritten Gesamtsieg ist der 23-Jährige ein Stück näher gekommen.

„Es war ein wirklich guter Tag für uns, auch wenn es sehr hart gewesen ist“, sagte Pogacar, der beim überraschenden Ausreißersieg des Australiers Simon Clarke nach einer taktischen Meisterleistung als bester Klassement-Fahrer Siebter wurde.

Nur 19 Sekunden fehlten dem 23-Jährigen, der weiter das weiße Jersey des besten Jungprofis trägt, zum Gelben Trikot – spätestens bei der ersten Bergankunft am Freitag wird er danach greifen. Gelb behauptete der belgische Topstar Wout van Aert mit einer wahnsinnigen Aufholjagd nach einem frühen Sturz und sorgte an einem rabenschwarzen Tag für das Jumbo-Team für Schadensbegrenzung.

„Ich habe mir wehgetan, dann ist mir auch die Zuversicht abhandengekommen. Dann war ich sehr für meine Teamkollegen gefordert“, sagte der schwer gezeichnete van Aert, der mit 13 Sekunden Vorsprung auf den US-Amerikaner Neilson Powless in der Gesamtwertung führt: „Das war ein Kampf mit mir selbst über den ganzen Tag hinweg.“

Komplizierter Tag für Wout van Aert (Mitte rechts): Der Führende im Gesamtklassement stürzte wie viele andere Fahrer auch
Komplizierter Tag für Wout van Aert (Mitte rechts): Der Führende im Gesamtklassement stürzte wie viele andere Fahrer auch Foto: Thibault Camus/dpa

Erleichterung bei Groupama-FDJ

Jumbo-Topstar Primoz Roglic war mit 2:08 Rückstand auf Pogacar der Verlierer des Tages, auch er war gestürzt. Aber auch allen anderen Herausforderern nahm der 23 Jahre alte Pogacar mit einer taktischen Meisterleistung auf unbekanntem Terrain – Paris-Roubaix hat er nie bestritten – Zeit ab. Dem dänischen Vorjahreszweiten Jonas Vingegaard – ebenfalls Jumbo-Visma – allerdings nur 13 Sekunden.

Aus luxemburgischer Sicht zeigte sich vor allem Kevin Geniets in einer ganz starken Verfassung. 30 Kilometer vor dem Ziel ergriffen die Fahrer im blau-weiß-roten Dress von Groupama-FDJ die Initiative. Zu diesem Zeitpunkt war in der ersten Gruppe hinter den sechs Ausreißern kein Fahrer von Jumbo-Visma. Wout van Aert hatte sich zurückfallen lassen, um Jonas Vingegaard zu helfen und noch weiter dahinter war Primoz Roglic in Begleitung zweier weiterer Helfer. Groupama-FDJ erhöhte also das Tempo, um die niederländische Mannschaft weiter zu distanzieren. Kevin Geniets führte die erste Gruppe in Sektor 5 „Erre à Wandignies-Hamage“ an. 

Der Leader von Groupama-FDJ, David Gaudu, war überraschenderweise immer noch in der ersten Gruppe dabei. Gaudu hatte mit Stefan Küng, Valentin Madouas, Thibaut Pinot und Geniets vier Helfer und Beschützer, die sich auf einem solchen Terrain auskennen. Geniets hatte seine Arbeit ein paar Kilometer später beendet, doch die Arbeit trug Früchte: Gaudu ballte, als er die Ziellinie überfuhr, eine Faust – der Franzose fuhr mit der ersten größeren Gruppe über die Ziellinie. Geniets selbst ließ es nach getaner Arbeit langsamer angehen. Der 25-Jährige fuhr mit 5:05 Minuten Rückstand als 108. ins Ziel. 

Jack Haig, der Drittplatzierte der Vuelta 2021 und Leader von Bahrain-Victorious, musste die Tour nach einem Sturz verlassen
Jack Haig, der Drittplatzierte der Vuelta 2021 und Leader von Bahrain-Victorious, musste die Tour nach einem Sturz verlassen Foto: Marco Bertorello/AFP

O’Connor verliert viel Zeit

Zu den Verlierern des Tages gehört auch die Mannschaft Ag2r-Citroën. „Wir haben keinen Sturz und nur einen mechanischen Defekt im ganzen Rennen zu beklagen gehabt“, sagte Teammanager Vincent Lavenu. „Und dieser Plattfuß erwischte Ben O’Connor. Wir waren mit dem Wagen schlecht platziert. Das ist schade. Wir wussten, dass es ein komplizierter Tag werden sollte, und der wurde es. Es ist ein wenig enttäuschend, die Jungs haben aber gut gearbeitet.“ O’Connor, der Leader der französischen Mannschaft, kam mit 4:12 Minuten Rückstand auf Clarke im Ziel an. Eine gute Platzierung im Gesamtklassement ist in weite Ferne gerückt. Bob Jungels fuhr mit 4:19 Minuten Rückstand als 100. ins Ziel. 

Immer noch nicht bei Kräften ist Alex Kirsch (Trek-Segafredo). Der 30-Jährige leidet weiterhin an den Folgen einer Lebensmittelvergiftung und beendete die Etappe vom Mittwoch als 173. und damit als Vorletzter. Kirsch kam 20:33 Minuten später als der Etappensieger im Ziel an. 

Nach dem harten Tag auf den rauen Straßen setzt sich die Tour konsequent Richtung Süden fort, die Belastungen werden nicht kleiner. Das sechste und längste Teilstück führt am Donnerstag über 219,9 km vom belgischen Binche nach Longwy, ehe dann am Freitag an der Planche des Belles Filles die erste Bergankunft folgt. 

Simon Clarke durfte über seinen ersten Tour-Etappensieg jubeln
Simon Clarke durfte über seinen ersten Tour-Etappensieg jubeln Foto: Tim De Waele/AFP

Im Überblick

5. Etappe: Lille Metropole – Arenberg Porte du Hainaut (157 km):
1. Simon Clarke (Australien/Israel-Premier Tech) 3:13:35 Stunden, 2. Taco van der Hoorn (Niederlande/Intermarché-Wanty-Gobert) gleiche Zeit, 3. Edvald Boasson Hagen (Norwegen/TotalEnergies) 0:02 Minuten zurück, 4. Neilson Powless (USA/EF Education EasyPost) 0:04, 5. Magnus Cort (Dänemark/EF Education-EasyPost) 0:30, 6. Jasper Stuyven (Belgien/Trek-Segafredo) 0:51, 7. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) gleiche Zeit, 8. Jasper Philipsen (Belgien/Alpecin-Deceuninck) 1:04, 9. Fabio Jakobsen (Niederlande/Team Quick-Step Alpha Vinyl), 10. Luca Mozzato (B&B Hotels KTM) alle 1:04, … 100. Bob Jungels (Luxemburg/Ag2r-Citroën) 4:19, … 108. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 5:05, … 173. Alex Kirsch (Luxemburg/Trek-Segafredo) 20:33

Gesamtwertung nach 5 von 21 Etappen:
1. Wout van Aert (Belgien/Jumbo-Visma) 16:17:22 Stunden, 2. Powless 0:13 Minuten zurück, 3. Boasson Hagen 0:14, 4. Pogacar 0:19, 5. Yves Lampaert (Belgien/Team Quick-Step Alpha Vinyl) 0:25, 6. Mads Pedersen (Dänemark/Trek-Segafredo) 0:36, 7. Jonas Vinegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 0:40, 8. Adam Yates (Ineos Grenadiers) 0:48, 9. Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) 0:49, 10. Geraint Thomas (alle Großbritannien/Ineos Grenadiers) 0:50, … 72. Jungels 4:42, … 78. Geniets 5:24, 171. Kirsch 31:02