Note gut bis sehr gut

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Nicht die Platzierungen oder die Zeitrückstände zählen für die beiden Luxemburger Teilnehmer des 94. Giro d’Italia, Laurent Didier (Saxo Bank) und Ben Gastauer(Ag2r).

Ihre Aufgaben waren bereits im Vorfeld klar definiert, sie sollen für ihre jeweiligen Kapitäne, Alberto Contador sowie John Gadret, Helferdienste leisten.

Etappen, die acht Stunden andauern und Absage des Monte Crostis

Einig waren sich Laurent Didier und Ben Gastauer, was Etappen angeht, bei denen die Fahrer um die acht Stunden im Sattel sitzen müssen, sowie über die Absage des Monte Crostis.

„Dat war gehierlos. 8 Stonnen a 47 Minutte souz ech um Vëlo. Well mir Coureuren hunn och nach missen no der Arrivée mam Vëlo zréck bei eise Bus fueren“, so beschrieb Laurent Didier die Giro-Etappe vom Sonntag, welche der Spanier Mikel Nieve nach 229 km in der Zeit von 7:27:14 Stunden gewann.

Für den Saxo-Bank-Profi war es eine umso härtere Etappe, da er am Vortag von einem Fahrzeug des Teams Movistar angefahren und verletzt worden war. „In der letzten Steigung vor dem Monte Zoncolan wurde ich von hinten angefahren. Das Rad war in zwei Teile zerbrochen, ich musste mit drei Stichen am linken Ellbogen genäht werden.“

„Fast unmenschlich“

Bei dieser Samstags-Etappe hatten die Organisatoren tags zuvor auf Druck der Fahrer und Teamchefs sowie der UCI den Monte Crostis aus dem Programm gestrichen: „’Dat war komplett an der Rei. Déi Etapp war och sou nach schwéier genuch.‘ Im Falle eines Defekts war nicht mal sichergestellt, dass jedem ein neues Rad zur Verfügung gestanden hätte.“

Auch Ben Gastauer schlug in die gleiche Kerbe: „Wir waren als Mannschaft ebenfalls dagegen, den Monte Crostis zu fahren. Der Giro sollte nicht wegen eines technischen Defekts entschieden werden. Es war schon fast unmenschlich, am Sonntag 8 Stunden auf dem Rad zu sitzen. Man sollte nicht allzu sehr mit der Sicherheit der Fahrer spielen.“

Das hat bislang scheinbar sehr gut geklappt. Einerseits, weil Contador bereits jetzt so gut wie als Schlussgewinner feststeht, und andererseits, weil Gadret als bislang Viertplatzierter sogar noch mit dem Schlusspodium in Mailand liebäugelt.

Laurent Didier über seinen Kapitän: „Alberto fährt in einer anderen Klasse. Das macht die Aufgabe für mich und die anderen Fahrer unserer Mannschaft aber nicht einfacher. ‚Ech muss awer ferm drécken, virun allem am Ufank vun den Etappen. A wann ech da meng Aarbecht gemaach hunn, sëtzen ech, wéi e Sonndeg, nach eng Stonn méi laang wéi hien am Suedel.’“ Doch der 26-Jährige nimmt es mit Humor: „Albertos Überstunden sind mit Pressekonferenzen gefüllt, meine halt so.“

Eine Klasse für sich

Die Welt vom Team Saxo Bank leuchtet demnach rosa, und die von Laurent Didier? „Am Anfang des Giro lief es nicht ganz so rund. Jetzt aber bin ich zufrieden. Wir hatten uns nicht erwartet, bereits so früh das Rosa Trikot zu haben. Spätestens am Zoncolan wollten wir es haben“, gibt Didier zu verstehen und fügt an: „Das hat nichts damit zu tun, dass die Konkurrenz nicht stark genug ist. Igor Anton hat beispielsweise sehr gut mitgehalten im Monte Zoncolan. Alberto ist eben eine Klasse für sich.“

Nach getaner Arbeit, und wenn die Helfer im Finale die Beine etwas ruhiger drehen lassen, gab es für Didier auch bereits den ein oder anderen Plausch mit Ben Gastauer: „Ja, wir sehen uns fast jeden Tag und reden dann auch miteinander. Am Sonntag aber musste er auch im Schlussteil fahren. Dort wurde er drittbester Fahrer seiner Mannschaft.“

Warum das so war, und warum Gastauer nach 7:49:57 Stunden „lediglich“ 22:43 Minuten hinter Tagessieger Mikel Nieve ins Ziel fuhr – Dider wies einen Rückstand von 39:19 Minuten an dem Tag auf –, erklärt der 23-Jährige so: „Wir sind derzeit die drittbeste Mannschaft beim Giro. Eigentlich sollte Michael Chérel unser ‚dritter Mann‘ sein. Da er aber eine Hungerast hatte und einbrach, musste ich im Finale fahren. Dabei hatte ich auch eine, zum Glück aber war sie, nachdem ich etwas gegessen hatte, schnell wieder weg.“

„Gut verdaut“

Ein weiteres Ziel des einzigen französischen Pro Teams ist es, den guten vierten Platz von John Gadret zu verteidigen. „Am Anfang hatten wir uns die Top Ten vorgenommen. Dass es so gut laufen würde, hatte keiner von uns erwartet. John ist Vierter, er hat eine Etappe gewonnen. Zudem war Hubert Dupont zeitweilig auch in den Top Ten, auch wenn er am Sonntag etwas eingebrochen ist. Unsere Saison lief bislang nicht so, wie wir es uns erwünscht hatten. Es scheint, als würden wir jetzt endlich für unsere ganzen Bemühungen belohnt werden“, ist die Zufriedenheit in Gastauers Stimme unüberhörbar.

Sicherlich auch, weil er seine erste dreiwöchige Rundfahrt bislang sehr gut „verdaut“ hat: „’Ech si ganz zefridden a fille mech gutt. Ech hu mech bis lo nach ni schlecht gefillt. Dat ass och enorm wichteg fir meng Moral‘.“ Nur eines stört Ben Gastauer: „Leider konnte ich mich noch nicht in einer ‚échappée‘ zeigen. Aber es bleiben noch vier Etappen, wo ich es versuchen kann. Und da der Giro bereits so gut wie entschieden ist, steigen auch die Chancen der Ausreißer, anzukommen.“

Ben Gastauer will seine Duftmarke demnach noch versprühen.