BasketballNach dem Pokalaus: Der Blick ist bei Philippe Gutenkauf nach vorne gerichtet

Basketball / Nach dem Pokalaus: Der Blick ist bei Philippe Gutenkauf nach vorne gerichtet
Philippe Gutenkauf und Ettelbrück mussten die Niederlage im Pokalhalbfinale erst einmal verdauen Foto: Editpress/Jeff Lahr

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Es war ein Spiel, das Philippe Gutenkauf noch Tage später beschäftigte. Doch die Niederlage im Pokalhalbfinale ist abgehakt und der Blick nun voll auf die Meisterschaft gerichtet. Hier hat der MVP der letzten Saison mit der Etzella noch viel vor.

„Ich muss zugeben, es hat schon ein paar Tage gedauert, bis dass ich diese Niederlage verdaut hatte“, gibt Philippe Gutenkauf eine Woche nach der ärgerlichen Pleite (58:82) im Pokalhalbfinale gegen die Résidence Walferdingen zu. „Vor allem unterwegs zur Arbeit musste ich doch noch ganz schön oft daran denken.“ Dass man ausgerechnet im Ettelbrücker Lieblingswettbewerb, als Titelverteidiger, eine der schlechtesten Leistungen der Saison, wenn nicht sogar der letzten Jahre, zeigte, ärgert den 28-Jährigen besonders. „Dabei haben wir in der Runde zuvor gegen Steinsel wirklich gut gespielt und dann so zu verlieren, das ist einfach bitter.“ Doch dem verpassten Finaleinzug weiter nachzutrauern, bringt nichts mehr, und somit hieß es für den Aufbauspieler und seine Teamkollegen dann auch Mund abwischen und sich auf die Meisterschaft konzentrieren.

Auch hier startete das neue Kalenderjahr mit einem Sieg gegen Tabellenführer Steinsel vielversprechend, danach musste man dann aber gegen Aufsteiger Kordall, der im Tabellenkeller festhängt, durch zwei Verlängerungen gehen, um den Sieg mit nach Hause zu nehmen. Auch die Partie am Sonntag gegen Fels war alles andere als einfach, am Ende erkämpften sich „Sticky“ und Co. aber einen knappen 94:92-Erfolg und bleiben Leader Amicale als Tabellenzweiter weiter auf den Fersen. Wie wichtig dieser Sieg für die Moral der Ettelbrücker war, dessen ist sich auch Gutenkauf bewusst. „Als wir im zweiten Viertel 17 Punkte zurücklagen, hatte ich schon etwas Angst, dass wir uns nicht mehr fangen würden. Doch in der zweiten Halbzeit haben wir die richtige Reaktion gezeigt und bewiesen, dass wir noch immer guten Basketball spielen können, wenn wir als Team auftreten.“

Kein weiterer Aussetzer

Somit kann man im Etzella-Lager nun langsam Richtung Play-offs blicken, für das man in den kommenden fünf Spielen den richtigen Rhythmus finden und am liebsten als Tabellenerster reingehen möchte. Denn Lust, wie im letzten Jahr im Viertelfinale zu scheitern, das hat Philippe Gutenkauf auf keinen Fall. Mit der laufenden Saison ist der 28-Jährige – mit Ausnahme des Pokalaus – nämlich eigentlich durchaus zufrieden. „Wir spielen ganz guten Basketball, finden uns auf dem Feld. Mit Jimmie (Taylor) und Brandon (Johnson) sind wir, glaube ich jedenfalls, auch besser aufgestellt. Es sind nur diese Aussetzer, die wir hatten, so etwas darf im Play-off nicht vorkommen.“

Ich muss zugeben, es hat schon ein paar Tage gedauert, bis dass ich diese Niederlage verdaut hatte

Philippe Gutenkauf, über das Pokalaus

Damit meint der Ettelbrücker den Patzer gegen den Gréngewald, eine Niederlage, für die man am Samstag im Rückspiel Revanche nehmen will, und eben die Pleite im Pokal gegen Walferdingen. Ein Team, das den Ettelbrückern in dieser Saison überhaupt nicht liegt, denn alle drei Duelle gegen die Spieler von Trainer Dragan Stipanovic – dem ehemaligen Assistant-Coach der Etzella – gingen verloren. „Im ersten Duell haben wir mit anderthalb, im zweiten eigentlich mit nur einem Ami gespielt. Ich dachte wirklich, mit zwei guten Profis würde es im Pokal besser laufen, doch sie haben uns in allen Bereichen ausgeschaltet.“ Ein Grund ist für den 28-Jährigen dann auch Stipanovic, der im letzten Jahr bekanntlich noch mit der Etzella den Pokal holte: „Er kennt uns einfach in- und auswendig, weiß ganz genau, wie er uns stoppen kann.“ Zudem ist die Résidence einem in Sachen Größe deutlich überlegen, womit sich Gutenkauf und Co. bisher extrem schwertaten, wie der Playmaker zugibt.

Erneut MVP?

Doch Philippe Gutenkauf ist sich sicher, dass man beim Nordklub für die entscheidenden Spiele bereit sein wird. Und da wird es auch auf den Nationalspieler ankommen, der sich nach einer schwierigeren Saison 2021/22 bereits in der letzten und nun auch in der laufenden Spielzeit in bestechender Form zeigt. An das Pendeln und den Schichtdienst hat sich der hauptberufliche Polizist, der täglich zwischen Ettelbrück und Differdingen hin- und herfährt, inzwischen nämlich gewöhnt, was sich dann auch im Basketball widerspiegelt. „Ich muss sagen, dass mir da auch die Unterstützung von der Arbeit enorm weiterhilft. Sie verstehen, wenn ich zum Basketball muss, und ich kriege auch fast immer so frei, wie ich es brauche.“ Das Gleiche gilt für die Teamkollegen und Trainer bei der Etzella, denn der 28-Jährige kann nicht bei jedem Mannschaftstraining dabei sein. Doch wenn er zur Mittagsschicht muss, trainiert „Sticky“ dann halt eben vormittags mit den Profispielern.

Und so hat der 28-Jährige nicht nur im letzten Jahr den luxemburgischen MVP-Titel erhalten, sondern dürfte mit seinen derzeitigen Statistiken von durchschnittlich 20,1 Punkten und 4,4 Assists pro Spiel erneut beste Chancen darauf haben. „Ich bin wirklich stolz, dass ich diese Auszeichnung letzte Saison erhalten habe. Doch es ist nichts, wovon ich sage, dass ich es unbedingt erhalten muss. Es ist wichtiger, als Team einen Titel zu gewinnen.“ Und auch aus der Nationalmannschaft ist Philippe Gutenkauf derzeit kaum wegzudenken. Er selbst freut sich auch bereist auf die Qualifikationsspiele Ende Februar, wenn die Gegner nicht Düdelingen oder Steinsel, sondern Rumänien und Norwegen heißen. „Es ist eine schöne Abwechslung zum Liga-Alltag. Ich freue mich immer wieder, für Ken (Diederich) spielen zu können oder auch Ben (Kovac) zu sehen, den man ja das Jahr über nicht sieht.“ Das Pokalaus dürfte ihn bis dahin sicherlich auch nicht mehr beschäftigen.