Mario Pinto Da Costa: „Vielen Spielern fehlt es an Benehmen und Respekt“

Mario Pinto Da Costa: „Vielen Spielern fehlt es an Benehmen und Respekt“

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FUSSBALL - In den letzten Wochen hagelt es Kritik an den Schiedsrichtern (siehe „T“ von Dienstag). Mario Pinto Da Costa, am Sonntag Unparteiischer beim Spiel in BGL Ligue zwischen Canach und Déifferdeng 03, will es nicht dabei belassen. Der Referee prangert er das Benehmen auf und neben dem Spielfeld an.

Dan Elvinger


Vier Platzverweise, Tumulte auf und neben dem Platz. Der Unparteiische aus Zolver hätte sich seine Partie wohl anders vorgestellt. „Dabei begann alles ganz harmlos. In der ersten Halbzeit musste ich drei Gelbe Karten verteilen, dies aber nur aufgrund von taktischen Fehlern“, erklärt Mario Pinto Da Costa.

25 Minuten vor Schluss nahm das Chaos dann seinen Lauf. Bis zum Abpfiff erfolgten vier Platzverweise (siehe Kader). „Nach Spielende wurde ich von einem Zuschauer bespuckt und ein anderer wollte mich mit einer Bierflasche angreifen. Was in den letzten Minuten in Canach abging, war einfach krank“, berichtet der Schiedsrichter entrüstet. Das nötige Fingerspitzengefühl habe ihm nicht gefehlt, darauf besteht Mario Pinto Da Costa: „Ich habe während des Spiels mehrmals den Kapitän gerufen, damit er seine Mitspieler beruhigt. Dies hat er dann auch gemacht.“Aus der Sicht des Schiedsrichters 

Mario Pinto da Costa erklärt die vier Platzverweise aus seiner Sicht:
„Bei der ersten Gelb-Roten Karte habe ich versucht, den Canacher Roger Sousa zu beruhigen. Nach einigen Ermahnungen hat er mir geantwortet: ‚Gib mir doch Rot.‘ Beim zweiten Platzverweis hat Pedro Ferro versucht, einen Differdinger Spieler mit dem Ball abzuschießen. In dieser Situation hätte ich laut Regelwerk auch direkt Rot zeigen können. Danach kassierte Christian Rodrigues einen Platzverweis, weil er seinem Trainer sagte, dass er sich ‚an solch einem Schiedsrichter nicht die Finger schmutzig machen will‘. Renaud Kremer habe ich direkt Rot gezeigt, weil er mir von hinten auf den Rücken geschlagen hat. Ich wurde dabei nicht verletzt. Der Spieler hat sich direkt nach Abpfiff bei mir entschuldigt.“ 

Auch den Wutanfall des Canacher Trainers Patrick Maurer kann er nicht verstehen: „In der Halbzeit hat er höflich bei mir nachgefragt, warum ich drei Gelbe Karten gegen sein Team gezückt habe. Ich habe es ihm erklärt. Danach haben wir uns noch einen freundschaftlichen Klaps gegeben und ich habe die zweite Hälfte angepfiffen“.

Zu den Vorwürfen, die Patrick Mauer in der Dienstagausgabe des Tageblatt äußerte, nimmt der Schiedsrichter auch Stellung: „Für mich ist Canach kein Bauerndorf. Ich habe auch keine Zeit, bei meinen Entscheidungen auf die Herkunft der Spieler zu achten. Außerdem wurde ich seit Ewigkeiten nicht mehr vor das Verbandsgericht zitiert. Das letzte Mal war beim Spiel Düdelingen – RFCUL und damals war meine Präsenz nicht mal obligatorisch.“

Der Unparteiische denkt mit Schrecken an die letzten Spieltage zurück: „Seit Roland Schaack seinen Rücktritt einreichte, hat sich die Situation für uns Schiedsrichter noch einmal verschärft.“

Die Angst geht um

Mario Pinto Da Costa findet, dass sich die Situation auf den Fußballfeldern Luxemburgs in den letzten Jahren verschlimmert hat. „Vielen Spielern fehlt es an Benehmen und Respekt. Es kann nicht sein, dass wir jedes Wochenende Angst vor Eskalationen haben müssen“, erklärt der Schiedsrichter.

Auch um den Schiedsrichternachwuchs ist es eher schlecht bestellt. „Mit 14 oder 15 werden neue Schiedsrichter in der 1. Division auf die Linie geschickt. Dabei fehlen ihnen die Erfahrung und das Können. Die werden gelyncht, weil sie in diesem jungen Alter natürlich noch viele Fehler machen“, gibt Pinto Da Costa zu Bedenken.

Der Unparteiische ist Präsident der regionalen Schiedsrichtervereinigung ARA Esch und hat schon einige Jugendliche zum Schiedsrichterwesen geführt. Ganz wohl fühlt er sich in dieser Lage allerdings nicht: „Ich habe oft den Eindruck, als müsste ich mich bei den Jugendlichen entschuldigen, sie in eine solche Situation gebracht zu haben.“

Spurlos gingen das Spiel und die Aktionen der Canacher nicht an ihm vorbei. Vor allem die Reaktion von Patrick Maurer hat ihn schockiert: „Es kann kein Mensch von mir verlangen, dass ich das Geschehene einfach so vergesse. Dabei hatte ich nie ein Problem mit Patrick Maurer.“

Mario Pinto Da Costa gibt zu, dass auch er nicht alle Regeln der FIFA gut findet, „trotzdem müssen diese angewendet werden“. Seinem Kind würde er indes davon abraten, Schiedsrichter zu werden. Trotzdem pfeift er weiter gerne und will keinen Schaden anrichten: „Ich hoffe nicht, dass es Unparteiische gibt, die mit Absicht gegen einen Verein entscheiden.“