ShorttrackLuxemburgs Trainer Gregory Durand blickt auf eine komplizierte Saison

Shorttrack / Luxemburgs Trainer Gregory Durand blickt auf eine komplizierte Saison
Der Luxemburger Peter Murphy will sich für die Olympischen Spiele 2022 in Peking qualifizieren  Archivbild: Gerry Schmit/Tageblatt

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Betrachtet man den Kalender der Shorttracker, fallen vor allem zwei Wörter ins Auge: „verschoben“ und „abgesagt“. Doch nicht nur die Wettbewerbslosigkeit aufgrund der Corona-Pandemie bereitet dem Nationaltrainer Luxemburgs, Gregory Durand, Sorgen. Aus dem einstigen luxemburgischen Shorttrack-Quartett ist nur noch ein aktiver Sportler übrig geblieben. 

Gregory Durand nahm im Februar 2020 den weiten Weg nach Kasachstan auf sich, um seine Schützlinge auf die Weltmeisterschaften in Südkorea vorbereiten zu können. Nur wenige Tage später kam die Absage – seit diesem Zeitpunkt prägt das Coronavirus auch das Shorttrack. „Wir hatten also kein richtiges Saisonfinale“, sagt Durand, Nationaltrainer der luxemburgischen und polnischen Shorttracker. „Deswegen nahmen wir das Training früher wieder auf. Anfangs war es noch recht kompliziert, weil viel wegen der sanitären Bestimmungen auf Distanz geschehen musste.“

Mit dem Ende der letzten und dem Beginn der neuen Saison musste der Franzose gleich zwei Hiobsbotschaften verkraften. Die beiden hoffnungsvollen Nachwuchstalente Augustin Géré und Anna Ruysschaert fokussierten sich ab diesem Zeitpunkt auf ihre schulische Ausbildung und beendeten ihre sportliche Laufbahn. Vor allem der 19-jährige Géré wusste in den letzten Jahren zu überzeugen. Bei den Europameisterschaften der Profis 2018 kam er in der Gesamtwertung auf den 24. Platz und erlaubte so Luxemburg, einen zweiten Startplatz bei der folgenden EM 2019 zu haben. Bereits in der Saison 2017/18 fuhr er frühzeitig bei zwei Weltcups gegen die besten Skater der Welt, 2018/19 fuhr er insgesamt vier Weltcups in Salt Lake City, Montreal, Nagoya (JPN) und Schanghai. „Das letzte Jahr war nicht zufriedenstellend“, sagte Géré. Der Luxemburger hatte Probleme, sein Studium in Paris mit dem Sport zu verbinden. „Ich hatte in allen Bereichen hohe Ziele. Vor allem aber während meines Studiums hatte ich schlechte Ergebnisse. Ich habe beide Optionen dann gut durchdacht und das Studium war die vernünftigere Entscheidung.“ Mittlerweile studiert Géré in Amsterdam Wirtschaftswissenschaften. An eine Rückkehr zum Sport denke er nicht.  

Anna Ruysschaert kam 2020 bei den Winter Youth Olympics in Lausanne (CH) auf einen 11. Platz über 500 Meter und auf den 15. Platz über die doppelte Distanz. Noch im Februar dieses Jahres wurde Géré  bei der COSL-Kaderrevision erneut in den Elitekader berufen, Ruysschaert blieb im Promotionskader. Eine Saison davor beendete bereits die Schwester von Peter, Caroline Murphy, ihre aktive Karriere. 

Gute Vorbereitung

Es blieb also nur noch Peter Murphy, der sich auf diese Saison vorbereitete. 2017 zeigte der 21-Jährige sein Potenzial und gewann bei den European Youth Olympics im türkischen Erzurum die Goldmedaille über 1.500 Meter, über 500 Meter holte er Silber. Auch er duellierte sich in den letzten Jahren mit den besten Shorttrackern der Welt im Weltcup, schied dort aber häufig in der ersten Runde aus. Murphy genoss im Sommer die Kontakte seines Trainers Durand, der zeitgleich auch die polnische Nationalmannschaft betreut. Durand ermöglichte Murphy Trainingseinheiten mit dem deutschen, französischen oder polnischen Nationalteam. „Das Niveau im Training ist höher als gewohnt. In den Mannschaften sind sehr erfolgreiche Sportler dabei, das tut jedem gut“, erklärt der Coach. 

Murphys Vorbereitung verlief trotz der sanitären Krise laut dem Franzosen gut, er sei für die Saison bereit gewesen. Doch wegen der Pandemie fielen alle internationalen Wettbewerbe aus. Lediglich ein paar nationale Wettbewerbe in den Shorttrack-Hochburgen Russland, Ungarn oder Polen fanden statt. Die Weltcups, bei denen auch Murphy hätte starten sollen, wurden allesamt abgesagt. „Es ist eine sehr komplizierte Saison. Wir befinden uns ein Jahr vor den Olympischen Spielen, das ist für alle Sportler eine sehr wichtige Zeit“, sagt Durand. Für die Weltcups 5 und 6 in Bietigheim-Bissingen und Dresden soll der polnische Ort Danzig einspringen. Das würde den Sportlern erlauben, sich drei Wochen in einer Bubble aufzuhalten. Vom 15. bis zum 17. Januar 2021 sollen in Danzig die Europameisterschaften stattfinden, danach könnten die beiden Weltcups in der polnischen Stadt ausgetragen werden. Murphy würde dann noch rund ein Monat Vorbereitung auf das Highlight der Saison, die Weltmeisterschaft in Dordrecht (NL), bleiben, die vom 5. bis zum 7. März stattfindet. 

Verschiebung von Olympia 2022

Finden diese Wettbewerbe statt, könnte Murphy immerhin an vier internationalen Rennen teilnehmen. Angesichts der Situation wäre das für Durand „okay“, das Worst-Case-Szenario wäre aber eine „saison blanche“. Sollte dieser Fall eintreten, plädiert Durand auf eine Verschiebung der Olympischen Winterspiele 2022. Denn sollten in dieser Saison keine Weltcups stattfinden, hätten die besten Shorttracker der Welt 20 Monate keinen internationalen Wettbewerb bestritten – und die ersten Weltcups der Saison 2021/22 dienen gleichzeitig der Olympia-Qualifikation. „Das ist vor allem für noch unerfahrene Sportler wie Peter sehr kompliziert. Ein Athlet, der seit Jahren dabei ist, verkraftet ein Jahr ohne Wettbewerb deutlich besser als jüngere.“ Murphy muss in der Saison 2021/22 unter die besten 32 der Welt kommen (über die 1.500 m unter die 36 besten), um ein sicheres Ticket für Olympia zu bekommen. „Mental ist das alles nicht einfach. Aber alle Sportler sind in einer ähnlichen Situation. Wenn die Spiele nicht verschoben werden, werden wir dennoch unser Bestes geben.“ 

Gregory Durand ist der Meinung, dass die Olympischen Winterspiele 2022 um ein Jahr verschoben werden sollen 
Gregory Durand ist der Meinung, dass die Olympischen Winterspiele 2022 um ein Jahr verschoben werden sollen  Archivbild: Marcel Nickels/Tageblatt