Kein Ausschluss für Russland

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(Filip Singer)

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Russlands Biathlon-Verband ist vorerst glimpflich davongekommen. Zwar wurden zwei Olympia-Starter gesperrt, doch das große Reinemachen blieb zunächst aus.

Russlands Biathleten sind nach den schockierenden Doping-Enthüllungen um eine Kollektivstrafe herumgekommen. Zwei der 31 verdächtigen Russen wurden am Donnerstag vom Weltverband IBU vorläufig gesperrt. Es handelt sich um Olympiastarter – Namen wurden jedoch nicht genannt. Die IBU leitete zudem „formelle Untersuchungen“ gegen den russischen Verband und 29 der im McLaren-Report genannten Sportler ein. Auf eine Suspendierung wurde zunächst verzichtet. Dies teilte der Weltverband nach einer Vorstandssitzung am Donnerstag in München mit. 31 russische Skijäger waren zuvor im McLaren-Report als dopingverdächtig genannt worden.

Um einem Boykott von anderen Länder zuvorzukommen, gab der russische Biathlonverband die Juniorenweltmeisterschaft in Ostrow und den Weltcup in Tjumen im März 2017 zurück. Russlands neuer Sportminister Pawel Kolobkow kritisierte, das durch Boykott-Aufrufe Druck ausgeübt worden sei.

Erster wichtiger Schritt

IBU-Chef Anders Besseberg erklärte, die Rückgabe der Veranstaltungen sei ein erster wichtiger Schritt der russischen Biathlon-Union, „um der IBU und der Welt des Sports zu zeigen, dass die aktuelle Situation sehr ernst genommen“ werde. Die für 2021 geplante Weltmeisterschaft in Tjumen wurde allerdings zunächst nicht angetastet. Der Bob- und Schlittenverband hatte zuletzt Sotschi die WM im Februar 2017 entzogen und nach Königssee verlegt.

Mehr als 1000 russische Sportler waren nach Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur zwischen 2011 und 2015 Teil der staatlichen Dopingpolitik. Es wurden Beweise gefunden, dass Dopingproben von insgesamt zwölf Medaillengewinnern der Sotschi-Spiele 2014 manipuliert wurden. Vier Olympiasieger seien dabei gewesen, hatte WADA-Chefermittler Richard McLaren am 9. Dezember in London mitgeteilt.

Reines Gewissen

Von den 33 russischen Olympia-Medaillen in Sotschi gingen vier an die Skijäger. Einmal war auch Biathlon-Gold dabei. In der Staffel besiegten Alexei Wolkow, Jewgeni Ustjugow, Dmitri Malyschko und Anton Schipulin das deutsche Silber-Quartett um Schlussläufer Simon Schempp. Schipulin hatte zuletzt erklärt: „Mein Gewissen ist rein.“

Schon vor dem Doping-Gipfeltreffer der Biathlon-Topfunktionäre waren die Russen in die Offensive gegangen. Man arbeite seit Jahren eng mit der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zusammen und sei kooperationsbereit, hatte der Verband in einer Erklärung geschrieben. Ein Beleg für den Anti-Doping-Kurs sei auch die Anstellung der deutschen Trainer Ricco Groß und Wolfgang Pichler gewesen, „die wohl kaum bereit gewesen wären, ihre Reputation aufs Spiel zu setzen“.