Katar hält Zusagen nicht ein

Katar hält Zusagen nicht ein
(Maya Alleruzzo)

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WM-Gastgeberland Katar hat laut Amnesty International seine Zusagen zum Kampf gegen die Misshandlung von Gastarbeitern nicht eingehalten.

In einem am Donnerstag vorgestellten Bericht kommt die Menschenrechtsorganisation zu dem Schluss, dass die Regierung in Doha entgegen ihrer Versprechungen vor einem Jahr kaum Reformen im Umgang mit Arbeitskräften eingeleitet habe. Dies betreffe etwa die Einschränkungen für einen Wechsel des Arbeitgebers oder das Patronatssystem namens Kafala, in dem Arbeitnehmer ihrem Chef vollends ausgeliefert sind. „Die Regierung hat Versprechungen gemacht, das Arbeitsrecht für Wanderarbeiter in Katar zu verbessern, aber in der Praxis gab es keine bedeutenden Fortschritte“, kritisiert Amnesty-Experte Mustafa Kadri.

Die Zusagen seien offenbar schlicht eine „PR-Aktion“ gewesen. In dem Bericht mit dem Titel „Wenig versprechen, noch weniger tun“ nennt Amnesty neun Bereiche, in denen Reformen nötig seien. Nur in fünf davon seien „begrenzte Fortschritte“ gemacht worden. Die Einführung eines elektronischen Systems zur Auszahlung der Gehälter sei bislang die „wichtigste Reform“, aber auch sie verlaufe schleppend. Die zugesagte Ernennung von 300 Arbeitsinspektoren sei nicht erfolgt.

441 Tote bei den Arbeiten

Amnesty verwies zudem auf Statistiken von Indien und Nepal, aus denen die meisten Gastarbeiter nach Katar kommen. Demnach starben voriges Jahr 441 Arbeiter aus diesen beiden Ländern in Katar. Zu den Todesursachen machte die Menschenrechtsorganisation keine Angaben.

Die katarischen Behörden hatten Anfang Mai erklärt, dass die Reformen länger dauerten als geplant. Zugleich versicherten sie ihren Willen zu Veränderungen. Arbeitsminister Abdallah Ben Saleh erklärte bei dieser Gelegenheit, er sei sich „zu 90 Prozent“ sicher, dass das Kafala-System bis Ende des Jahres ersetzt werde. Verbesserungen bei der Unterbringung der Gastarbeiter würden bis Mitte August in Kraft treten.

Katar richtet 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft aus. Amnesty rief den Fußball-Weltverband Fifa auf, bei seiner Hauptversammlung kommende Woche den Problemen in Katar Priorität einzuräumen und die dortigen Behörden zu echten Reformen zu drängen.