Jungels: „Wieder Zeit gutmachen“

Jungels: „Wieder Zeit gutmachen“
(Tageblatt/Rom Helbach)

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Der zweite Ruhetag des 100. Giro d'Italia kam für Bob Jungels zum richtigen Zeitpunkt. Am Montagnachmittag nahm er sich im Teamhotel in Foligno Zeit, den Journalisten Rede und Antwort zu stehen.

Dabei hat er aber nicht nur das Zeitfahren vom Dienstag erwähnt, sondern blickte auch auf die schwere Etappe vom Sonntag zurück und gab zu, doch ein wenig enttäuscht gewesen zu sein.

Gastauer optimistisch für die zweite Hälfte

Auch mit Ben Gastauer von Ag2R traf sich das Tageblatt am Ruhetag zum ausführlichen Interview. Als erste persönliche Zwischenbilanz gab Gastauer u.a. zu Protokoll: „Für mich persönlich ging alles gut bis hierhin. Kein Sturz und keine gesundheitlichen Probleme, das ist schon einmal das Wichtigste. Zudem fühle ich mich auch nach neun Etappen noch ziemlich frisch, deshalb bin ich optimistisch, dass die zweite Hälfte noch besser laufen wird wie die erste.“

Auch mit der Mannschaftsleistung zeigte sich der Luxemburger zufrieden: „Ja definitiv, wir sind sogar sehr zufrieden. Pozzo (Domenico Pozzovivo, der Teamleader/d.Red.) ist sehr gut in Form. Im Moment liegt er auf Platz sechs, so gut wie noch nie zu diesem Zeitpunkt. Außerdem lag er lange in aussichtsreicher Position um das Rosa Trikot zu holen. Das hat zwar nicht geklappt, aber auf dem Blockhaus hat er sich sehr gut verteidigt und war lange Zeit bei den besten dabei. Ich hoffe, dass die zweite Hälfte auch für ihn so weiter laufen wird und er keine Probleme bekommt. Dann sind die Top 5 durchaus realistisch.“

Morgens um 11.15 Uhr machte sich Bob Jungels auf die Streckenbesichtigung des Einzelzeitfahrens. Im Gegensatz zu seinen Teamkollegen, die mit ihm losfuhren, saß der Luxemburger auf seiner Zeitfahrmaschine. Wie gewohnt nahm der Juniorenweltmeister von 2010 in dieser Disziplin eine perfekte Position auf dem Rad ein und auch auf den zum Teil doch recht holprigen Straßen wackelte er keinen Millimeter mit dem Oberkörper. Es gibt nur wenige Profis, die eine so elegante Figur auf ihrem Arbeitsgerät abgeben wie der 24-jährige Leader von Quick-Step-Floors. „Ich liebe das Zeitfahren seitdem ich ein kleiner Junge war“, erklärte er vor kurzem auf einer Pressekonferenz, als er noch das Rosa Trikot trug. Mehrmals die Woche sitzt Jungels noch auf seinem Zeitfahrrad, etwas was auch bei den Profis nicht selbstverständlich ist. So gab der Schweizer BMC-Profi Silvan Dillier, der die Etappe nach Terme Luigiane gewinnen konnte, zum Beispiel zu, dass er seit Januar, als er seine Position abgestimmt hat, nicht mehr auf seiner Zeitfahrmaschine saß. Kein Wunder also, dass Jungels dem Kampf gegen die Uhr entgegenfiebert.

Der heutige Parcours

„Die Strecke ist etwas anders im Vergleich zu meiner Besichtigung nach Tirreno-Adriatico. Es ist ein ähnliches Zeitfahren wie letztes Jahr, sehr kurvenreich und ständig auf und ab. Die Straßen sind zwar recht übersichtlich, allerdings nicht gerade im besten Zustand. Ich denke aber, dass mir der Parcours recht gut entgegenkommt.

Duell Jungels-Dumoulin

„Ich hoffe, dass es dazu kommt. Tom ist sehr gut drauf im Moment. Am Blockhaus war ich überrascht wie gut er mithalten kann. Aber er ist auch einer der ständig hart an sich arbeitet. Wenn ich mit ihm im Zeitfahren mithalten kann, wird es eine gute Zeit. Aber es sind auch noch andere Fahrer am Start, die für den Sieg in Frage kommen. Ich denke trotzdem, dass für mich eine gute Platzierung möglich ist und ich Zeit auf die vor mir liegenden Fahrer gutmachen kann.“ (…)

Der Blockhaus

„Auch wenn man es mir vielleicht nicht gleich angesehen hat, war schon eine gewisse Enttäuschung vorhanden. Als ich loslassen musste, habe ich schnell realisiert, dass es noch recht weit bis ins Ziel war. Am Ende habe ich 3:30 Minuten verloren, letztes Jahr waren Etappen, wo ich wesentlich mehr Rückstand hatte. Es geht langsam in die richtige Richtung.“

Der Moment des bisherigen Giros

„Ganz klar die dritte Etappe, als wir auf dem Weg nach Cagliari das Peloton sprengten. Als wir später die Bilder sahen, waren wir sogar selbst beeindruckt. Man merkt, dass die Leute auch ein paar Tage später noch über die Aktion gesprochen haben. Das freut einen natürlich. Dennoch versuche ich den ganzen Trouble nicht zu nah an mich ranzulassen, um weiterhin auf das Wesentliche fokussiert zu bleiben.“

Die 5 Tage in Rosa

„Ich hätte nicht gedacht, dass diese Tage so intensiv werden würden. Letztes Jahr hatte ich ja auch das Weiße Trikot und fuhr zwei tage in Rosa, aber das war eine andere Situation. Dieses Jahr bin ich mit einem anderen Status in die Rundfahrt gestartet. Das ganze drumherum hat sicherlich Kraft gekostet. Da benötige ich einfach noch mehr Erfahrung um diese Situationen optimal zu meistern. Ständig begleiten dich mehrere Kameras, jeder will ein Interview, während du selbst dich einfach zehn Minuten auf der Rolle ausfahren möchtest. Dann muss du dich noch umziehen, aufs Podium, in die Dopingkontrolle und dann erneut immer die gleichen Fragen beantworten. Da sind schnell ein bis zwei Stunden weg. Die ersten zwei Tage genießt man den ganzen Rummel noch, aber irgendwann reicht es einem. Ich will mich aber nicht darüber beklagen, denn ich nehme das gerne in Kauf.“ (…)

Die integralen Interviews mit den beiden Luxemburger Radprofis lesen Sie in der Tageblatt-Ausgabe vom 16. Mai (Print und Epaper).