BadmintonJunge Luxemburger mit schwerem Stand gegen erweiterte Weltspitze

Badminton / Junge Luxemburger mit schwerem Stand gegen erweiterte Weltspitze
Kim Schmidt konnte im ersten Satz mit ihrer spielstarken Gegnerin mithalten, musste schließlich deren Überlegenheit aber anerkennen Foto: Editpress/Jerry Gerard

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Die Qualifikationsperiode für das olympische Badmintonturnier in Paris hat am 1. Mai begonnen. Die Yonex Luxembourg Open stehen damit ganz oben auf der langen Liste von internationalen Turnieren, bei denen die erspielten Punkte für Paris zählen. Es ist daher nicht überraschend, dass das Spielniveau in der Coque in diesem Jahr noch höher war als beim ersten Turnier vor zwölf Monaten.

Viele der Spieler und Spielerinnen, die in der Coque aufliefen, wollten ihr Punktekonto für die Olympia-Qualifikation bei den Luxembourg Open eröffnen. In einem sehr stark besetzten Frauenturnier standen sich am Samstagnachmittag vier Spielerinnen aus Asien in den Halbfinals gegenüber. Trotz ihrer Spielstärke haben sie noch nicht genug Weltranglistenpunkte eingespielt, um bei den großen Turnieren teilnahmeberechtigt zu sein, und selbst bei den Luxemburg Open reichte ihre Weltranglistenposition jenseits der 200 zuvor nur für das Qualifikationsturnier. Die 18-jährige japanische Nachwuchshoffnung Hina Akechi gewann schließlich das Duell der Generationen gegen die zwölf Jahre ältere Ying Li Chiang aus Taiwan.

Ähnlich sah das Einzelturnier bei den Herren aus, wo die letzten europäischen Spieler im Viertelfinale die Segel streichen mussten. Der Turnierfavorit Ade Resky Dwicahyo aus Aserbaidschan besiegte den deutschen Meister Matthias Kicklitz mühelos, während der Franzose Valentin Singer in drei Sätzen gegen die Nummer zwei, Sankar Subramanian, ausschied. Der ebenfalls noch sehr junge Inder (19 Jahre) gewann am Sonntagnachmittag etwas überraschend sein erstes Turnier bei den Senioren.

Schmidt zeigte im ersten Durchgang ihr Können

Kim Schmidt, die beste einheimische Spielerin, musste in der ersten Runde des Hauptfeldes gegen eine spielstarke indische Gegnerin antreten. Im ersten Satz, den sie lange Zeit ausgeglichen gestalten konnte, zeigte die junge Luxemburgerin, dass sie auf dem besten Weg zu einer erstklassigen Einzelspielerin ist. Neben Grundschnelligkeit und einer für ihr junges Alter bereits guten und variablen Schlagtechnik fällt vor allem auch ihr besonnenes Auftreten positiv auf. Die nachlassende Konstanz in den Schlägen und taktische Mängel bei Schmidt gaben am Ende den Ausschlag für die Niederlage. Die Luxemburgerin zeigte sich nach ihrer Achtelfinalbegegnung selbstkritisch: „Im Laufe des Spiels habe ich gemerkt, dass ich die Qualität in mir habe, um bald eine Spielerin dieses Formats schlagen zu können. Vielleicht spiele ich im Moment etwas zu kompliziert, da ich dabei bin, mir ein großes Repertoire an Schlägen aufzubauen und versuche, diese variabel einzusetzen. Im ersten Satz geriet ich aufgrund von drei aufeinanderfolgenden Netzfehlern in Rückstand. Im zweiten Satz habe ich den Spielrhythmus verloren, weil ich viele Überkopfbälle zu lang spielte, obwohl ich nicht aggressiver zu Werke ging als zuvor.“

Pauquets schwere Aufgabe gegen den deutschen Meister

Jérôme Pauquet traf in der ersten Runde auf den deutschen Meister
Jérôme Pauquet traf in der ersten Runde auf den deutschen Meister Foto: Editpress/Jerry Gerard

Jérôme Pauquet, der amtierende Luxemburger Meister, musste in seinem Auftaktspiel gegen den deutschen Meister antreten. Kicklitz zeigte ein hervorragendes Netzspiel, sodass Pauquet sich gezwungen sah, die Bälle öfters ins Hinterfeld zu spielen. So kam Letzterer nur selten dazu, seine eigentliche Stärke, das Angriffsspiel, auszuspielen. Pauquet kämpfte zwar vorbildlich, lief aber zu oft den Bällen hinterher und konnte den Kopf nicht aus der Schlinge ziehen. „Kicklitz hat großen Druck auf mich ausgeübt“, analysierte Pauquet. „Er kontrollierte die Ballwechsel und wartete stets auf den richtigen Moment, um sie abzuschließen. Nichtsdestotrotz habe ich es genossen, vor dem heimischen Publikum aufzutreten. Ich werde nun mein Abitur abschließen und mich anschließend auf die European Games vorbereiten, für die ich mich ‚in extremis’ qualifizieren konnte.“

Doppel Feltes/Pauquet mit Achtungserfolg

Der Freitagnachmittag gehörte dann den Doppelspielern. Zunächst zeigte die 16-jährige Kinga Toth-Kuthy, eine Ungarin, die mit ihren Eltern nach Luxemburg gezogen ist und nun im Nationalkader trainiert, dass in Zukunft mit ihr zu rechnen sein wird. An der Seite von Schmidt stellte sie vor allem im ersten Satz (17:21) Serena Au Yeong/Katharina Hochmeir (Österreich), die in der Weltrangliste auf Platz 80 stehen, vor große Probleme. „Für mich war es eine gute Gelegenheit, das Niveau bei den Senioren kennenzulernen“, erklärte Toth-Kuthy. „Bisher hatte ich nur Auftritte bei U17-Turnieren. Zu Beginn des Spiels war ich sehr nervös. Nachdem ich mich an das hohe Spieltempo gewöhnt hatte, lief es besser. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder dabei sein kann, vielleicht sogar im Einzel.“

Etwas später machten es Yannick Feltes und Jérôme Pauquet noch besser. Sie gewannen ihr Auftaktspiel in drei Sätzen gegen leicht favorisierte Gegner aus Singapur. Zwar schieden sie eine Runde später gegen die an eins gesetzten Iren Joshua Magee/Paul Reynolds aus (17:21, 16:21), doch auch in diesem Spiel schlugen sich die Luxemburger tapfer. Feltes hat sich mittlerweile auf das Doppel spezialisiert, Pauquet eher auf das Einzel. Allerdings konnte der Kehlener im Doppel seine Angriffsschläge besser als zuvor im Einzel einsetzen und die vor allem läuferischen Defizite fielen nicht mehr so stark ins Gewicht. Feltes freute sich, dass er beim Heimturnier für einen luxemburgischen Sieg sorgen konnte: „Es waren vor allem unsere guten Aufschläge und Returns, die entscheidend waren. Sie haben uns oft einen Vorteil in den Ballwechseln verschafft und wir konnten mit Schmetterbällen Druck machen. Im Vergleich zur ersten Paarung aus Asien deckten die Iren das Feld besser ab, sodass wir am Ende knapp geschlagen wurden.“

Analyse von Nationaltrainer Roj

„Da es im Vorfeld des Turniers einige Absagen gab, rutschten mit Leo Hölzmer, Kevin Hargiono und Kinga Toth-Kuthy weitere Luxemburger ins Turnier“, erklärte Nationaltrainer Alen Roj. „Unsere jungen Teilnehmer hatten es zum großen Teil mit hochkarätigen Gegnern zu tun, die in die Coque gekommen sind, um erste Punkte für Paris zu sammeln. Kims Spiel ist etwas unglücklich verlaufen. Nachdem der erste Satz lange auf Messers Schneide gestanden hatte, verlor sie ihre Schlagsicherheit, weil sie hintereinander ein paar Bälle knapp zu lang spielte. Jérôme hatte in seinem Einzel keine Spielkontrolle und zudem Schwierigkeiten, wenn er in die Defensive gelangte. Positiv war neben Kingas Auftreten auf jeden Fall das Männerdoppel. Yannick und Jérôme spielten konstant auf einem ansehnlichen Niveau und forderten die an eins gesetzten Iren bis zuletzt.“ U17-Trainer Tristan Bache ergänzte, dass Kinga heute schon zu den sehr guten Doppelspielerinnen in Europa zähle, sie vom Profil her aber auch das Zeug zu einer guten Mixed-Spielerin habe.

Die Bilanz der zweiten Ausgabe der Yonex Luxembourg Open fällt sehr positiv aus, sodass man davon ausgehen kann, dass das vorbildlich organisierte Turnier ab 2024 in eine noch höhere Kategorie (International Challenge) eingestuft werden wird. (jn)

Die Final-Ergebnisse

Frauen-Einzel: Hina Akechi (Japan) – Ying Li Chiang (Taiwan) 18:21, 21:15, 21:12
Männer-Einzel: Sankar Muthusamy Subramanian (Indien) – Ade Resky Dwicahyo (Aserbaidschan) 21:11, 21:19
Frauen-Doppel: Kirsten De Wit/Alyssa Tirtosentono (Niederlande) – Amalie Cecilie Kudsk/Signe Schulz (Dänemark) 21:14, 8:21, 21:19
Männer-Doppel: William Kryger Boe/Christian Faust Kjaer (Dänemark) – Sheng Lau Yi/Bo Lee Yi (Malaysia) 21:19, 21:19
Mixed: Franziska Volkmann/Patrick Scheiel (Deutschland) – Iben Bergstein/Andreas Sondergaard (Dänemark) 25:23, 21:17