JUDO: Lynn Mossong gab ihr Bestes

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Die EM am Wochenende in Georgien bot von Freitag bis Sonntag eine sehr hohe Qualität. Unter den Teilnehmern waren viele Olypiamedaillisten, wie der Deutsche Goldgewinner Ole Bischof (enttäuschte mit Platz 5), der kürzlich einen Lehrgang in der Coque auf Kirchberg abhielt.

Für andere wiederum war diese EM in Tiflis eine Premiere, so wie für Lynn Mossong, die in der georgischen Hauptstadt einzige Luxemburger Vertreterin war, da die beiden anderen Kandidaten Marie Muller und Denis Leider beruflich unabkömmlich waren (wurden bei der Armee vereidigt).
Natürlich war die Aufregung im kleinen luxemburgischen Lager groß, zumal man bei der Auslosung auf eine leichtere Gegnerin wie Evija (LAT, 21 Jahre) oder die 38-jährige Lokalmatadorin Salome Tsotskolauri hoffte, die wie die Beforterin international noch keine großen Ergebnisse aufzuweisen hatten. Vergeblich, denn die Auslosung hätte Lynn Mossong nicht schlimmer treffen können, musste sie doch in der ersten Runde ausgerechnet gegen die französische Topfavoritin Lucie Decosse antreten.
Insgesamt waren in der Ein-Millionen-Einwohnerstadt Tiflis 265 Judokas eingeschrieben, 112 Damen und 153 Herren. 39 europäische Nationen waren bei dieser EM vertreten. Die Luxemburgerin kämpfte in der Gewichtsklasse -70 kg, die mit 15 Damen aus ebenso vielen Ländern besetzt war.
Nach dem ersten Schock des Lospechs machte die 22-Jährige das Beste aus der Situation. Ihr einziger Begleiter, Nationaltrainer Frédéric Georgery, sah den Beginn des ungleichen Kampfes durchaus positiv: „Lynn était un peu stressée, mais au début du combat, elle a été présente sur la prise du kumi-kata“.

Nach 221

Kumi-kata ist die Kontaktaufnahme der Judokas, wo man sich am Kragen packt und eine gute Ausgangssituation für einen Angriff sucht. Nach einer kleinen Yuko-Wertung für Decosse musste Lynn Mossong aber zusehends die physische und technische Überlegenheit ihrer Gegnerin anerkennen. Nach 221 kam dann der entscheidenden Ippon-Griff aus dem Stand heraus. Für Mossong war dies aber keine Schande, ganz im Gegenteil.
Lucie Decosse konnte 2005 (Kairo) den WM-Titel, 2002 (Maribor), 2007 (Belgrad) und 2008 (Lissabon) den EM-Titel gewinnen, und 2008 bei Olympia in Peking hinter Tanimoto (JAP) die Silbermedaille. In Tiflis konnte die 27-Jährige denn auch ihren Titel verteidigen.
Im Viertelfinale überwältigte Decosse die Belgierin Catherine Jacques (4 Weltcupsiege, WM-Dritte 2005) nach nur 15. Lediglich im Halbfinale musste die Französin über die volle Distanz (5) und besiegte die mitfavorisierte Niederländerin Edith Bosch (Olympia-Dritte, 1 WM-, 2 EM-Siege, 10 WC-Erfolge) mit Wazari und Yuko. Und im Finale war die Deutsche Kerstin Thiele (Junioreneuropameisterin 2005) der französischen Europameisterin nach 14 unterlegen. Keine der Gegnerin konnte auch nur einen einzigen Punkt gegen Decosse landen und dementsprechend schaffte es Lynn Mossong, das „zweitbeste“ Resultat anzubieten.
Das Lospech traf Lynn Mossong in diesem Fall sogar doppelt, da nach dem neuen Reglement nur noch die gegen die Finalisten unterlegenen Viertelfinalisten bzw. Halbfinalisten in die Trostrunde gelangen.MB