Einzelkritik„Rote Löwen“ schlecht belohnt

Einzelkritik / „Rote Löwen“ schlecht belohnt
Dirk Carlson (hier im Zweikampf mit Mohamed Elyounoussi) merkte man die lange Verletzungspause nicht an Foto: Ben Majerus/sportspress.lu

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Mit ihrer kollektiven Leistung haben die „Roten Löwen“ einen favorisierten Gegner am Mittwochabend lange in Schach gehalten. Angeführt von Leitwolf Laurent Jans, bewies die FLF-Auswahl, dass sie Ausnahmestürmer 90 Minuten ausschalten kann – doch ein einziger Fehler brachte das Team am Ende um den Verdienst. 

Anthony Moris: Ein erster Pflichttermin nach dem Saisonende (vor fünf Wochen) und der Aufstiegsfeier in die Jupiler League. Der 31-jährige Torwart war in der ersten Hälfte aufgrund der stabilen Vorderreihe nicht gefordert. War zur Stelle, als es beim ersten Haaland-Schuss darauf ankam.

Marvin Martins: Sollte mit seiner Robustheit gegen die groß gewachsenen Wikinger dagegenhalten. Dadurch rückte Kapitän Jans in die Innenverteidigung. Der 26-Jährige erledigte in den ersten 45 Minuten einen anständigen Defensivjob, hatte allerdings bei seinen Flanken nicht immer das nötige Glück. Ging nach einer Stunde und getaner Arbeit vom Platz.

Laurent Jans: Der FLF-Kapitän hat nach den komplizierten Monaten bei Standard Liège einen neuen Arbeitgeber in den Niederlanden gefunden. Der 28-jährige Linksverteidiger ist weiterhin ein Schweizer Taschenmesser in den Augen des Trainers, der ihn neben Mahmutovic in der Dreierkette antreten ließ. Sah bereits in der 11. Gelb, war in den ersten Minuten einer der auffälligsten „Löwen“ auf dem Platz. Mehrere clevere Rettungstaten und schnelle Pässe nach vorn standen zu Buche. Trotzdem angefressen vom Ergebnis. 

Enes Mahmutovic: Reiste nach seiner bislang besten Profisaison mit viel Selbstvertrauen zum FLF-Team. In Lwiw zum Kapitän avanciert, kam er mit leichten Beschwerden zur Mannschaft. Das hinderte ihn aber nicht daran, mit seinen 1,90 m die nötige Verantwortung gegen Haaland und Co. zu übernehmen. In Abwesenheit von Chanot ein wahrer Abwehrchef, der den Borussia-Profi aber nicht entscheidend beim Tor stoppen konnte.

Dirk Carlson: Der 23-jährige (eigentliche) Linksverteidiger stand nach seinem Ermüdungsbruch im Rücken erstmals wieder im FLF-Kader – und zwar in der Zentralabwehr. Dort hatte ihn Nationaltrainer Luc Holtz aus Personalmangel u.a. bereits im vergangenen Jahr gegen Montenegro eingesetzt. Nach einem Kurzeinsatz in der 2. Bundesliga bewies er, dass er nichts von seinen Qualitäten eingebüßt hat. Jede Entscheidung war richtig. Ein gelungenes Comeback.

Mica Pinto: Dass ein Einsatz des 27-jährigen Linksverteidigers nicht gefährdet wäre (trotz des Schlags, den er abbekommen hatte), war aufgrund der Aussagen des Trainers bereits am Vortag abzusehen. Großes Laufpensum als fünfter Verteidiger, der den linken Flügel auf und ab lief. Offensiv schaltete er sich nicht unbedingt so viel ein wie Martins, da er defensiv stärker gefordert war. Hatte Glück, dass er in der 42. den Ball bei seiner Rettungstat traf. Einer der Besten auf dem Platz.

Olivier Thill: Hat in der ukrainischen Meisterschaft seit Februar wieder sehr viel Spaß am Fußball gefunden, da er sich bei Vorskla Poltava viel ins offensive Spiel einschalten kann. Der 24-Jährige hatte gestern die Möglichkeit, sein Team per Kopfball in Führung zu bringen (35.), was nicht unbedingt seine Stärke ist. Nicht gerade der Auffälligste, aber immer zur Stelle, wenn es nötig war – wie in der 55., um im Strafraum zu klären. In der 59. durch Bohnert ersetzt.

Christopher Martins: Das Trainingsprogramm des Mittelfeldchefs war nach dem Titelgewinn mit Young Boys Bern in Luxemburg ein wenig angepasst worden. „Kiki“ hat sich nichts von Sonderbehandlungen anmerken lassen und war wie gewohnt eine funktionierende Schaltzentrale. Einzig sein risikoreicher Ballverlust im Strafraum hätte böse enden können. Leider musste er in seinem 44. Länderspiel nach etwas mehr als einer Stunde vorzeitig vom Platz. Bei Spielende war nicht genau bekannt, wie schlimm seine Verletzung ist, allerdings ist ein Einsatz am Sonntag wohl nicht möglich.

Danel Sinani: Wollte dieses Testspiel nutzen, um sich nach dem Leih-Ende bei Waasland-Beveren für neue Aufgaben zu empfehlen. Das ist ihm auch gelungen. Einer der auffälligeren Spieler in der Offensivbewegung, oft mit dem Rücken zum Tor, um die Bälle zu verteilen. Hatte großen Spaß als Vorlagengeber: sowohl bei der Aktion von Rodrigues (9.) als auch bei O. Thills Kopfball (35.). In der zweiten Hälfte dann mit Pech beim eigenen Abschluss. 

Maurice Deville: Der vielseitige Offensivspieler der Luxemburger kam gegen Norwegen meist als Störenfried zur Geltung. Wirkte nicht immer richtig ins Spiel eingebunden, war dennoch an allen Ecken und Enden anzutreffen. Am Willen und am Einsatz mangelte es dem maskierten Saarbrücker definitiv nicht.

Gerson Rodrigues: Der Mann des Rampenlichts. Weiß ganz genau, wozu er in der Lage ist und was von ihm erwartet wird. Wollte Erling Haaland eigentlich in den Schatten stellen – und zumindest hatte er gleich bei den richtigen Torgelegenheiten die Nase vorn. In der 9. kam er aber nicht richtig zum Abschluss. Leistete sich ein paar leichte Ballverluste, die er allerdings mit seiner gewohnten Torgefahr wieder wettmachte.

Florian Bohnert und Vahid Selimovic: Fanden sich als Einwechselspieler schnell auf dem Platz zurecht. Bohnert fiel durch sein kämpferisches Auftreten auf, leistete sich allerdings auch einige Ungenauigkeiten. Selimovic hätte bei seiner letzten Aktion, dem Freistoß, der zum Tor führte, eine bessere und ungefährlichere Lösung finden können. 

Dan da Mota, Sébastien Thill, Eric Veiga: Zu kurze Einsatzzeit für eine Bewertung.