Nations LeagueFatale Strompanne: Eiskalte Dusche für die „Rote Löwinnen“ in Georgien 

Nations League / Fatale Strompanne: Eiskalte Dusche für die „Rote Löwinnen“ in Georgien 
Kapitänin Marta Estevez (in Rot) und Co. hatten sich mehr erwartet Foto: Editpress/Fernand Konnen

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Ein Stromausfall und eine lange Unterbrechung nur Sekunden vor dem Pausenpfiff wirbelte alles durcheinander. Die „Roten Löwinnen“, die in Tiflis früh 2:0 in Führung gehen konnten, gaben nach einem Platzwechsel möglicherweise alle Chancen auf die Playoffs aus der Hand. Obschon in der Gruppe C2 noch nichts entschieden ist, dürfte es jetzt sehr schwer werden, ausreichend Punkte gegenüber den anderen Divisionen zu sammeln. Nichtsdestotrotz müssen vor dem Heimspiel gegen Litauen am Dienstag (16.00 Uhr in Differdingen) nochmal alle Kräfte gebündelt werden.

Ohne das Duo des Standard Liège (Kapitänin Laura Miller war aufgrund ihrer Knieprobleme nicht nominiert worden, Caroline Jorge wurde in Georgien geschont) hatte die FLF-Auswahl zunächst Probleme, mit der harten Gangart Georgiens zurechtzukommen. Die Hausherrinnen waren aggressiver und bei allen Aktionen einen Tick reaktionsschneller. So hatte das Team von Coach Dan Santos Probleme, überhaupt Offensivakzente zu setzen. Stattdessen war es Bakradze, die einen Pass für Linksverteidigerin Dos Santos abluchsen konnte – und sich in der 6. alleine vor Schlimé präsentieren konnte. 

Die „Roten Löwinnen“ fanden zunächst keine Mittel, Gefahr ausstrahlen zu können. Spätestens beim letzten Pass war Endstation. So hatte Estevez Abreu in die Tiefe geschickt, doch deren Flanke fand keine Abnehmerin (8.). Thompson, an vorderster Front, hatte zwar die Aufgabe, die Verteidigung zu beschäftigen, bekam dabei aber nur sehr selten die Möglichkeit, sich in Szene zu setzen. In der 11. war es ein erstes Mal so weit: Sie lief Torhüterin Gabunia an, die den Ball in Bedrängnis ins Aus drosch.

Der steile Weg ab durch die Mitte und zwischen die Innenverteidigerinnen hindurch, funktionierte zunächst nicht. Zweimal gab Machado einen geraden Ball in die Schnittstelle ab – ohne dass eine Kollegin davon hätte profitieren können. Auf der anderen Seite hatten die Luxemburgerinnen Glück, als Innenverteidigerin Barbosa einen Ball in die Füße einer Gegenspielerin spielte. Diese zog nicht selbst ab, sondern gab auf eine Mitspielerin weiter, die im Abseits stand. 

Es ging weiter munter hin und her. Die Elf aus Georgien trauerte wohl noch ihrer Großchance nach, als Abreu über rechts in den Strafraum einziehen konnte. Sie schaute sich kurz um und sah, dass Machado angestürmt kam. Die 28-Jährige konnte den Ball auf Höhe des Elfmeterpunkts annehmen und zum 1:0 nutzen (19.). Obschon es nicht mehr die spielerische Dominanz war, die man möglicherweise im Hinspiel gesehen hatte, bewiesen die Luxemburgerinnen Reife. Besser noch: Nach einem weiteren Schreckmoment in der Defensive schlugen sie erneut zu. Estevez bediente Thompson, die in zentraler Position mit dem Rücken zum Tor lauerte. Während Georgien einen Abseitspfiff für Abreu einforderte (die weit aufgerückt war), erhöhte die Mamerin nach einem kurzen Lauf ins lange linke Eck. Ihre Kollegin aus Diekirch war nicht an der Aktion beteiligt gewesen, weshalb der Treffer zählte (26.). 

Der Doppelschlag hatte logischerweise auch Einfluss auf die Physionomie der Begegnung, bei der die Santos-Truppe nun dominanter wurde und mehr Ballbesitz einforderte. Die meiste Gefahr der Gegnerinnen gab es nach wie vor über deren rechte Seite. Dos Santos und Co. hatten Probleme, Kapitänin Chkonia in den Griff zu bekommen. Nach deren schnellem Antritt traf sie in der 39. aber nur das Außennetz.

Strompanne mit Folgen

Und dann wurde er plötzlich dunkel im „Mikheil Meskhi“-Stadion. Was ab der 35. auf den Livestream-Bildern nach einem leichten Flackern aussah, endete mit einer Strompanne – und Finsternis (44.). Die Informationen ließen auf sich warten, bis die FLF über Facebook mitteilte, dass sich UEFA und beide Nationen darauf geeinigt hatten, den Rest der Begegnung auf einem nahegelegenen Platz fortzusetzen. Statt 90 Minuten hatte dieser Termin am Ende immerhin drei Stunden und 17 Minuten Gesamtdauer aufzuweisen.

Der Rest des Nachmittags ist schnell erzählt: Nicht weniger als viermal schlug Georgien nach der kuriosen Spielverzögerung zu. Dabei blieben Estevez (53.), Thompson (54.), Lavinas (64.), Abreu (70.), Machado (74.) und nochmal Thompson (90. +7) allesamt an der gegnerischen Torfrau hängen. Der Platzwechsel hatte nur einem Team in die Karten gespielt. Bakradze brachte ihre Kolleginnen wieder heran (66.), zehn Minuten vor Schluss besorgte Kapitänin Chkonia den Ausgleich. Was den Luxemburgerinnen für ein mögliches Finale am Dienstag noch hätte reichen können, wäre das Unentschieden gewesen. Doch als die eingewechselte Bukrhrikidze die Partie vier Minuten vor regulärem Spielschluss endgültig gedreht hatte, musste die FLF-Auswahl aufs Ganze gehen. Das 4:2 von Daniela war die Folge.

Trainerstimme

Dan Santos (Luxemburg): „Wir mussten auf den Nebenplatz ausweichen, der viel kleiner war. Das kam uns absolut nicht entgegen. Nach der Unterbrechung von 1:15 Stunden wurden drei Minuten gespielt, dann war wieder 15 Minuten Pause. Leider kommt so etwas nie einer Mannschaft entgegen, die führt. Wir haben im Kopf lockergelassen, während die Gegnerinnen nur darauf warteten, ihre Chance zu ergreifen. Es ist vergleichbar mit einem Hund, den man in einen Käfig sperrt und dann herauslässt. Sie haben uns nach der Pause regelrecht aufgefressen, was die Aggressivität auf dem kleinen Platz anging. Es ist wirklich dumm gelaufen, wir sind alle enttäuscht und niedergeschlagen. Jetzt haben wir unser Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen. Das einzige, was wir tun müssen – und ich sagen ‚müssen’ – ist, diesen zweiten Platz in der Gruppe zu holen und eine Reaktion gegen Litauen zu zeigen.

Statistik

Georgien: Gabunia – Kadagishvili, Kalandaze, Tatuashvili, Gasviani – Daniela, Pasikashvili, Matveeva (71. Bukhrikidze) – Bakradze (90. +1 Chkhartishvili), Chkonia (83 Bolkvadze), Ambalia (46. Bebia)
Luxemburg: Schlimé – L. Schmit (83. Albert), Barbosa, Kremer, Dos Santos – Machado, Soares (90. C. Schmit) – Abreu (90. Merlevede), Estevez (59. Lavinas), J. Lourenco – Thompson
Schiedsrichter: Benn – Massey, Bria (alle ENG)
Gelbe Karten: Matveeva, Gasviani, Bukhrikidze, Pasikashvili, Bakradze – J. Lourenco, dos Santos
Torfolge: 0:1 Machado (19.), 0:2 Thompson (26.), 1:2 Bakradze (66.), 2:2 Chkonia (79.), 3:2 Bukhrikidze (79.), 4:2 Daniela (90. +7)

Im Überblick

Nations League, Gruppe C2
Gestern, 5. Spieltag:

Georgien – Luxemburg 4:2
Litauen – Türkei 0:4
Am Dienstag um 16.00 Uhr:
Luxemburg – Litauen (in Differdingen)
Türkei – Georgien

Die Tabelle:
1. Türkei 5 Spiele / 15 Punkte
2. Georgien 5 / 5
3. Luxemburg 5 / 4
4. Litauen 5 / 4