Es war ein gut überlegter Schritt. Als Chris Philipps im Winter 2020 mit gerade einmal 26 Jahren zurück nach Luxemburg wechselte, machte er das nicht in allererster Hinsicht, um sich für den Profibereich bereitzuhalten. Der damalige Nationalspieler wollte sich ein neues Leben aufbauen und bekam die Möglichkeit dazu in Wiltz. Zunächst als Spieler beim Verein aus der Ardennenstadt und danach als „agent de développement socioculturel“ bei der Gemeinde Wiltz. 

Mittlerweile ist Philipps Kapitän beim BGL-Ligisten. Eine Aufgabe, die durchaus Parallelen mit seinem aktuellen Job hat: „Im Beruf habe ich von meiner Erfahrung aus der Sportwelt profitiert und im Fußball kommen mir Erkenntnisse aus meiner Arbeit beim CIGR zugute. Auf dem Platz habe ich mittlerweile das beste Alter, um mich nicht mehr nur auf meine eigene Leistung zu konzentrieren, sondern auch meinen Teamkollegen zu helfen. Auf meiner Arbeit geht es darum, Menschen wieder in den Arbeitsalltag einzugliedern und ihnen ein anderes Wissen mit auf den Weg zu geben, als sie vorher hatten.“

Philipps ist bewusst, dass er in den kommenden Monaten Vorbild sein muss. Nach zwei Niederlagen in den ersten Rückrundenspielen steht Wiltz auf dem zwölften Platz und damit in direkter Nähe zu den Relegations- bzw. Abstiegsplätzen. „Ralph Schon, Kevin Malget und ich müssen mit gutem Beispiel vorangehen und einige Mitspieler noch stärken leiten, als das in den vergangenen Monaten der Fall. Nicht jeder im Kader hat die Erfahrungswerte, auf die wir zurückgreifen können“, sagt der 55-fache luxemburgische Nationalspieler.

Auf die beiden Niederlagen gegen die Jeunesse (2:5) und Mersch (0:1) blickt der Mittelfeldspieler mit gemischten Gefühlen zurück: „Gegen die Jeunesse haben wir viele vermeidbare Fehler gemacht, die zu Gegentoren geführt haben. Wir waren mental nicht bei der Sache. Gegen Mersch haben wir eine andere Einstellung gezeigt, leider haben wir uns aber auch in diesem Spiel das Gegentor selbst geschossen.“

Philipps bleibt zuversichtlich, warnt jedoch davor, sich zu sehr auf der Kaderstärke auszuruhen: „Vor zwei Jahren hatten wir den stärksten Kader, seit ich in Wiltz bin, und mussten trotzdem ein Relegationsspiel bestreiten. In diesem Winter haben wir eine sehr gute Vorbereitung absolviert, uns dann aber wohl zu sehr auf die Resultate aus den Testspielen verlassen. Wir haben gut gearbeitet, deshalb mache ich mir im Moment noch keine Sorgen. Trotzdem muss jedem bewusst sein, dass die Lage ernst ist.“

Von sich und seiner Mannschaft fordert Philipps am Sonntag gegen Schifflingen eine Reaktion. Der Aufsteiger befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Wiltz, hat auch noch keine Partie in der Rückrunde gewonnen und steht mit dem Rücken zur Wand. „Schifflingen ist spielerisch eine der besten Mannschaften der BGL Ligue, aber vielleicht fehlt es ihnen teilweise an Spielern, die Qualitäten mit sich bringen, um gegen den Abstieg zu kämpfen. Genau wie bei uns wird es auch bei ihnen interessant zu sehen sein, wie die Spieler auf diese neue Situation reagieren“, sagt Philipps.

Ob der Wiltzer Kapitän auch bei einem Abstieg an Bord bleiben würde, steht trotz Vertrag bis 2026 noch nicht fest. Philipps gibt aber zu, dass Fußball mittlerweile nicht mehr alles in seinem Leben bedeutet. „Die Diskussion über einen Weggang wird nicht aufkommen, da ich überzeugt bin, dass wir nicht absteigen werden. Mittlerweile ist es aber auch so, dass ich Entscheidungen nicht mehr nur für mich selbst fälle, sondern dabei auch an meine Familie denke“, so Philipps.