Froome gewinnt Bergzeitfahren

Froome gewinnt Bergzeitfahren
(Christophe ena)

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Dominator Chris Froome raubt der Tour de France in seinem einsamen Kampf im Gelben Trikot jegliche Spannung.

Nach einer neuerlichen Machtdemonstration im Bergzeitfahren ist dem Briten sein dritter Gesamtsieg beim wichtigsten Radrennen der Welt kaum noch zu nehmen. Mit seinem zweiten Tageserfolg baute Froome seine Führung weiter aus. Vor dem abschließenden Wochenende und den beiden noch folgenden Alpen-Etappen bezieht die Frankreich-Rundfahrt ihren Reiz eigentlich nur noch aus dem Kampf um die Podestplätze neben Froome. Zu übermächtig ist der gebürtige Kenianer, dessen dritten Tour-Triumph in den letzten vier Jahren wohl nur ein Sturz noch verhindern kann.

Einzig der Niederländer Tom Dumoulin fuhr beim 17 km langen Kampf gegen die Uhr von Sallanches nach Megève zeitweise auf Augenhöhe und lag am ersten Zwischenmesspunkt deutlich vorn. Froome arbeitete sich im Anstieg zur Côte des Chozeaux (1219 m) aber immer näher an den Fahrer aus dem deutschen Team Giant-Alpecin heran und distanzierte ihn in der Gesamtzeit von 30:43 Minuten noch um 21 Sekunden. „Klar, das ist enttäuschend. Ich saß lange auf dem heißen Stuhl“, sagte Dumoulin, der das erste Tour-Zeitfahren und eine weitere Etappe für sich entschieden hatte. In der Gesamtwertung führt Froome nach der 18. Etappe nun mit beinahe vier Minuten Vorsprung auf den Niederländer Bauke Mollema, der seine Verfolger aber dicht im Nacken spürt und zahlreiche Attacken auf seinen zweiten Gesamtrang zu erwarten hat.

Ausreißversuch in den Alpen

Froome, der sich bereits beim ebenfalls sehr anspruchsvollen ersten Zeitfahren am Freitag vergangener Woche überlegen präsentiert hatte, bleibt dagegen unantastbar. „Es ist schwer vorstellbar, dass er noch einbricht“, meinte Simon Geschke in der ARD. Geschke plant wie Emanuel Buchmann noch einen Ausreißversuch in den Alpen. „Ich habe mich ein bisschen geschont für die nächsten beiden Etappen“, sagte Buchmann, der auf Rang 42 mit 2:43 Minuten Rückstand bester Deutscher war und im Klassement nun 21. ist. Bei Zeitfahr-Spezialist Tony Martin kam es wie erwartet, der Wahl-Schweizer hatte auf diesem Terrain keine Chance auf eine vordere Platzierung. „Vielleicht hätte ich um die Top 20 fahren können, für einen Spitzenplatz hätte es aber mit Sicherheit nicht gereicht“, sagte er und fuhr deshalb mit Augenmaß: „Das war ein halber Ruhetag für mich.“

Nach dem Start und einer vier Kilometer langen, mehr oder weniger flachen Passage wurde es ungemütlich. Elf Kilometer schlängelte sich die Straße über die Côte de Domancy (810 m) hinauf zur Côte des Chozeaux (1219 m). Doch so schwer wie angenommen war die Strecke nicht. „Der Kurs war leichter als gedacht“, sagte etwa Sprinter Marcel Kittel, „man kann an manchen Stellen sehr, sehr schnell fahren.“ Bammel hat Kittel vielmehr vor den beiden folgenden Alpen-Etappen, auch wenn das Tour-Ziel in Paris am Sonntag schon zu erahnen ist: „Gefühlt ist Paris noch so weit weg. Wenn ich mich hier umgucke, da ist irgendwo der Mont Blanc, ich sehe nur Berge und Wald. Es wird auf jeden Fall richtig schwer“, sagte der Thüringer.

Olympiastadt Albertville

Für die Leiden der Sprinter dürfte nicht unbedingt Froome verantwortlich sein, sondern eher der vermutlich heiße Kampf um die Podiumsplätze in Paris. Das 19. Teilstück von der Olympiastadt Albertville in das Mont-Blanc-Massiv nach Saint-Gervais bietet am Freitag das ideale Terrain, um wirkungsvolle Angriffe zu setzen. Es ist mit einem Berg der zweiten Kategorie, zwei Bergen der ersten und einem Berg der Sonderkategorie wohl der schwierigste Teil der Alpen-Festspiele. „Das sind meistens die Etappen, die am schwersten werden, da gibt es keine ruhigen Momente“, sagte Geschke.