Eingestürzt wie ein Kartenhaus

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„Rien ne va plus“ beim Aufsteiger Wiltz. Nach einem vielversprechenden Auftakt kassierte der Nordverein in den letzten vier Spielen ganze 23 Gegentore, neun davon vor heimischem Publikum am Sonntag gegen RFCU Lëtzebuerg.

13 Punkte stehen auf dem BGL-Ligue-Konto des Fusionsvereins aus Wiltz. Die Saison begann der Aufsteiger mit einem 2:0-Auswärtssieg gegen Jeunesse Esch, es folgte ein 4:2-Heimspielerfolg gegen Kayl/Tetingen. Am vierten Spieltag teilten die Nordisten beim 2:2-Unentschieden mit RM Hamm Benfica die Punkte und siegten anschließend mit 3:2 gegen Progrès und Käerjeng.

Krisensitzung in Wiltz

„Ich glaube nicht, dass wir heute Abend noch auf einen grünen Zweig kommen werden“, sagte Sportdirektor Henri Roemer am Montagabend gegen 22.30 Uhr dem Tageblatt.

Bei der Krisensitzung des Wiltzer Vereins am Montag wurde die sportliche Situation des Klubs analysiert. „Zur Debatte stehen der aktuelle Mannschaftsgeist und die Tatsache, dass wir in vier Spielen quasi 30 Gegentore kassiert haben“, so Roemer weiter. Eine folgenschwere Entscheidung bei den „Nordisten“ hatte man demnach nach drei Stunden Diskussionen zwischen Trainer, Spielern und Vorstand noch nicht getroffen.

(chd)

Nach sechs Spieltagen dann die Ernüchterung: Gegen den zweiten Aufsteiger, Canach, setzte es eine 2:6-Niederlage, von der sich die Wiltzer bislang nicht erholt haben. Im Gegenteil. Drei Gegentore kassierte man danach gegen Fola, vier gegen Déifferdeng 03, sieben gegen Düdelingen und neun vor heimischer Kulisse gegen RFCU Lëtzebuerg. Das einzige Tor in dieser Negativserie gelang Edis Osmanovic gegen den F91. „Wenn wir wüssten, woran das liegt, hätten wir bereits etwas unternehmen können. Ich habe keine Erklärungen dafür“, sagt der Wiltzer Claude Hentz.

0:15

Für einen Stammspieler, der wie Hentz bereits einige Höhen und Tiefen mit den Nordisten durchlebte, war die 0:9-Niederlage in der „Géitzt“ umso bitterer: „Das tut einem schon weh, wenn man auf dem Platz steht, und rundherum geht alles unter.“

Dabei kam ihm dieses Debakel noch schlimmer vor als die 0:15-Klatsche 2010 gegen Düdelingen: „Damals war das anders. Der F91 war ein paar Klassen besser als wir, mit der spielerischen Qualität dieser Mannschaft können wir nicht mithalten. Aber was am Sonntag geschehen ist, versteht man nicht. In der 60. hat sich sicher niemand vorgestellt, dass dieses Spiel so enden würde.“

Die Lage ist ernst

Auch wenn Hentz und Co. noch fünf Punkte Polster auf einen Relegationsplatz haben, ist die Lage ernst: „Wir haben 13 Punkte und sind auch noch nicht abgestiegen. Gegen F91, Fola und Differdingen kann man verlieren. Gegen RFCU Lëtzebuerg kann man auch verlieren, aber nicht auf diese Art und Weise. Am Sonntag stand kein defensiver Block mehr auf dem Platz. Auch wenn wir eine gute Offensive haben, darf man die Verteidigung nicht so vernachlässigen“, erklärte der Mittelfeldspieler.

Bis zur vollen Spielstunde stand es am Sonntag noch 0:1. „Wir waren zwar nicht überlegen in den ersten 60 Minuten, aber es war eine ausgeglichene Partie. Ich habe keine Erklärungen, alles ist anschließend wie ein Kartenhaus zusammengefallen. Nach dem 0:2 war das Selbstvertrauen weg.“

Platzverweise und Sperren

Die Defensive war aber bislang nicht das einzige Problem, an dem sich Trainer Pascal Lebrun die Zähne ausgebissen hat: Die Wiltzer kassierten die meisten Platzverweise und Sperren der Liga. Mit insgesamt 29 Gelben Karten, zwei Ampelkarten für Sevad Mujkic und Mamadou Thiombiano sowie den vier Roten für Dorian Delcour, Yasin Karaca, Edis Osmanovic und Amadou Touré schließt der Verein die Fair-Play-Tabelle zurzeit auf dem letzten Platz ab.

Am Montagabend trafen sich Vorstand, Spieler und Trainer im Rahmen der Übungseinheit zur Aussprache (siehe Kader): „Heute (Montag) steht ein Training auf dem Programm. Es wird viel geredet werden. Wir müssen die Köpfe zusammenstecken, denn so darf es nicht weitergehen. ‚Een normalen Décrassage no sou engem Match ass net méiglech …’“, so Hentz.

(Christelle Diederich/Tageblatt.lu)