„Ein Armutszeugnis der Franzosen“

„Ein Armutszeugnis der Franzosen“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nicht weniger als fünf Mal spielte der ehemalige Rekordnationalspieler Carlo Weis gegen Frankreich. Zuletzt in der WM-Qualifikation 1985.

Noch heute pflegt der aktuelle Trainer des CS Petingen Kontakt zu Patrick Battiston, ehemaliger Rechtsverteidiger der „Equipe Tricolore“, und glaubt, dass einer seiner Spieler das Zeug zum Nationalspieler hat.

Das Team von damals WM-Qualifikation 1984/85

o Luxemburg – Frankreich am 13. Oktober 1984 (0:4)

John van Rijswijck – Romain Michaux, René Scheuer, Pierre Petry, Hubert Meunier, Laurent Schonckert, Carlo Weis, Gilbert Dresch, Guy Hellers, Roby Langers, Benny Reiter; Trainer: Jeff Vliers

o Frankreich – Luxemburg am 30. Oktober 1985 in Paris (6:0)

John van Rijswijck – Hubert Meunier, Marcel Bossi, Gilbert Dresch, Laurent Schonckert, Carlo Weis, Gérard Jeitz (62’ Nico Wagner), Guy Hellers, Pierre Hoscheid (80’ Théo Scholten), Jean-Paul Girres, Roby Langers; Trainer: Paul Philipp

Tageblatt: Am 28. Februar 1978 haben Sie gegen eine französische Amateurmannschaft Ihr Debüt in der Nationalmannschaft gefeiert. Können Sie sich daran erinnern?

Carlo Weis: „Nur ganz vage. Ich habe nur 20 Minuten gespielt. Richtig los ging es erst in meinem dritten Länderspiel. Der Gegner war wieder Frankreich und wir haben vor 12.000 Zuschauern in Luxemburg 1:3 verloren. Ich habe ein super Spiel gemacht. Ich kann mich noch an das erste Tor von Frankreichs Mittelfeldspieler Didier Six erinnern. Er schloss ein fantastisches Dribbling mit einem satten Schuss ab.“

Sechs Jahre später trat die Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation wieder gegen Frankreich an. Luxemburg verlor 0:6 und 0:4.

„An diese Spiele habe ich keine guten Erinnerungen. Die 0:4-Niederlage in Luxemburg war das Debüt des damaligen Nationaltrainers Jeff Vliers. Kurze Zeit später kehrte er nach Belgien zurück. Im zweiten Spiel war Paul Philipp noch ganz frisch auf der Trainerbank und war noch auf der Suche nach seiner Linie. Damals hatten wir keine Chance.“

Welche Erinnerung haben Sie an das sogenannte „magische Viereck“ (Luis Fernandez, Michel Platini, Alain Giresse und Jean Tigana)?

„Die waren eingespielt und dazu noch alle eine Klasse für sich. Das hatte nichts mehr mit dem Team aus den 70ern zu tun.“

Sie haben in Metz und in Reims gespielt. Haben ehemalige Mitspieler Sie vor den Duellen aufgezogen?

„Eigentlich nicht. Ich habe mich immer darauf gefreut, Michel Platini und Patrick Battiston wiederzutreffen, die ich persönlich kenne. Es war schon komisch, mit Battiston in Metz zusammen auf dem Platz zu stehen und später im Länderspiel gegen ihn anzutreten.“

Wie schätzen Sie die aktuelle französische Nationalmannschaft ein?

„Ich hoffe, das Team hat aus dem Desaster bei der Weltmeisterschaft in Südafrika gelernt. Mit diesem Verhalten haben verschiedene Spieler sich selbst und ihrem Land keinen Gefallen getan.“

Wie hätten Sie in der Causa Ribéry-Evra reagiert?

„Der französische Verband hätte ein Exempel statuieren müssen und beide für immer aus der Nationalmannschaft verbannen sollen. Diese Spieler haben ihr Land nicht ehrenvoll vertreten. Der Respekt hat gefehlt. Es gibt genügend Spieler, die das französische Trikot mit Stolz tragen würden. Es ist auch ein falsches Zeichen für den Nachwuchs, denn diese Spieler haben eine Vorbildfunktion. Mit diesem Rückschritt hat der Verband gezeigt, dass verschiedene Spieler sich alles erlauben dürfen.“

Glauben Sie, dass Laurent Blanc diese Mentalität ändern kann?

„Es ist zu früh, um sich eine Meinung zu diesem Thema zu bilden. Ich weiß nur, dass die Medien den 2:0-Sieg über Luxemburg unter Trainer Raymond Domenech anders bewertet hätten. Das war ein Armutszeugnis für die Franzosen, unabhängig von der sehr guten Leistung der Luxemburger.“

Wie schätzen Sie die Entwicklung des FLF-Teams ein?

„Die Mannschaft ist auf dem richtigen Weg. Guy Hellers hat System eingeführt und eine Professionalisierung eingeläutet. Wir müssen weiter organisiert und mit unseren Möglichkeiten spielen. Luxemburg wird nie imstande sein, 90 Minuten offensiv zu spielen.“

Könnte einer Ihrer Spieler den Sprung in den Kader schaffen?

„Der 17-jährige Sébastien Thill könnte jetzt schon in der Nationalmannschaft stehen. Séba ist Stammspieler beim CSP und setzt Akzente. Der Junge lebt für den Fußball und hat den Willen, sich ständig zu verbessern. Seine Zeit wird noch kommen. Seiner Entwicklung würde es nichts bringen, wenn er in der U21 spielt, deshalb denke ich, dass er warten sollte, bis er in den A-Kader berufen wird.“

Werden Sie das Spiel am Freitag im Stadion verfolgen?

„Nein. Ich bekomme zwar zu jedem Länderspiel Tickets, aber es ist auch mal schön, nicht im Stadion zu sein. Außerdem ist es keine Freude, in diesem alten Stadion zu sitzen. Vor dem Fernseher sieht man auch gut.“