Die Rückkehr des Alberto Contador

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Der Spanier Alberto Contador hat nach seiner zweijährigen Dopingsperre am Sonntag in Madrid die Spanien-Rundfahrt gewonnen. Die Etappe Cercedilla-Madrid gewann John Degenkolb.

Der spanische Radprofi Alberto Contador hat zum zweiten Mal nach 2008 die Vuelta a Espana gewonnen und sich rund einen Monat nach Ablauf seiner Dopingsperre eindrucksvoll zurückgemeldet. Sprinter John Degenkolb (Argos Shimano) sicherte sich den Tagessieg in Madrid.

Auf der 115 km langen Schlussetappe am Sonntag von Cercedilla nach Madrid rollte der 29 Jahre Contador vom Team Saxo Bank im Roten Trikot mit dem Peloton ins Ziel in seiner Heimatstadt. Gesamtzweiter der 67. Ausgabe des prestigereichen Rennens wurde Contadors Landsmann Alejandro Valverde (Movistar), das spanische Podium komplettierte der 13 Tage lang in Führung liegende Katjuscha-Profi Joaquín Rodríguez.

Alberto Contadors Sieg bei der 67. Spanien-Rundfahrt passt ins Bild: Ohne Doping-Verweis ist die Spitze des Profiradsports nicht darstellbar. Nach Olympia-Gold für Alexander Winokourow und der Sperre für Lance Armstrong ist Rückkehrer Contador sportlich wieder fast der Alte. Einen Monat nach Ablauf seiner faktisch nur halbjährigen Zwangspause präsentierte sich der Arbeitersohn aus Pinto seinen Landsleuten wieder so, wie sie ihn am liebsten haben: als strahlender Sieger ohne Schattenwurf.

Ungeheurer Druck

Der daheim als Opfer gesehene 29-jährige Madrilene hatte den ungeheuren Druck verarbeitet und holte sich den Sieg in einem packenden Rennen mit einer gehörigen Portion Angriffslust. Seine erfolgreiche Attacke auf dem 17. Tagesabschnitt nach Fuente Dé, als er seinem bis dahin so souverän wirkenden Landsmann Joaquin Rodriguez das Rote Trikot entriss, sucht seinesgleichen.
Der Bergfloh hatte die Konkurrenz auf eher moderaten Anstiegen überrumpelt. „Nonkonformismus und Willensstärke haben mir vielleicht den Sieg gebracht“, sagte Contador am Samstag, einen Tag vor der letzten Etappe nach Madrid. Er sei noch nicht auf seinem alten Niveau. Die Zwangspause hätte ihm zugesetzt, aber „wenn ich nicht immer an mich geglaubt hätte, hätte ich nicht attackiert“.

An einen vergleichbaren emotionalen Moment wie bei seinem Doppelschlag in Fuente Dé – erster Sieg nach der Sperre und Sprung an die Spitze – könne er sich nicht erinnern. „Vielleicht war noch 2005 vergleichbar, als ich nach der Operation eine Etappe bei der Tour Down Under gewann“, meinte der Kapitän des Saxo-Bank-Rennstalls. Das Team hatte seinen gesperrten Branchen-Primus bei der vergangenen Tour schmerzlich vermisst. Vor acht Jahren war Contador in einer lebensgefährlichen Operation ein Aneurysma im Gehirn entfernt worden.

Contadors Neuanfang

„Der umstrittene Spanier blickt zurück auf zwei gestrichene Siege bei der Tour de France 2010 und dem Giro d’Italia 2011 – und auf viel zerschlagenes Porzellan. Sein diesjähriger zweiter Vuelta-Sieg nach 2008 soll für Contador, der sich im Gegensatz zum aktuellen Toursieger Bradley Wiggins nie dezidiert zum Dopingproblem äußerte, einen Neuanfang markieren.

„Die vergangenen Monate sind abgehakt. Ich freue mich jetzt und denke noch nicht an die Tour de France 2013. Paris ist noch so weit“, sagte Contador. Vor zwei Jahren war ihm in Frankreich die Einnahme des Kälbermastmittels Clenbuterol nachgewiesen worden. Zudem soll er zum Kundenkreis des mutmaßlichen Dopingarztes Eufemiano Fuentes gehört haben. Dennoch durfte er auch 2011 noch die Tour fahren, ehe ihn der Internationale Sportgerichtshof CAS in diesem Februar rückwirkend sperrte.