„Der Staat muss mit anpacken“

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Zusätzliche professionelle Mitarbeiter für die Verbände - das war am COSL-Kongress am vergangenen Samstag ein Thema. Das Tageblatt hat bei COSL und Verbänden nachgehakt.

Für COSL-Präsidenten Hoffmann liegt das Problem darin, dass „die Verbände eigentlich weiter denken müssten als nur das Alltagsgeschäft: neue Ideen, Entwicklungen auf dem sportlichen Plan. Aber die Aufgaben häufen sich, die Bevölkerung ist gewachsen. Das ist ein Problem für Verbände und auch Vereine. Ein administrativer Posten reicht diesbezüglich nicht.“

„Interpellation“ in der Chamber
Der DP-Abgeordnete Claude Lamberty, der ebenfalls Präsident des Tennsiverbandes ist, hat am Mittwoch eine öffentliche „interpellation“ in der Chamber angefragt. Thema sind die Herausforderungen und die Zukunft des föderierten Sports in Luxemburg. Diese „interpellation“ muss innerhalb der nächsten sechs Monate stattfinden. Lamberty ist aber optimistisch, dass dies bereits im April der Fall sein wird.

„Der Staat soll seine Verantwortung übernehmen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Verbände staatlich unterstützt werden müssen, nicht nur im sportlichen, sondern auch im administrativen Bereich. Der Staat profitiert von gut organisierten Verbänden und Vereinen“, so Lamberty gegenüber dem Tageblatt.

Und das Fazit ist auch klar: „Der Staat muss mit anpacken.“ Dies vor allem auch, da die Diskussionen um einen zusätzlichen Teil aus den Lotterie-Geldern – wie es im „Concept intégéré“ aufgezeigt wurde – auf taube Ohren gestossen sind: „Also müssen wir schauen, mehr Gelder über das Staatsbudget zu erhalten. 0,4 Prozent vom Gesamtbudget sind nicht viel. Ein klein wenig mehr würden wir schon spüren und es würde einen Unterschied machen.“

„Optimistisch“

André Hoffmann ist „optimistisch“, dass dieser Vorschlag sich positiv entwickelt: „Der Sportminister und die Verantwortlichen im Ministerium sind mit dem Konzept einverstanden. Der Sportminister ist bereit, ’sain Match ze man‘. Es hängt jetzt davon ab, wie umfangreich diese Massnahme wird? Was wird bereits im Budget 2018 enthalten sein?“

Natürlich stellt sich immer wieder die Frage, wie sport-affin die aktuelle Regierung überhaupt ist (Link). Hoffmann ist sich dessen durchaus bewusst, kann aber berichten, dass es „gewisse ‚ouverturen‘ bei anderen Regierungsmitgliedern gibt, auch im Rahmen vom Nation Branding. Das schafft dann eine gewisse Bereitschaft.“

Hoffmann spricht auch die Verschlechterung im Bereich des Ehrenamts an. Und ein weiteres Problem sieht der Anwalt in der Arbeitsaufteilung: „Oft muss ein technischer Direktor eines Verbandes viel administrative Arbeit verrichten. Er muss den Sport also missbrauchen, um andere Arbeiten auszuführen. Es muss mehr Offenheit entstehen: das Administrative ist genau so förderungswürdig wie das Sportliche.“

25 von 30: nichts mit Sport

Von diesem Phänomen können auch zwei Verbandsverantwortliche berichten. Chris Richartz, freiamtlicher Generalsekretär des Tennisverbandes FLT, investiert 30 Stunden pro Woche: „Und davon sind 25 Stunden, die nichts mit Sport zu tun haben. Ich bekomme bei weitem nicht alles erledigt. Die FLT hat sieben Festangestellte, die ich eigentlich nie arbeiten sehe. Ich wäre gerne eine Stunde pro Tag anwesend, was aber nicht möglich ist.“

Bei Burkhard Disch, technischer Direktor des Volleyball-Verbandes FLVB, klingt dies ähnlich: „Ich habe mich als DTN auch viel im Marketing- und Eventbereich und im administrativen Bereich investiert. Das sind nicht meine Kernaufgaben, aber in diesen Bereichen gibt es noch viel Luft nach oben. Dazu braucht es aber ausgebildete Leute. Das gleiche gilt für die Nationaltrainer, die ihre 20 Stunden pro Woche nicht nur mit Sport verbringen. Zum Beispiel werden wir im kommenden Jahr acht Spieler im Ausland haben. Die Nationaltrainer werden sich hier mehr involvieren auf sportlichem Plan. Je besser der Austausch mit dem Coach im Ausland, je besser die Entwicklungschancen.“

Disch sieht die Zukunft darin: „Wir müssen dahin kommen, professionelle Strukturen zu bekommen, um täglich auf höchstem Niveau am Athleten arbeiten zu können, zum Beispiel im Bereich duale Karriere. Wir scheitern im Moment zu oft daran, oberflächlich gut auszubilden, aber ohne Nachhaltigkeit. Die Ausfallquote ist sehr gross. Mit einer Hilfe vom Staat wäre ein Riesensprung. Das System wird aber nur funktionieren, wenn die Trainer sich darauf einlassen zu kooperieren,, um Synergien auszuschöpfen. Im Moment arbeitet jeder Verband unter seiner Glocke.“

Fünf Jahre

Der Sportminister muss nun in den Budget-Verhandlungen mit dem Finanzminister auf diesen Hilfen pochen. Hoffmann sagt, dass dieses Projekt über fünf Jahre ausgelegt wird. „Der Staat kann nicht morgen sagen, ‚ich bezahle eine gewisse Zahl Leute mehr.‘ Das ist Wunschdenken. Es werden wohl jedes Jahr einige Personen dazukommen, bis ein gewisses Niveau erreicht ist.“

Aktuell sieht das COSL für 2017 eine Summe von 130.000 Euro für die „aides aux structures administratives“ der Verbände vor. Im Budget des Sportministeriums beträgt der Posten „participation à l’indemnisation des cadres administratifs et des entraineurs nationaux des federations sportirs agréées“ für 2017 2.711.000 Euro. 2018 sind 2.763.000 Euro vorgesehen.