FußballDer Niederkorner Ben Vogel: Ein „grüner“ Sportmanager

Fußball / Der Niederkorner Ben Vogel: Ein „grüner“ Sportmanager
Ben Vogel (l.) und Yannick Bastos (im Hintergrund) untersuchen in ihren Abschlussarbeiten auch die Loyalität der BGL-Ligue-Fans Foto: Gerry Schmit

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Wie umweltfreundlich präsentiert sich die BGL Ligue? Mit diesem Thema beschäftigt sich der Niederkorner Mittelfeldspieler Ben Vogel in seiner Bachelorarbeit. In welchen Bereichen der Progrès besonders gut abschließt und auf welche Schlussfolgerungen seine Umfrage bereits nach nur zwei Tagen hinsteuert, erklärte der Student der Lunex-Universität gegenüber dem Tageblatt.

Umweltbewusstes Verhalten, Fan-Identifikation und Interesse am Unterhaltungsprogramm innerhalb der Stadien in der BGL Ligue: Mit diesen Themen setzen sich im Moment drei Sportmanagement-Studenten der Lunex-Universität im Rahmen ihrer abschließenden Bachelorarbeit auseinander. Am Mittwoch tauchte die Umfrage der Sechstsemester auf Facebook auf. Der Aufruf von Progrès-Mittelfeldspieler Ben Vogel und seinem Mannschaftskollegen stieß auf riesiges Interesse.

Am ersten Tag schickten bereits 170 Teilnehmer den Fragebogen ab. „Dabei hätten uns eigentlich schon 150 Antworten gereicht“, sagt der Mittelfeldspieler des Tabellenzweiten Niederkorn. Doch je größer das Teilnehmerfeld, desto aussagekräftiger das Resultat. Weswegen die Studenten die gegnerischen Klubs aus der Nationaldivision angeschrieben haben, mit der Bitte, die Umfrage zu teilen. Denn das Thema der drei Abschlussarbeiten soll im Nachhinein allen Vereinen Aufschlüsse über das Empfinden der Zuschauer geben. 

Ausgangspunkt der übergreifenden Analyse ist die Loyalität des Fußballfans. „Wir können aufgrund einer Skala feststellen, wie sehr sich der Zuschauer mit dem Klub identifiziert: Das geht von ‚Was waren wir heute schlecht‘ bis hin zu ‚Niederkorn hat verloren‘. Unsere Spezifizierungen reichen später von Umwelt bis hin zu Innovation (Yannick Bastos) und Zufriedenheit der Zuschauer (Thierry Schwind).“ Lediglich 28 Personen hatten bis gestern Morgen angegeben, keinen speziellen Verein in der BGL Ligue zu verfolgen. „Durch das Formular bei Microsoft Forms sehen wir die Entwicklung bei den Balkendiagrammen in Echtzeit.“

Wasserspender statt Plastikmüll

Für Vogel stehen die Aspekte Nachhaltigkeit und Verantwortung bei Ressourcen im Fokus: „Ich konzentriere mich auf die umweltbezogenen Initiativen der BGL-Ligue-Vereine, von Wasserspendern bis hin zu Einsparungen beim Plastikmüll. Deshalb auch die Fragen, wie die Fans auf solche Maßnahmen reagieren und ob sie dieses Verhalten auch später zu Hause anpassen.“

Plastikmüll wird seit etwa zwei Jahren in großen Mengen beim Progrès Niederkorn eingespart. Vogel und Bastos waren bereits damals die Initiatoren. „Yannick und ich haben vor zwei Jahren eine Hausarbeit über soziale Verantwortung der Klubs verfasst. Ein Beispiel ist die Infrastruktur. Die Niederkorner Umkleiden sind nicht die modernsten, aber daran kann man nicht unbedingt etwas ändern. Stattdessen haben wir uns in geselliger Runde mit Präsident Fabio Marochi und Sportdirektor Thomas Gilgemann über die Idee mit Plastikbechern unterhalten.“ Seither sind nicht nur Einwegbecher bei Begegnungen, sondern auch Plastikflaschen von den Trainingsflächen verschwunden. „In Hostert hat man ebenfalls Wasserspender installiert“, berichtet Vogel. „Sie werden direkt an die Leitungen angeschlossen, das Wasser wird gefiltert und gekühlt. Mit diesen Kleinigkeiten kann bereits viel Plastikmüll gespart werden. Wenn jeder pro Woche beim Training auch nur eine Flasche Wasser trinkt, macht das schon einen erheblichen Müllberg.“

Forest Green Rovers

Von den ersten Antworten der Fragebögen ist der Student nicht überrascht. „Die Resultate gehen bei uns allen in die Richtung, die wir uns erwartet haben. Ich bin überzeugt, dass es den Fans gefällt, wenn ein Verein öffentlich ‚grün‘ denkt.“ Das Paradebeispiel dieses Handelns nennt sich Forest Green Rovers. Der englische Viertligist ist der erste klimaneutrale Fußballverein der Welt: „Er spielt in zersetzbaren Bambustrikots und bietet nur vegane Speisen an. Das neu erbaute Stadion besteht komplett aus Holz und die Spieler fahren in Elektroautos. Zudem wird das Regenwasser recycelt, um den Rasen zu bewässern. Der Klub greift also nur auf eigene Ressourcen zurück.“ Für Vogel handelt es sich um „Inspiration“ für andere Vereine, auch in der BGL Ligue. „Vor zehn Jahren war das Thema Umweltverantwortung noch nicht so wichtig, wir befinden uns aber auf einem guten Weg.“

Der angehende Sportmanager hat noch viele andere Ideen und Verbesserungsvorschläge. „Will man die Liga etwas professioneller gestalten, dann gibt es so einiges, was man noch bei den Vereinen ausschöpfen kann.“ Niederkorn sei mit gutem Beispiel vorangegangen und habe das Fußballspiel zum Event gemacht. Die Zuschauerzahlen geben den Gelb-Schwarzen recht, meint Vogel. „Das kam durch sportlichen Erfolg, aber auch durch das Ganze drumherum.“ Die Analyse wird aber nicht nur dem Progrès, sondern allen BGL-Ligisten Eindrücke der Fans vermitteln. „Jeder Verein in Luxemburg leistet, je nach Möglichkeit, in puncto Umweltbewusstsein gute Arbeit. Die vielen Freiwilligen stecken ihr Herzblut in die Klubs, da sollte man sie nicht mit Vorschriften und Druck verscheuchen. Ich versuche lediglich, etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen.“