BGL OpenDanielle Maas über die Zusammenarbeit mit der WTA: „Das hat mich schlaflose Nächte gekostet“

BGL Open / Danielle Maas über die Zusammenarbeit mit der WTA: „Das hat mich schlaflose Nächte gekostet“
Turnierdirektorin Danielle Maas hatte während der Vorbereitungen auf das Turnier viel mehr zu tun als sonst Archivbild: Julien Garry/Editpress

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Vor dem Beginn des 25. WTA-Turniers in Kockelscheuer herrscht Unzufriedenheit bei Danielle Maas. Im Gespräch mit dem Tageblatt kritisiert die Turnierdirektorin die Zusammenarbeit mit der WTA bezüglich der Corona-Politik. Maas blickt dennoch optimistisch auf den Turnierstart am Samstag – vor allem, weil sie sich auf ihr eingespieltes Team verlassen kann.

Tageblatt: Danielle Maas, nach der Absage im letzten Jahr findet nun die Jubiläumsausgabe statt. Dabei hat das Thema Corona die Organisation sicherlich bestimmt, oder?

Danielle Maas: Es ging von morgens bis abends nur um Corona. Dazu kamen die Änderungen der WTA – da kam täglich etwas Neues dazu. Das war alles wirklich nicht einfach. 

Warum? 

Es ist ein sehr schwieriges Jahr. Wir haben in Luxemburg ein super System mit dem CovidCheck, worunter das Turnier läuft. Wir werden auch sehr gut vom Gesundheitsministerium unterstützt. Das Problem ist die Zusammenarbeit mit der WTA. Die Vorgaben, die sie uns geben, sind schwierig und ändern sich permanent. Das ist nicht einfach für unser ganzes Team, das aus freiwilligen Helfern besteht. Ich muss ehrlich sagen, dass ich so etwas, wie es in diesem Jahr passiert, noch nicht erlebt habe. Es wäre viel einfacher gewesen, wenn man Verständnis aus Amerika gespürt hätte – das war in der Vergangenheit und ist auch im Moment nicht so. 

Dass unser CovidCheck bei der WTA nicht ankommt, verstehe ich nicht

Danielle Maas, Turnierdirektorin

Was stört Sie konkret an der Zusammenarbeit mit der WTA?

Die WTA beharrt sehr stur auf ihren Regeln. Die Regeln, die sie haben, sind aber nicht mit unseren Regeln und Gesetzen vereinbar. Das führt zu endlosen Diskussionen und Telefonaten. Wir werden von unserem „TICO“ (Tournament Infection Control Officer), den wir zur Verfügung stellen mussten, unterstützt. Er kommt vom Gesundheitsministerium, das uns insgesamt viel weiterhilft. Aber dennoch müssen wir uns dem fügen, was die WTA uns sagt. Ich glaube, dass die WTA in Amerika sitzt, ihre Regeln hat und diese Punkt für Punkt abarbeitet. Ohne dabei zu schauen, wie die Gegebenheiten in den einzelnen Ländern oder vor Ort beim Turnier sind. Ich glaube auch, dass sie sich nicht um die Sicherheitsstandards sowie die Inzidenzen in den einzelnen Ländern kümmern. Man kann ein Land momentan nicht mit dem anderen vergleichen und verallgemeinern. Aber genau daran hapert es. 

Was hat die WTA von Ihnen verlangt?

Wir hatten der WTA vorgeschlagen, dass die Freiwilligen, die mit Spielerinnen oder Offiziellen in Kontakt sind, vollständig geimpft wären. Das hat der WTA aber beispielsweise nicht genügt. Wir müssen zusätzlich noch PCR-Tests machen. Das ist sehr schwierig zu verstehen. Wir haben der WTA eine 100-prozentige Quote garantiert – dass also nur vollständig Geimpfte mit Spielerinnen oder Offiziellen zusammenarbeiten. Dazu haben sie aber noch für jeden dritten Tag einen PCR-Test verlangt. Wir haben es nun so verhandelt, dass ein PCR-Test nur zu Beginn des Turniers gemacht werden muss. Dass man die Ballkinder testen lässt, verstehe ich. Sie hatten noch nicht alle die Gelegenheit, sich impfen zu lassen. Aber dass unser CovidCheck bei der WTA nicht ankommt, verstehe ich nicht. Das sorgt für Unzufriedenheit beim ganzen Team und das kann ich nachvollziehen. Ich verlange momentan sehr viel von unseren Freiwilligen, das weiß ich. Das ist alles nicht so schön. 

Als Turnierdirektorin werden Sie sicherlich lange Tage gehabt haben …

Bei mir kam alles zusammen, was mit Covid zu tun hatte –das war einiges und nicht einfach. Das hat mich schlaflose Nächte gekostet. 

Wird das Turnier dennoch problemlos ablaufen?

Wir sind ein eingespieltes Team, in dem zum Glück jeder weiß, was er zu tun hat. Das hat es sehr vereinfacht. Das Turnier wird reibungslos ablaufen und die Zuschauer werden durch die Regeln der WTA nicht beeinträchtigt werden. Ich bin einfach verärgert, dass die WTA die Vorgaben unserer Regierung und unsere Art und Weise zu arbeiten, also nach den 3G-Vorgaben, nicht versteht und nicht mit uns an einem Strang zieht. 

Neben den Problemen rund um Corona haben Sie es dennoch geschafft, 18 Top-100-Spielerinnen nach Kockelscheuer zu lotsen. Das kann sich doch sehen lassen. 

Wir sind sehr froh, dass wir mit Belinda Bencic die Olympiasiegerin dabei haben oder mit Jelena Ostapenko die Titelverteidigerin. Auch die belgische Nummer eins Elise Mertens oder die Französin Alizé Cornet sind bekannte Namen. Dazu kommt mit Andrea Petkovic der Publikumsliebling. Das sind Namen, die uns und den Zuschauern Freude bereiten. 

Wie viele Zuschauer sind zugelassen?

Es lag uns immer sehr viel daran, vor Zuschauern zu spielen. Das haben wir in diesem Jahr geschafft – wenn auch die Kapazität nur zu 50 Prozent ausgelastet werden darf. Wir haben es außerdem geschafft, das Publikums-Village zu erneuern und es draußen aufzubauen. Das kann eine tolle Sache werden. Dort sind Fotosessions oder Autogrammstunden mit Spielerinnen möglich. 

Problematisch war sicher auch die Terminvergabe. Zum einen läuft das Turnier parallel zur Tour de Luxembourg, zum anderen findet es direkt nach den US Open statt.

Ich bedauere es sehr, dass wir parallel zur Tour de Luxembourg unser Turnier austragen. Wir dachten auch zuerst an die dritte oder vierte Woche im September, aber es ist sehr schwer, mit der WTA zu verhandeln. Das Hauptaugenmerk bei der Luxemburg-Rundfahrt ist aber am Tag, bei uns finden die Hauptmatches nach 18 Uhr statt. Wir kommen uns also nicht allzu sehr in die Quere. Abgesehen davon, dass wir auf keinen Fall eine Konkurrenz zur SkodaTour sein wollen, ist dieser Termin für uns nicht ideal. Unser Turnier findet also auch direkt nach den US Open statt. Man kann nie wissen, was während eines Grand Slams passiert und wie sich die Spielerinnen danach fühlen. Ich habe schon meine Bedenken. Erfreulich für die luxemburgischen Fans ist, dass Mandy Minella eine Wildcard bekommen hat und voraussichtlich am Dienstagabend nicht vor 18 Uhr spielen wird.