Bolt-Show, Teil I: Der Blitz schlug wieder ein

Bolt-Show, Teil I: Der Blitz schlug wieder ein

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Die „Schmach“ von Daegu ist getilgt. Nach dem Fehlstart im WM-Finale 2011 holte sich Usain Bolt am Sonntag zurück, was ihm gehört: den Titelgewinn bei einer großen Meisterschaft über 100 m.

Zum ersten Mal seit Olympia 2008 in Peking und der WM 2009 in Berlin ohne Weltrekord. Es fehlten aber nur 5 Hundertstel: Ein etwas besserer Start, ein paar Grad mehr – er hätte ihn wohl wieder geknackt.

Bei recht kühlen Bedingungen unter 20 Grad, aber nahezu idealem Rückenwind von 1,5 m pro Sekunde, trommelte „Lightning Bolt“ (Blitz-Bolt) in 9,63 Sekunden – nach seinen 9,58 von Berlin die zweitschnellste je gelaufene Zeit – die Bahn hinunter und ließ das heraufbeschworene Duell mit Landsmann Yohan Blake (9,75) platzen. Der war 2011 als Weltmeister für Jamaika in die Bresche gesprungen, hatte Bolt diese Saison auch schon geschlagen – aber als es drauf ankam, hatte „The beast“ keine Chance.

Am Samstag im Vorlauf war Usain Bolt nach sehr schwachem Start ins Halbfinale gejoggt, wo gestern um 19.45 Uhr Ortszeit (20.45 MESZ) der Start schon besser klappte. Kurz aufgedreht bis hinter die 50-m-Marke, dann Auslaufen bis ins Ziel, das er trotzdem schon nach 9,87 Sekunden erreichte – Bolt war gut drauf, und zeigte es. Blake, vor dem Rennen mit 9,75 Weltjahresbester (Bolt 9,76), lief in seinem Halbfinale 9,85, machte aber keinen so starken Eindruck wie sein Konkurrent. Vor dem Finale alberten beide gewohnt locker noch auf dem Aufwärmplatz herum, Bolt übrigens mit Mütze und Handschuhen.

Um 21.50 (22.50) Uhr dann der Showdown, mit dem oben beschriebenen Ausgang. Nach Dreifach-Gold in Peking schickt sich der erst 25-jährige Bolt an, dieses Kunststück hier in London zu wiederholen. Ein wenig weiter an seinem Superstar-Status hat er gestern schon gebastelt, mit noch folgendem Zusatz: Er ist erst der zweite olympische Titelverteidiger über 100 m, neben Carl Lewis (1984 und 1988).

Ennis + 2

Den Titel als schnellste Frau der Welt hatte sich derweil am Samstag ebenfalls eine Jamaikanerin geholt: Shelly-Ann Fraser-Pryce verteidigte ihren Titel von 2008 in Peking (als noch nicht verheiratete Fraser). Sie siegte vor der US-Amerikanerin Carmelita Jeter und ihrer Landsfrau Veronica Campbell-Brown. Ebenfalls am Samstag erfüllte wieder ein Favorit aus der Kategorie „Gewinnen müssen“ seine Pflicht: „Everybody’s Darling“ Jessica Ennis holte sich den Siebenkampf mit britischem Rekord von 6.955 Punkten und meilenweit vor der Konkurrenz. Dass sie Teil einer für die Gastgeber unglaublichen Dreiviertelstunde werden würde, war dagegen so nicht zu erwarten. Während Weltmeister Mo Farah über 10.000 m Mitfavorit war und im Sprint Gold gewann, sorgte Weitspringer Greg Rutherford für einen überraschenden dritten Jubel-Orkan im proppenvollen Olympiastadion.

Pistorius: „Irre“

Das erste Leichtathletik-Wochenende der Spiele 2012 sorgte denn auch für eine mit Spannung erwartete Premiere: Prothesensprinter Oscar Pistorius erfüllte sich seinen Olympia-Traum und machte am Samstag im 400-m-Vorlauf gar die Halbfinal-Teilnahme klar. Dort schied der Südafrikaner, mehrfacher Paralympics-Sieger, am Sonntagabend als erster beidseitig beinamputierter Olympia-Teilnehmer allerdings aus. Nichtsdestotrotz lautete sein begeistertes Fazit: „Einfach irre, dieses Erlebnis.“