LeichtathletikBeim internationalen Meeting in Schifflingen meldet sich Bob Bertemes zurück in den Kampfmodus

Leichtathletik / Beim internationalen Meeting in Schifflingen meldet sich Bob Bertemes zurück in den Kampfmodus
Nach einem enttäuschenden Auftritt in Tokio gelang Bob Bertemes am Sonntag in Schifflingen mit 21,70 Metern ein richtiger Coup Foto: Editpress/Julien Garroy

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Bei der 18. Auflage des internationalen Meetings konnten die Verantwortlichen vom CA Schifflingen erneut ein namhaftes Teilnehmerfeld aufstellen. Besonders auf die beiden luxemburgischen Olympioniken Charel Grethen und Bob Bertemes waren alle Augen gerichtet, wobei der Letztgenannte sich nach seiner Enttäuschung von Tokio eindrucksvoll zurückmeldete.

In den Laufdisziplinen stand logischerweise die 800-Meter-Distanz mit Charel Grethen ganz klar im Fokus, nachdem der CSL-Athlet mit einem zwölften Platz im olympischen 1.500-Meter-Finale für Aufsehen gesorgt hatte. Nach den kräftezehrenden drei Läufen innerhalb von fünf Tagen und der Rückkehr samt Zeitumstellung entschied sich Grethen, nicht über 1.500 Meter, sondern nach über zwei Jahren erstmals wieder auf seiner früheren Paradedisziplin, den 800 m, zu starten. Nach dem Start reihte sich Grethen an vorletzter Position ein, um dann aber Platz für Platz gutzumachen und als Viertplatzierter mit allerdings schon einer größeren Lücke auf die letzte Stadionrunde zu gehen. Auf den letzten Metern musste Grethen aber den Strapazen der letzten Wochen Tribut zollen und lief als Siebter in 1:48,96 ein. Sieger wurde Marc Reuther, der Achte der deutschen Bestenliste, in 1:44,71. Reuther hatte dem Meeting-Direktor Luc Hensgen vor dem Lauf einen neuen Meeting-Rekord versprochen und freute sich umso mehr, dass ihm dies schließlich auch gelang: „Ich wollte dies unbedingt, hatte auch Glück, dass der Marokkaner (Moad Zahafi) so lange das Tempo vorgegeben hat. Für mich ist dies ein toller Saisonabschluss.“

Für Grethen war es hingegen nicht einfach, wieder in die 800 Meter hineinzufinden: „Es war schwierig, den richtigen Rhythmus zu finden, und die ersten 300 bis 400 Meter bin ich zu schnell angegangen. Die letzten 400 Meter waren daher hart und es lief insgesamt nicht wie erhofft.“ Dennoch war es für den 29-jährigen Olympia-Finalisten trotz einer nur kurzen Erholungspause enorm wichtig, sich dem heimischen Publikum zu präsentieren. „Für die ganze Unterstützung vor Tokio und während Tokio wollte ich etwas zurückgeben, und daher bin ich gerne hierher gekommen“, so Grethen, für den am 3. September das nächste große Rennen beim prestigeträchtigen Mémorial Van Damme ansteht, dann aber wieder über 1.500 Meter. Auch in Brüssel möchte sich der CSL-Läufer wieder von seiner besten Seite zeigen: „Ziel ist es, in der Gruppe mitzulaufen und eine gute Leistung abzuliefern. An die Zeit von Tokio heranzukommen, wird aber schwierig sein.“

Etwas Show bieten

Für den zweiten luxemburgischen Olympia-Teilnehmer lief es hingegen um Welten besser als in Tokio. Bei den Olympischen Spielen blieb Bob Bertemes mit 20,16 Metern klar unter seinen Möglichkeiten. In Schifflingen stieß der CAB-Athlet schon im zweiten Versuch die Kugel auf 21,18 Meter – was in Tokio fürs Finale gereicht hätte! Bei insgesamt fünf Versuchen blieb Bertemes mit einer beeindruckenden Konstanz über 21 Metern, wobei ihm im vierten Versuch mit 21,70 Metern die viertbeste Weite seiner Karriere gelang. Dabei ging Bertemes mit einer ganz anderen Einstellung in den Wettkampf: „Ich war eigentlich ein bisschen fertig und verspürte nicht mehr viel Lust, daher hatte ich seit Dienstag auch nicht mehr gestoßen. Aber bei diesem Meeting nehme ich immer gerne teil und wollte etwas Show bieten, um mich dem luxemburgischen Publikum zu präsentieren. Deswegen war ich entspannt – und dies war der Unterschied zu Tokio, wo ich zu verkrampft in den Wettkampf ging.“ Besonders freute sich der 28-jährige Kugelstoßer über seinen ersten Sieg in Schifflingen, auch wenn er sich mit einem Augenzwinkern ärgerte, dass er den Stadionrekord nicht wieder zurückholen konnte. Damit sorgte der Sportler des Jahres von 2019 für einen versöhnlichen Saisonabschluss, bevor wieder große Ziele anstehen: „Nächstes Jahr haben wir ein volles Programm, erst die Hallen-WM, dann noch die Outdoor-EM und -WM. Daher fangen wir im Oktober gemütlich wieder an, um ab Januar wieder in die Wettkämpfe einzusteigen.“

Bei diesem Meeting nehme ich immer gerne teil und wollte etwas Show bieten, um mich dem luxemburgischen Publikum zu präsentieren. Deswegen war ich entspannt, und dies war der Unterschied zu Tokio

Bob Bertemes, Kugelstoßer

Für ein weiteres Ausrufezeichen aus luxemburgischer Sicht sorgte Vivien Henz zwei Tage vor seinem 17. Geburtstag. Der CSL-Nachwuchsläufer erzielte im C-Lauf über 1.500 Meter in 3:48,25 eine nationale Bestleistung in den Altersklassen Cadets und Junioren.

Im 100-Meter-Lauf scheiterten die beiden Top-Favoriten Andrew Robertson (GBR), Vierter der diesjährigen Hallen-EM über 60 Meter, sowie Olympia-Teilnehmer Taymir Burnet (NED) überraschend bereits im Vorlauf, während Julian Wagner schon im Vorlauf mit 10,19 sowohl persönliche Bestzeit als auch deutsche Jahresbestzeit lief. Im Finale katapultierte sich Wagner mit sehr starken 10,11 gar auf Platz acht der ewigen deutschen Rekordliste und blieb mit der besten deutschen Leistung seit der Jahrtausendwende zehn Hundertstelsekunden über dem nationalen Rekord. Der 23-jährige Sprinter, dessen Olympia-Traum verletzungsbedingt geplatzt war, hatte sich in den vergangenen Wochen mühsam wieder zurückgekämpft und blickte im Ziel zuversichtlich in die Zukunft: „Ich hoffe damit auf dem besten Weg zu sein, um nächstes Jahr bei der Europameisterschaft in München mit dabei sein zu können.“

In Abwesenheit der neuen luxemburgischen Rekordhalterin Patrizia van der Weken, die sich kurzfristig zurückzog, gewann bei den Damen Lorene Bazolo eine Woche nach ihrem neuen portugiesischen Landesrekord (11,10) die 100 Meter in 11,27. Für einen der insgesamt fünf Meeting-Rekorde sorgte Olympia-Halbfinalistin Amandine Brossier über 400 Meter in einer Zeit von 52,49, blieb allerdings damit über eine Sekunde über ihrer Bestzeit. Im Diskuswerfen blieb der Kolumbianer Mauricio Ortega mit 63,89 m nur 19 cm hinter seiner Leistung von Tokio, die ihm dort Platz sieben bescherte.

Luc
23. August 2021 - 13.12

Solche Leistungen sollen auf der grossen Bühne aufrufbar sein und nicht bei einem kleinen Wurschtmeeting in der Minett. 21.7 m wäre Platz 5 in Tokyo gewesen