Formel 1Auf der Suche nach der Normalität: Hamilton verspürt „keinen Druck“

Formel 1 / Auf der Suche nach der Normalität: Hamilton verspürt „keinen Druck“
Lewis Hamilton will in Frankreich wieder angreifen Foto: Maxim Shemetov/AFP

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Nach zwei miserablen Wochenenden auf Stadtkursen steht Mercedes am Scheideweg. Kann das Weltmeisterteam auf der klassischen Rennstrecke in Le Castellet zurückschlagen?

Es war gewiss kein Zufall, dass sich Lewis Hamilton und Max Verstappen schon am Donnerstag den ersten Schlagabtausch lieferten. Seit das Coronavirus auch die Formel 1 seinen Regeln unterwirft, werden die Piloten in Zweiergrüppchen zur obligatorischen Pressekonferenz gebeten. Der Automobil-Weltverband FIA macht sich bei der Besetzung natürlich Gedanken. Bei der Paarung Hamilton/Verstappen lag die Idee auf der Hand: Hamilton steht nach zwei desaströsen Rennen mit nur sieben WM-Pünktchen beim Großen Preis von Frankreich im Titelkampf gegen Verstappen unter Zugzwang.

„Die letzten Rennen waren schwierig für uns“, sagte der Rekordweltmeister und Mercedes-Frontmann: „Ich freue mich, auf diese Strecke zu gehen. Es lief hier gut für uns in der Vergangenheit. Aber natürlich erwarten wir ein hartes Wochenende. Red Bull hatte in den letzten Rennen eine starke Pace, auch auf konventionellen Strecken.“

WM-Führung zurückerobern

Red-Bull-Star Verstappen, der in Baku in Führung liegend einen Reifenplatzer erlitten hatte und ausschied, stützte Hamiltons These: „Straßenkurse können tricky sein. Auf einer normalen Strecke weiß man mehr, was man zu tun hat. Ich erwarte Mercedes hier sehr stark – uns aber auch.“

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sprach im Vorfeld von den „schwersten Wochen, die ich als Teamchef erlebt habe“. Zum ersten Mal in der Turbo-Hybrid-Ära seit 2014 verpassten beide Mercedes-Piloten bei zwei Rennen in Folge das Podium.

Für Hamilton, der in Baku den möglichen Sieg durch das unfreiwillige Ausschalten seiner Bremsen wegwarf, riss die fast unheimliche Serie von 54 Rennen in den Punkterängen. Er verspüre deswegen „keinen Druck“, sagte er nun und feixte: „Max hat auf mich da auch keinen Druck gemacht, er war ja schon ausgeschieden.“ Der gab lachend zurück: „Ja, da war ich gerade im Krankenhaus zum Durchchecken.“

Natürlich klagt Mercedes auf hohem Niveau. Seit 2014 gingen sämtliche WM-Titel an die Silbernen. Auch vor dem siebten Saisonrennen in Le Castellet (Sonntag, 15.00 Uhr) ist noch nichts verloren: Hamilton liegt nur vier Punkte hinter Verstappen, in der Konstrukteurswertung beträgt der Rückstand 26 Zähler – theoretisch können die Titelverteidiger die WM-Führung in beiden Kategorien an diesem Wochenende zurückerobern.

Doch die Leistungen in Monaco und Baku waren deswegen alarmierend, weil sich der W12 in einem Fenster befand, in dem laut Wolff „nur jeweils einer unserer Fahrer das Vertrauen fand, um die Performance des Autos auszureizen – Valtteri (Bottas; Anm. d. Red.) in Monaco und Lewis in Baku.“ In einem engen Titelkampf müsse man aber aber bei jedem Rennen ein Auto bereitstellen, mit dem beide Fahrer ans Limit gehen können.

Die Hoffnung auf ein besseres Wochenende gründet sich auf die Rückkehr auf eine traditionellere Strecke. Auch darf Red Bull seit dem 15. Juni nur noch eingeschränkt auf den umstrittenen Flexiwing setzen, der in den Kurven für reichlich Abtrieb sorgt und sich auf den Geraden durch den Luftwiderstand in der Mitte so verbiegt, dass ein höherer Topspeed erreicht wird. Nicht zuletzt auf Intervention von Mercedes schaut die FIA nun genauer hin, die Toleranz der Flexibilität beim Heckflügel liegt nur noch bei 20 Prozent. (SID)