MotorsportFantastischer vierter Platz: Chris Leesch überzeugt beim 84. Bol d’Or

Motorsport / Fantastischer vierter Platz: Chris Leesch überzeugt beim 84. Bol d’Or
Große Freude bei Chris Leesch (Mitte) und seinen Teamkollegen vom Team RAC41 Chromeburner  Foto: Florian Meuret

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Zweifellos waren das Suzuki-Werksteam und BMRT 3D die Sieger des Wochenendes beim 84. Bol d’Or. Mit ihrem ersten Gesamt- bzw. Klassensieg der Superstock konnten sie auch die jeweilige WM-Wertung gewinnen. Doch über Platz vier (und somit zwei der Superstock) freute sich mit Chris Leesch auch ein Luxemburger riesig.

Nach dem unverschuldeten Ausfall in Le Mans in der zweiten Kurve startete das Team RAC41 Chromeburner dieses Mal mit Grégory Fastré vom 15. Startplatz aus vorsichtig in den 24-Stunden-Marathon. Ohne große Vorkommnisse lag das Feld nach anderthalb Stunden noch immer eng beieinander, als Chris Leesch die Honda CBR 1000RR-R Fireblade von Wayne Tessels übernahm und in sengender Hitze als Zwanzigster – Sechster der Superstock – auf den Circuit Paul Ricard rausfuhr. Im Tageblatt-Gespräch hatte er jedoch angekündigt, dass man bei allen Bedingungen um den Sieg mitfahren könne, und ließ sogleich Taten oder besser gesagt Rundenzeiten folgen. Meist als schnellster Superstockfahrer überholte er nach und nach direkte Konkurrenten und drückte mit sich leerendem Tank die „best lap“ des Teams um über eine halbe Sekunde. Als 15., aber vor allem zweites Superstockteam, lagen die Chromeburner nun wieder voll im Soll, als Chris Leesch nach seiner Dreiviertelstunde den Lenker übergab.

Während man auf der Strecke und in der Box um jeden Sekundenbruchteil kämpft, muss man zugleich jeden Fehler vermeiden. Zur Zwischenwertung nach acht Stunden (mit Bonuspunkten für die WM-Wertung) hatten sich durch Stürze bereits die Werksteams von Kawasaki, Honda und BMW aus dem Rennen um den Gesamtsieg verbschiedet. Das Team von RAC41 Chromeburner funktionierte jedoch wie ein Uhrwerk und lag mittlerweile auf Platz acht, als Chris Leesch kurz vor Mitternacht in seinen vierten Einsatz startete und es bald richtig wild wurde. „Es war ein mega Up und Down. Sehr chaotisch mit Regen, dann wieder trocken, wieder Regen“, erzählt der 26-Jährige nach dem Rennen über die spannende Nacht. Und seine Glanzleistung: „Ich war enorm gut unterwegs, es fällt mir ziemlich leicht, schnell den Rhythmus im Regen zu finden. Oder auch bei schwierigen, gemischten Bedingungen zu fahren.“

Glanzleistung in der Nacht

Nach fünf Runden mit Slicks fing der Regen an, drei Runden später wechselte er auf Slicks und während Yuki Takahashi mit Fabelzeiten auf der Werkshonda alle verblüffte – und so seinen frühen Sturz ausbügeln wollte, konnte einzig der Luxemburger in etwa mithalten. Schneller als die EWC-Teams, nahm Leesch den bisher souverän die Superstock anführenden BMRT 3D fünf Sekunden pro Runde ab. Beim Tankstopp kurz vor ein Uhr wurden dann nur die Reifen gewechselt und wieder Chris Leesch rausgeschickt. „Die Strecke war am Abtrocknen und in der Phase ist es besser, den Piloten draußen zu lassen, der das Feeling hat und gut drauf ist“, erklärte er später. Wie die Konkurrenz wechselte er etwas später sogar auf Slicks und erst um zwei Uhr morgens endete eine Glanzleistung, die auch den Fernsehkommentatoren aufgefallen war. Während etliche stürzten, hatte Leesch in insgesamt 130 Minuten die Honda auf den fünften Gesamtrang und in die Führung der Superstock manövriert.

Kurz danach rutschte der Niederländer Wayne Tessels erst auf Rang vier vor – und dann selber aus. Doch nach gut fünf Minuten konnte die Honda wieder raus zur Aufholjagd, hatte später aber ein, zwei kleine Elektronikprobleme. In den späten Nachtstunden kam es zum nächsten Regen, was Chris Leesch die nächste Doppelschicht bescherte, und im Morgengrauen sah das Klassement kurios aus. Mit Respektabstand zum souveränen Titelverteidiger auf Suzuki folgte das private Moto Ain Yamaha-Team und ein Block von sechs recht eng beieinanderliegenden Superstockteams, unter denen die Chromeburner nur noch Fünfte (Gesamt-7.) waren. Doch noch standen die letzten acht Stunden aus und die Nummer 41 drehte noch einmal auf. „Wir konnten dann morgens noch einmal auf Platz vier, Zweite der Superstock, nach vorne fahren. Was natürlich sehr stark ist, aber auch daran liegt, dass sehr viele gute EWC-Teams ausgefallen sind“, analysiert Chris Leesch und freut sich: „Das ist ein ganz großes Resultat fürs Team. Eine gute Revanche nach dem sofortigen Ausfall in Le Mans und den Problemen in Estoril. Es tut wirklich gut, auf dem Papier endlich eine Belohnung für das ganze Jahr Arbeit zu haben. Das Podest ist mehr als verdient und wir freuen uns bereits aufs nächste Rennen.“

Mit einer Glanzleistung in den chaotischen Nachtstunden brachte Chris Leesch sein Team weit nach vorne
Mit einer Glanzleistung in den chaotischen Nachtstunden brachte Chris Leesch sein Team weit nach vorne Foto: Florian Meuret