UngarnZweikampf der Opposition um das Duell gegen Orban

Ungarn / Zweikampf der Opposition um das Duell gegen Orban
Der konservative Provinzbürgermeister Peter Marki-Zay will Orban-Herausforderer werden Foto: AFP/Attila Kisbenedek

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Aus drei mach zwei: Nach dem Rückzug des Budapester Bürgermeisters ringen bei der Vorwahl von Ungarns Opposition die linke Klara Dobrev und der konservative Peter Marki-Zay um die Kür zum Spitzenkandidaten. Die offene Frage: Wer hat gegen Premier Orban im nächsten Jahr die besten Chancen.

Der Countdown zu der Parlamentswahl im kommenden April hat für Ungarns Opposition längst begonnen. Noch bis Samstag können ihre Anhänger bei der am Wochenende begonnenen Stichwahl darüber entscheiden, wen sie zu ihrem Spitzenkandidaten nominieren wollen. Nicht nur politische Vorlieben, sondern auch taktische Erwägungen dürften den Urnengang entscheiden. Die offene Frage: Wer hat gegen den allgewaltigen Premier Viktor Orban die besten Siegeschancen.

Der ursprüngliche Drei- ist zum Zweikampf geworden: Nach dem überraschenden Rückzug des Budapester Oberbürgermeisters Gergely Karacsony in letzter Minute werden die linksliberale Europaabgeordnete Klara Dobrev (DK) und der konservative Provinzbürgermeister Peter Marki-Zay die Kür zum Orban-Herausforderer unter sich ausmachen.

Bei der ersten Wahlrunde im September, bei der das aus sechs Parteien bestehende Oppositionsbündnis auch die Parlamentskandidaten für die 106 Wahlkreise küren ließ, lag die 49-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin Dobrev mit 34,8 Prozent vorn. Als Vorteil der Vize-Vorsitzenden des Europaparlaments gilt das gut organisierte Wahlhelfernetz ihrer landesweit relativ starken DK, als Wahlnachteil der erfolgreichen Geschäftsfrau ihre Familie.

Familie als Nachteil

Einerseits haftet ihrem Mann und Ex-Premier Ferenc Gyurcsany seit seinem 2006 an die Öffentlichkeit gelangten Geständnis, die Wähler jahrelang belogen zu haben, noch immer der zweifelhafte Ruf als der umstrittenste Regierungschef der Nachwendezeit an. Andererseits war ihr Großvater Antal Apro in der Ära des sozialistischen Autokraten Janos Kadar Dauermitglied im Politbüro der kommunistischen MSZMP.

Als Dritter des ersten Wahlgangs kam Marki-Zay zwar nur auf 20 Prozent der Stimmen. Doch nicht nur wegen der Unterstützung von zwei der drei ausgeschiedenen Kandidaten rechnet sich der Bürgermeister der ostungarischen Provinzstadt Hodmezövasarhely durchaus Siegeschancen aus: Nur er könne Orban bei der Parlamentswahl bezwingen, so sein Credo.

Tatsächlich hatte der siebenfache Familienvater als parteiloser Kandidat bei den Kommunalwahlen 2018 in seiner Geburtsstadt dem favorisierten Fidesz-Platzhirsch eine unerwartete Niederlage beschert – ein Husarenstück, das er als Herausforderer von Orban gerne wiederholen würde. Das tagelange, wenig souverän wirkende Tauziehen mit seinem Budapester Amtskollegen Karacsony, wer von beiden zugunsten des anderen auf eine Kandidatur verzichten sollte, könnte dem 49-Jährigen aber auch Stimmen gekostet haben.

Zwar hat der in der ersten Wahlrunde auf dem zweiten Rang rangierende Karacsony nun seine Wähler dazu aufgerufen, für Marki-Zay zu stimmen. Doch zumindest ein Teil seines grünalternativen Anhangs könnte eher für die linksliberale Dobrev als für deren konservativen Rivalen stimmen.

Regierungskritische Medien plagt derweil die Befürchtung, dass der vor der zweiten Stichwahl merklich verschärfte Stimmenstreit den Zusammenhalt des sehr heterogenen Oppositionsbündnisses gefährden könnte. Nach dem Ende der Vorwahlen müssten die Gewinner von allen Oppositionsparteien „bedingungslos unterstützt“ werden, fordert die linke Tageszeitung Nepszava.