Tetiaroa Wo schon Tahitis Könige Urlaub machten

Tetiaroa  / Wo schon Tahitis Könige Urlaub machten
Südseeidylle: Schon Tahitis Könige liebten die winzige Inselgruppe im Pazifik Foto: ANU

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Marlon Brandos Südseeparadies Tetiaroa wurde anscheinend bereits im 18. Jahrhundert als Urlaubsinsel genutzt. Archäologen stießen auf erstaunliche Funde, die zeigen, wie Tahitis Königsfamilie einst ihre Ferien verbrachte.

Tahitis Könige hatten anscheinend den gleichen Geschmack wie Hollywood-Star Marlon Brando: Sie liebten eine winzige Inselgruppe im Pazifik. Tetiaroa, ein rund 45 Kilometer nördlich von Tahiti gelegenes Atoll, das aus zwölf Inselchen besteht, hat all das, was man sich unter einem Südseeparadies vorstellt: Weiße Sandstrände, tiefblaue Lagunen und Palmen. Diese Kombination faszinierte Hollywood-Ikone Marlon Brando während Dreharbeiten so sehr, dass er das Atoll kurzerhand kaufte.

Doch er war nicht der einzige Liebhaber der Inseln, die heute zu Französisch-Polynesien gehören. Forscher der australischen Nationaluniversität in Canberra entdeckten nun, dass das winzige Atoll Jahrhunderte zuvor auch schon prominente Urlauber anzog. So stießen sie auf etliche Strukturen, die beweisen, dass die Königsfamilie des benachbarten Tahitis bereits im 18. Jahrhundert zum Ausspannen mit Kanus auf die Inseln reiste.

Normale Bürger hatten wohl keinen Zutritt

Unter den Funden der Archäologen sind ein großer Freiluftaltar, der wahrscheinlich für zeremonielle Zwecke und rituelle Opfergaben verwendet wurde, sowie zwei Bogenschießplattformen. Insgesamt stießen die Forscher auf 115 Strukturen, die sie nun zum ersten Mal auch kartierten. Vor allem die Bogenschießplattformen seien ein Hinweis, dass die Inseln der Elite vorbehalten gewesen seien, sagten die Forscher.

„Kein normaler Bürger hätte eine Bogenschießplattform besteigen dürfen“, erklärte der Archäologe Guillaume Molle. Bogenschießen sei in der tahitischen Gesellschaft ein sehr elitärer Sport gewesen, der für die Demonstration von Stärke, Macht (Mana) und Status eingesetzt worden sei.

Bogenschießen und „Mastrituale“

Das Korallenatoll habe eine sehr beeindruckende Landschaft und eine „Fülle an Fischen, Vögeln und Schildkröten“, sagte Molle. So sei es nicht verwunderlich, dass die tahitischen Häuptlinge „die hohen Vulkanberge und fruchtbaren Täler“ ihrer eigenen Insel verließen, um auf Tetiaroa auszuspannen. Während die Erwachsenen Bogenschießen praktizierten, seien ihre Kinder einer Art „Mastritual“ unterzogen worden, erklärte der Experte.

„Die Kinder wurden in einer speziellen Behausung untergebracht, damit sie nicht in die Sonne gingen“, sagte Molle. Außerdem seien sie über Wochen mit der kalorienreichen fermentierten Paste der Brotfrucht, gemischt mit Kokosnusswasser, gefüttert worden. Dies sollte dazu führen, dass die Kinder wohlgenährt aussahen und zudem eine hellere Haut als der Rest der tahitischen Bürger hatten, wenn sie ihnen als königliche Erben vorgestellt wurden.

Segelten die Tahitianer bereits nach Neuseeland?

Neben den Bogenschießplattformen entdeckten die Archäologen noch über 25 Zeremoniestätten, darunter einen der größten bekannten Freilufttempel (Marae) der Region mit einer Länge von 55 Metern und einer Breite von 8 Metern. „Er hat einen Hauptaltar oder Ahu, der heute ein bisschen wie ein riesiger Haufen Korallenblöcke mit einigen Innenfächern aussieht.“ Die Forscher vermuten, dass dieser möglicherweise verwendet wurde, um rituelle Opfergaben zu leisten. Dies könnte zum Ahnenkult passen, der in der polynesischen Kultur betrieben wurde.

Ein Fund, der die Forscher eher verwunderte, waren dagegen geschnitzte Vulkansteine. „Wir glauben, dass diese aus Tonga oder Neuseeland stammen könnten, das über 4.000 Kilometer entfernt liegt“, sagte Molle. Dies zeige einen enormen Einsatz von Arbeitskräften und Materialien, der nur von einem hochrangigen Menschen in der Gesellschaft initiiert werden konnte. Außerdem stießen die Forscher auf ovale Versammlungshäuser sowie Wohnhäuser und Gärten, die darauf hindeuten, dass die Königsfamilien sich durchaus auch länger auf Tetiaroa aufhielten.

Bis heute Spielplatz der Reichen und Mächtigen

Die paradiesischen Inseln verzauberten aber nicht nur die alten Tahitianer. Als der Hollywoodstar Marlon Brando das Atoll während der Dreharbeiten zu seinem Film „Meuterei auf der Bounty“ im Jahr 1962 entdeckte, verliebte er sich so sehr in die Inseln, dass er die französisch-polynesische Regierung fragte, ob sie ihm eine Sondergenehmigung zum Kauf des Atolls erteilen könnte.

Auch heute ist die Insel nach wie vor im Besitz der Familie Marlon Brandos. Er selbst verstarb 2004 im Alter von 80 Jahren. Insgesamt hat der Schauspieler ein Anrecht auf die Inseln für insgesamt 99 Jahre ausgehandelt. Heute befindet sich unter anderem das Brando Resort auf Tetiaroa, ein Hotel, in dem schon hochkarätige Gäste wie der ehemalige US-Präsident Barack Obama, Leonardo DiCaprio, Johnny Depp und Adlige aus aller Welt abgestiegen sind.